1.556 freie Ausbildungsplätze im Kreis Recklinghausen

1.556 freie Ausbildungsplätze im Kreis Recklinghausen
Noch zu haben: Ausbildungsplätze im Kreis Recklinghausen – Noch gesucht: Azubis. Foto: NGG | Tobias Seifert

Reichlich Azubi-Chancen im Kreis Recklinghausen

NGG startet Lockruf zur Ausbildung: „Wirtschaft braucht neuen ‚Azubi-Mut‘“

25.07.2024 – Ausbildungsplätze – Im August geht es los: Das neue Ausbildungsjahr startet. Doch viele Betriebe im Kreis Recklinghausen sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch 1.556 freie Ausbildungsplätze registriert. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. „Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen im Kreis Recklinghausen noch 54 Ausbildungsplätze. Und in der Gastronomie und Hotellerie warten 38 Ausbildungsstellen im Kreis Recklinghausen auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern – und das mit internationalen Kontakten“, sagt Martin Mura von der NGG Ruhrgebiet. Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Mura.


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Ausbildungsplätze sind sicherer Einstieg in berufliche Zukunft

Der Geschäftsführer der NGG Ruhrgebiet rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Mura wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Martin Mura. Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung im Kreis Recklinghausen und der Region enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere.

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Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. „Außerdem kann man auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufsatteln“, sagt NGG-Geschäftsführer Mura. Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Einbahnstraße“. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastro-Branche würden sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement anbieten.

Einfach mal beim Betrieb Deiner Wahl anfragen

Der Geschäftsführer der NGG Ruhrgebiet rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direkt-Akquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind enorm gut. Es bringt etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: ‚Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?‘ Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Mura.

Denn der Azubi von heute sei die Fachkraft von morgen. Und ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben: „Es ist einfach schlecht für die Produktivität, aber auch fürs Betriebsklima, nicht rechtzeitig für den eigenen Nachwuchs zu sorgen“, so Mura.

„Träge“ Nachwuchsförderung

Die NGG Ruhrgebiet kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ im Kreis Recklinghausen. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. „Die Wirtschaft braucht einen neuen ‚Azubi-Mut‘. Den muss man dann allerdings auch politisch unterstützen: Wenn ein Betrieb einen Azubi nach der Ausbildung übernimmt, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben“, fordert Martin Mura.

Die NGG Ruhrgebiet setzt sich außerdem für „mehr Azubi-Komfort“ ein: „In den Branchen, in denen es noch kein Azubi-Ticket gibt, machen wir uns dafür stark. Ebenso für freie Tage zur Vorbereitung von Zwischen- und Abschlussprüfungen“, macht Mura deutlich. Vor allem müssten sich aber auch die Betriebe einen „Pro-Azubi-Push“ geben: „Je nach Branche ist da schon einiges zu optimieren. Das Klima – in den Küchen zum Beispiel – muss besser werden. Bei einem rauen Ton machen viele Jugendliche die Schotten einfach schnell dicht. Und die Generation Z erwartet einen – soweit es geht – digitalisierten Ausbildungsplatz“, so Mura.

Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen: „Sie sollten versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führen. Aber auch, dass sie mehr Praktika anbieten. Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, erklärt Martin Mura. Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich viele Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Außerdem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“.


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