Stadtspiegel baut bewährtes Personal in Gladbeck ab

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Stadtspiegel baut bewährtes Personal in Gladbeck ab
Die letzte Ausgabe (28.01.23) des Stadtspiegel Gladbeck mit Uwe Rath. Foto: NGZ

Presselandschaft wird in Gladbeck „eintöniger“

Von Matthias Raith

29.01.2023 – Stadtspiegel – Von 2014 bis 2020 hatte ich im Rahmen meiner Hier den Newsletter der Neuen Gladbecker Zeitung bestellenehrenamtlichen Tätigkeit als Sprecher des Gladbecker Bürgerforums ständigen Kontakt zu Uwe Rath. Zu der Zeit war die von mir vertretene Bürgerinitiative die stets öffentlich präsente Speerspitze gegen den für die Zukunft von Umwelt und Menschen zerstörerischen Bau der A 52 auf Gladbecker Stadtgebiet.

Grund meiner Kontakte zum Stadtspiegel war nicht nur, dass er wesentlich mehr Gladbecker erreichte als die bezahlte Frühstückszeitung. Vielmehr habe ich in intensiven Gesprächen mit dem Macher des lokalen Anzeigenblättchens das Staunen gelernt, über seinen nicht erwarteten Kenntnisstand, sein lokalpolitisches Engagement und sein Rückgrat.

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Sachkunde von Uwe Rath imponierte

Uwe Rath hat sich damit mir gegenüber Sympathie und Wertschätzung verschafft. Als bestens informierter Gladbecker bewies Rath stets einen unverstellten, kritischen Sachverstand und darauf basierend ein treffendes Analysevermögen: gegen das unnötige und für alle Betroffenen schädliche Autobahn-Vorhaben. Sein Ehrenamt bei der Gladbecker Feuerwehr gab ihm zusätzliche, bedeutsame Argumente in Sachen Sicherheit und Rettungswesen an die Hand. Sie allein befördern die A52 durch die Gladbecker Innenstadt ins Reich der unrealistischen Träume. Auch wenn die Gladbecker Altparteien vor Argumenten zurückschrecken und ihre Paladine im Rathaus den Tunnel nach wie vor mit Steuergeld in siebenstelliger Höhe propagieren.

Gladbecker Stadtspiegel hob sich von anderen Anzeigenblättchen ab

Die Pressemitteilungen des Bürgerforums zur A 52 veröffentlichte Uwe Rath kontinuierlich über mehrere Jahre. Nicht zuletzt damit gab er dem Stadtspiegel ein politisches Gepräge, das sein Blatt haushoch vom üblichen Niveau der Anzeigenblättchen im Ruhrgebiet abhob. Mit mehreren ausführlichen Interviews gab er Argumenten und Zusammenhängen öffentlichen Raum, die ausschlaggebend für eine nüchterne Beurteilung waren. Politik und Presse wollten die trotz des komplexen Vorhabens aus der Zeit des vergangenen Jahrhunderts nicht in ihr holzschnittartiges Schlagzeilen-Pro-und-Contra einbeziehen.

Das Anzeigenblatt blieb immer fair und hätte Vorbild für die Tageszeitung sein können

Es ist paradox: mit seiner Berichterstattung hob sich – Uwe Rath sei Dank – das Gladbecker Anzeigenblatt sehr wohltuend von der Gladbecker Bezahlpresse ab, obwohl viele Presseleute das kostenlos verteilte Blättchen als unbeliebtes Übel von oben herab scheel angucken. Die Traditionszeitung strich in der Regel nicht nur kritische Äußerungen des Bürgerforums gegenüber der Gladbecker Politik und Verwaltung. Offenbar legte man die Meinungsäußerungen besorgter Bürger vor den Druck auch den autobahnverliebten Lautsprechern im Rathaus vor. Im Ergebnis wurden damit Presseerklärungen des Bürgerforums zu Gelegenheiten für die mit Steuermitteln bezahlten Autobahnfans, die Meinungen ihrer Bürger in einem Aufwasch als falsch abzutun.

Tageszeitung zeigte dagegen subalternes Verhalten

Nebenbei bemerkt: als ich eine Redakteurin auf diese Vorgehensweise ansprach, erklärte sie mir unverblümt, dass kritische Äußerungen gegenüber Politik und Verwaltung Beschwerden aus dem Rathaus direkt bei der Chefetage der Verlagsleitung auslösten. Das würde sie zu Zeit aufwendigen Stellungnahmen zwingen. Dann passe man sich lieber an. Bis heute ist es mir unverständlich, wie eine solche Praxis subtil, aber offenbar wirksam einen die für einen demokratischen Diskurs unverzichtbare Wahrnehmung journalistische Aufgaben einschränken kann. Eigentlich kann man derartige Mechanismen nur mit der Kündigung der Frühstückszeitung begegnen.

Auch den Clinch mit Roland scheute Rath nicht

Uwe Rath, so schien es jedenfalls eine lange Zeit, war da aus anderem Holz geschnitzt. Zivilcourage gab er beim Betreten seines Büros offenbar nicht ab. Aus einem Vieraugengespräch bleibt mir unvergessen der Rathsche Bericht über ein von Bürgermeister Roland eingefädeltes, konspiratives Treffen in einer Gladbecker Kneipe. Raths dort mit einem Kraftausdruck auf den Punkt gebrachte Meinung zur wenig ehrlichen A 52-Politik des Verwaltungschefs dürfte Herrn Roland nicht gefallen haben. Sein persönlich vorgetragener Versuch, den Stadtspiegel auf Linie zu bringen, war damit erst mal gescheitert.

Anweisungen aus der Verlagsleitung blieben nicht aus

Irgendwann stoppte der Stadtspiegel dann aber doch jegliche Berichterstattung zur A 52, soweit sie nicht den amtlichen Vorgaben entsprach. Als ich deshalb zu einem spontanen Höflichkeitsbesuch im Redaktionsbüro auf der Hochstraße erschien, sagte mir Uwe Rath dazu schmallippig nur einen Satz: „Pressefreiheit ist heute leider nicht mehr das, was viele darunter verstehen“. Wie recht er doch hatte! Sein journalistisches Wirken in vielerlei Hinsicht, das der Konkurrenz und dem Verlagskonzern nicht gefallen konnte, erhielt für ihn eine existenzielle Dimension. Seine Umsetzung nach Bottrop und seine aktuelle Freistellung sind weitere Bausteine einer üblen Demontage von einem, der nicht mit dem Strom schwimmen wollte.

Onlinezeitung könnte die Lücke etwas schließen

Mit dem Ausscheiden von Uwe Rath verliert die Gladbecker Zivilgesellschaft eine wichtige und unverzichtbare Stimme der veröffentlichten Meinung. Dem Stadtspiegel hat Funke-Medien damit die Flügel gestutzt, ein für alle Male. Die traditionelle Druckpresse dürfte angesichts ihrer chronischen Unterfinanzierung, der daraus folgenden Personalknappheit und wegen ihrer vielschichtigen Verflechtungen mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft wohl kaum mehr in der Lage sein, wirklich unabhängig zu berichten, wie man es von ihr erwarten könnte.

Eine kleine Hoffnung für aktive Gladbecker Staatsbürger (es gibt sie noch!) könnten elektronische Medien, wie zum Beispiel die „Neue Gladbecker Zeitung“ sein. Sie brauchen aber mehr ein verändertes Verhalten bei der Informationsbeschaffung, größere Aufmerksamkeit und „feed back“ der Gladbecker Bürger, mehr (kostenlose) Abonnements des Newsletters, mehr Personal, mehr Geld (über Anzeigenkunden) und nicht zuletzt – journalistischen Mut. Der ist heute, weiß Gott, nicht mehr selbstverständlich. Uwe Rath lässt grüßen …


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

4 Kommentare

  1. **dass kritische Äußerungen gegenüber Politik und Verwaltung Beschwerden aus dem Rathaus direkt bei der Chefetage der Verlagsleitung auslösten. Das würde sie zu Zeit aufwendigen Stellungnahmen zwingen. Dann passe man sich lieber an**

    Das man seitens der hier nicht namentlich genannten Waz Gladbeck wohl offentsichtlich
    n i c h t dem Journalistischen Auftrag – Information an Bürgerschaft – rühmt, was sehr sehr traurig ist, könnte man eigentlich derart Blatt gleich mit einstampfen !
    yyyyyyyyyyyyy
    Bei nur noch ca. 6.000 Abonennten und ca. 76.000 EW in der der Stadt; ist derart anscheinend, bei nicht qualifizierte „teurer Zeitung “ schon eine Frechheit was die
    sich leistet an „Qualität“ ;
    yyyyyyyyyyy
    Eben wie ein SPD ~~ Verwaltungs-Hausblatt~~ wird agiert !!

  2. Die Gladbeck Firmen und Bürger sollten darauf, auch keine Anzeigen mehr im Stadtspiegel schalten. Und damit ein Zeichen setzen das Gladbeck eine Stimme braucht.

  3. Die letzte Stelle der offenen Worte wurde zu Grabe getragen!

    Nun müssen wir damit leben, dass nur noch Informationen der WAZ und der Stadtverwaltung die Bürger erreichen, die weich gespült sind und die Realität nicht wiedergeben

  4. Man kann sich dem Kommentar von Matthias Raith nur vollumfänglich anschließen.
    Es gibt keine freie gedruckte Presse mehr in Gladbeck.
    Die Stadt hat über Jahrzehnte ihre Politik nicht geändert, missliebige Bürgermeinungen mit allen Kräften zum Schweigen zu bringen. Dabei wurden und werden leider auch alle guten Ideen und Chancen für die Stadtentwicklung unterdrückt und ein riesiges Potential ehrenamtlicher (und kostenloser !) Denkarbeit verschenkt.
    Man könnte die Vorschläge und Korrekturen aus der Bürgerschaft auch aufgreifen, fair diskutieren und aktiv weiterentwickeln. Aber dazu muss wohl der Abbruchbagger, statt in die Stadt, zuerst in einige Betonköpfe der Politik und Verwaltung geschickt werden…

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