Gladbeck: A52-Tunnel soll jetzt 383,4 Mio. Euro kosten – Teil 1

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A52 in Gladbeck: Perspektive für die Beerdigung
Es ist an der Zeit, die A52 und das gigantische Autobahnkreuz zu beerdigen. Vor 10 Jahren haben die Gladbecker in einem Ratsbürgerentscheid den Autobahnbau abgelehnt. Inzwischen haben sich die Parameter deutlich zu Lasten des Autobahnbaus verändert. Bild: Autobahn GmbH

Der Bund beschert dem Armenhaus des Ruhrgebiets einen Tunnel

23.06.2021 – Gladbeck: A52-Tunnel – Gladbecks Harz 4 – Bezieher, überschuldete Familien, Senioren und Behinderte ohne passenden Wohnraum machen derzeit Freudensprünge. Denn seit einigen Tagen ist klar, der Bund beschert unserer Stadt einen Tunnel für die A52 durch Gladbeck. Noch vor wenigen Monaten hat der Bund die Kosten für das Betonprojekt mit 129 Mio. Euro beziffert. Das ist Schnee von gestern. Jetzt stehen 383,4 Mio. Euro im Raum.




Kostensteigerungen sind zu erwarten

Die Neue Gladbecker Zeitung wollte es genau wissen und hat bei der Autobahn GmbH des Bundes nachgefragt. Michael Faubel, Teamleiter Planung, dazu: „Da die Entwicklung der Baupreise inkonstant und schwankend ist, kann ich zu der weiteren Kostenentwicklung keine belastbare Aussage treffen.“ Nun, dann wollen wir mal selbst eine vorsichtige Schätzung wagen. Die 383,4 Mio. sind der Berechnungsstand von 2020. Baubeginn für die Teile 1 (von der A42 bis zur A2) und den Teil 2 (das Autobahnkreuz) soll 2023 sein, mit einer Bauzeit von vier Jahren. 2027 soll dann mit dem Teil 3 (dem Tunnel) begonnen werden – Bauzeit acht Jahre. Wir sprechen also von einem Zeitraum von 15 Jahren: 2020 – 2035.

Der Tunnel wird 500 Mio. kosten und nicht 383,4 Mio.

Die Inflationsraten der letzten 15 Jahre belaufen sich nach Berechnungen des Bundesamtes für Statistik in der Summe auf = 21,4 % (2007 bis 2021), das ist ein Jahresschnitt von 1,43 %. Wechseln wir nun zur Zinseszinsrechnung. Sie können gern nachrechnen: die Kosten steigen auf 474.1 Mio. Euro und zwar nur inflationsbedingt. Schlagen wir noch mal 5 % für unvorhergesehene Bau-Probleme auf, dann liegen wir bei einer realistischen Summe von 500 Mio. Euro. Das ist auch die Summe, die vom Gladbecker Bürgerforum e.V. immer genannt wurde.

Gladbeck: A52-Tunnel 6 Mio. Euro preiswerter als eine offene Galerie

Die Autobahn GmbH des Bundes forciert nun das Tunnelprojekt, weil nach internen Berechnungen der Bau einer offenen Galerie noch teurer geworden wäre. Michael Faber dazu: „Bei der Kostenermittlung zur Galerievariante wurden 389,6 Mio. Euro ermittelt. Also knapp 6 Millionen Euro mehr, als bei er Tunnelvariante.“

Soweit die Kostenfrage, bitte lesen Sie heute noch die weiteren Berichte zu anderen Aspekten des Tunnelbaus zu Gladbeck.

Die Autobahn GmbH informiert hier über die Planung

NGZ: Gladbeck – Der Tunnel, das Kreuz und der Zubringer – Teil 2


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3 Kommentare

  1. Was interessieren uns in Gladbeck die Klimaveränderungen?: Wir machen einfach weiter, wie bisher: Noch mehr Beton und Asphalt, breite Autobahnen, Bausubstanz (historisches Bauernhaus) gnadenlos zerstören – mit Vollgas in die Katastrophe….wenn es dann ernst wird, da finden sich bestimmt einige Schuldige

    • Hallo Hr. Braczko,
      alle Ihre Argumente kann ich genauso gut nachvollziehen, jedoch werden nach jahrelanger Erfahrung, diese meist roten Vollpfosten ihre Verantwortung an die folgende Generation abtreten.
      Es sollte einfacher über die Kosten der in Aussicht gestellten Baumaßnahmen gehen. Angesichts der dringend anstehenden Renovierungen div. Autobahnbrücken wird wohl kaum noch Geld für unnötige Ortsdurchfahrten durch Gladbeck bei vorhandenen Umgehungen über das Recklinghausener-Kreuz bezahlbar noch sinnvoll sein.

  2. Grundlage für die Zulassung von Straßenbaumaßnahmen des Bundes ist ihr nach festen Regeln ermitteltes Nutzen-Kosten-Verhältnis. Mit der Schätzung von 2015 /2016 konnte die A52 durch Gladbeck mit einem Nutzen-Kosten-Faktor von 1,1 gerade noch so in den Vorrangkatalog der langfristigen Bundesplanung aufgenommen werden. Die jetzt abgeschätzten Kosten der Planer übersteigen diese Prognosen, die dem aktuellen Verkehrswegeplan und dem Bundesfernstraßenausbaugesetz von 2016 zugrunde gelegt wurden, um fast 300 %. Das bedeutet: Die Kosten überwiegen den verkehrlichen Nutzen um ein Vielfaches, der Bund darf die A52 aufgrund seiner eigenen Regeln nicht mehr bauen. Da nach den gesetzlichen Bestimmungen die planerischen Festlegungen von 2016 unmittelbar nach der Bundestagswahl überprüft werden müssen, bedeutet die Erklärung der Autobahn GmbH im Klartext: Demnächst ist der Traum von der A52 zwischen Essen und Buer beendet.

    Schon deshalb ist die aktuelle Debatte um die A52 auf Gladbecker Stadtgebiet gespenstig. Anders als es ein paar Gladbecker darstellen, hat die Bundesregierung die angebliche feststehende Tunnellösung nicht mitgetragen. Der Vorstoß ist eine eigenständige Initiative der bundeseigenen Bauunternehmung. Ihre Manager wollen ihre seit Jahren verfolgten und erkennbar nicht zielführenden Planungen nicht in die Tonne klopfen. Sie wollen ihre Planungsarbeiten trotz der veränderten Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Politik unbedingt über die anstehende Bundestagswahl retten. Das ist menschlich verständlich, zumal da das Leitungspersonal der für Westdeutschland zuständigen Abteilung des Unternehmens ohne Veränderung von dem im Bundesstraßenbereich nicht mehr zuständigen NRW-Landesbaubetrieb („Straßen NRW“) übernommen wurde. Die Erklärung ist eine Verzweiflungstat: Mit ihr wollen die betroffenen Damen und Herren ziemlich hilflos und gezielt gegen ihren Gesellschafter Pflöcke einschlagen, bevor ihnen die neue Bundesregierung in den Arm fällt. Wie so ein Regierungs-Stopp mit einem Federstrich aus Berlin über die Bühne geht, haben die Duisburger beim fest geplanten Bau des A59-Tunnels durch Meiderich erfahren müssen.

    Den Autoren der Pressemitteilung geht es in Verkennung ihrer Position darum, das heute noch CSU-geführte Verkehrsministerium aus der Reserve zu locken. Ganz offensichtlich haben die zuständigen Organe der Bundesregierung noch keine Entscheidung über Bau und Finanzierung der A52 getroffen. Die auf der Website der GmbH aufgestellte Behauptung einer informellen Abstimmung „mit dem Bund“ (wer ist das?) ist eine rechtlich und politisch unerhebliche Augenwischerei. Abgesehen davon, dass verbindliche Vereinbarungen mit Bundesbehörden nach zwingendem Recht in Schriftform erfolgen müssen, darf die Entscheidung des Bundes nach den Regeln des Planungsverfahrens für Bundesfernstraßen erst auf der Basis eines fertig gestellten Planfeststellungsantrages erfolgen. Und der soll, so die GmbH-Erklärung, erst 2022 vorliegen.

    Die Behauptung der Berliner Firma, der Bau der A52 werde schon 2023 beginnen, setzt dem Verwirrspiel die Krone auf. Sie ist angesichts des noch des noch nicht spruchreifen Planfeststellungsverfahrens geradezu abenteuerlich. Die bisherigen Verfahren für den Süd- und Mittelabschnitt des A52-Lückenschlusses laufen schon seit mehr als ein Jahrzehnt, Ende offen. Offenbar wollen die Autoren der Erklärung mit der Ankündigung eines so in Deutschland nicht möglichen Schnellschusses die Bundesregierung und betroffene Anwohner, verantwortungsbewusste Gladbecker und Umweltschützer gleichermaßen vor den Kopf stoßen. Motto: Euer Widerstand gegen die Zerstörung der Gladbecker Lebensqualität durch die A52 ist zwecklos. Wir bauen sowieso. Das nennt man gemeinhin Chuzpe.

    Auf den ersten Blick ist nicht verständlich, warum die Gladbecker Rathaus-Strategen das Berliner Spiel nicht durchblicken und so tun, als werde die A52 jetzt bald gebaut, zumal da die Essener SPD und verdeckt auch die Essener CDU sich von der A52 auf ihrem Stadtgebiet schon verabschiedet haben. Aber auch hier muss man die Ursache im Menschlichen suchen. Führungskräfte der Gladbecker Verwaltung, die sich gerade für leitende Positionen in größeren Städten vorbereiten, brauchen wohlklingende Erfolgsmeldungen. Dafür gibt ihnen die Bau-GmbH des Bundes eine Steilvorlage. Mit der Sorge um das Wohl der Bürger hat ihr Verhalten nur wenig zu tun. Dass die Mehrheit des Rates das Spiel nicht durchschaut, ist bedauerlich.

    Ich bleibe dabei: Die A52 mit ihren mehr als doppelt so vielen Autos wie heute mitten durch die Stadt und dem zu erwartenden Lärm, Feinstaub, unbeherrschbaren Immissionen, der Vernichtung von Natur und Landschaft und den jahrelangen Einschränkungen für viele Gladbecker ist unnötig. Sie wäre allenfalls ein Bonbon für den Fernverkehr und vielleicht auch für die Unternehmen im Industriepark Marl. Für Gladbeck wäre sie das größte Desaster des Jahrhunderts. Die Berliner Aktion, mit der einige Insider nach einem Strohhalm greifen, gibt mir allerdings die Zuversicht, dass Gladbeck so liebenswürdig bleibt wie bisher und noch attraktiver werden kann als gestern und heute. Ohne A52.

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