Kommunale Wärmeplanung in Gladbeck – Schlechte Erfahrungen!

Kommunale Wärmeplanung in Gladbeck - Schlechte Erfahrungen!
Blick auf den Stadtteil Rentfort-Nord mit der Gesamtschule in der Bildmitte. Viele Häuser werden dort zwangsweise mit Nachtspeichergeräten beheizt. Foto: Neue Gladbecker Zeitung

Die Ampel hat geblinkt und Verantwortung nach unten verschoben

28.06.2023 – Kommunale Wärmeplanung – Es hört sich zunächst gut an: Die Kommunen sollen Wärmepläne aufstellen. Denn dort hat man den Überblick und kennt die lokale Wärme-Infrastruktur am besten. Gladbeck hat damit allerdings schon vor einem halben Jahrhundert schlechte Erfahrungen gemacht.

Erst den Lobbyismus ausschalten

Als man den Stadtteil Rentfort-Nord baute gab es Bebauungspläne, die den Einbau von Kaminen in den neuen Häusern untersagten. Viele Wohnungs- und Hausbesitzer leiden dort noch immer unter dieser Vorschrift. Sie waren damals gezwungen, ihre Wohnungen mit Nachtspeicherheizungen auszustatten. Profitiert hat von dieser Maßnahme der RWE-Konzern, dessen Statthalter ein stadtbekannte SPD-Politiker war. Es gab zu der Zeit mehrere RWE-Mitarbeiter im Stadtrat, auch aus anderen Parteien. Unterstützt wurden sie von Kraftwerksmitarbeiter, die auch ein Interesse am Stromverkauf hatten.


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Die Nachtspeichergeräte gerieten lange Zeit als “Asbestschleudern” in Verruf, erst viele Jahre später wurden sie durch “saubere” Geräte ausgetauscht. Den Eigentümern war es aus Mangel an entsprechenden Schächten nicht möglich, auf Gas, Öl oder Fernwärme umzusteigen. Oft ist man sich in den Hausgemeinschaften auch nicht einig, wenn Alternativen (mit größeren Baumaßnahmen) diskutiert werden.

Kompetenz für die Wärmeplanung von außen holen!

Auch heute sitzen in der Lokalpolitik Mitarbeiter der Energiekonzerne. Sie alle bringen bestimmt Sachverstand mit ein. Doch schon wenn es um die Alternativen Fernwärme (Wasserdampf) und Wärmepumpe (Strom) geht, ist nicht auszuschließen, dass sich bei den Beteiligten die “Gene” ihrer Arbeitgeber durchsetzen. Hier gilt es, interessengeleitete Entscheidungen zu verhindern. Langfristig kann es erfolgreicher sein, auf diesen “örtlichen Sachverstand” zu verzichten.

Kommunale Wärmeplanung mit Bürgerbeteiligung

In den Aufsichtsräten der Energieversorger sitzen Ratsmitglieder, die dafür Geld bekommen und es gibt Ratsmitglieder, die dort ihrem Beruf nachgehen. Es ist nicht auszuschließen, dass bei der kommunalen Wärmeplanung Lobbyismus ins Spiel kommt. Deshalb wäre der Stadtrat gut beraten, eine Bürgerbeteiligung zu organisieren, durch die eine “interessengeleitete Wärmeplanung” verhindert wird.


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

2 Kommentare

  1. Es wiederholt sich ja schon, nur ist diesmal Gladbeck noch nicht direkt beteiligt. Aber die Entscheidung, in Scholven die Fernwärme mit einem Gas-Grundlast-Kraftwerk statt mit einer Großwärmepumpe und Grubenwasser zu erzeugen wirft schon ein paar Fragen auf. Wenn Gladbeck per kommunale Wärmeplanung nun noch entscheidet, ganze Stadtgebiete zusätzlich an diese Riesen-Gasheizung mit schlechtem Wirkungsgrad anzuschließen passt wieder alles. Wem nützt es wohl? Dem Klima sicher nicht.

  2. Ich kann die Sorgen und Ängste, die in dem Artikel zur kommunalen Wärmeplanung zum Ausdruck kommen, nur unterstreichen. Als vor 30 Jahren das Technologiezentrum Wiesenbusch an Gas angeschlossen werden sollte, um konventionell zu heizen, grätsche RWE mit abenteuerlichen Methoden in die Frage der Heizung. Gegen alle technische und kommerzielle Vernunft setzte RWE schließlich durch, dass der gesamte Bau elektrisch geheizt wurde. Das hat der Stadt über Jahre hinaus ganz erheblich viel Geld gekostet, und damit die Nutzer des Technologiezeitraums auch. Agitator war damals ein Doppelmandatsmann. Er war sowohl RWE-Mitarbeiter als auch Spitzenpolitiker der herrschenden Partei. Ein solches Spiel, darf sich in Gladbeck wirklich nicht mehr wiederholen.

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