Stadtspiegel kündigte langjährigem Redakteur aus Gladbeck

Stadtspiegel kündigte langjährigem Redakteur aus Gladbeck
Der Stadtspiegel wirft nicht nur Leute kurz vor der Rente raus, sondern zieht sich jetzt auch aus den sozialen Medien zurück. Bild: Screen von der FB-Seite des Stadtspiegel Gladbeck.

Nach fast 39 Jahren ab ins vorzeitige Aus!

28.01.2023 – Stadtspiegel – Der Erscheinungstag der Hier den Newsletter der Neuen Gladbecker Zeitung bestellenletzten Ausgabe der Ruhrnachrichten mit Gladbecker Lokalteil war der 31. März 2006. Zwei Verlage hatten den Markt unter sich aufgeteilt. Und seitdem gibt es in vielen Städten nur noch eine Tageszeitung. Was vor siebzehn Jahren begann, findet nun die Fortsetzung beim Gladbecker Anzeigenblatt, dem Stadtspiegel.

Gladbecker Stadtspiegel war mehr als nur ein Anzeigenblatt

Es ist Uwe Rath, dem Chefredakteur,  zu verdanken, dass der Stadtspiegel Gladbeck sich wohltuend von den Anzeigenwüsten abhob, die in den Nachbarstädten lediglich mit Taubenzüchternachrichten garniert waren. 38 Jahre und 7 Monate gab der ortsansässige Redakteur alles. Der von ihm gemachte redaktionelle Teil war sehr oft aktueller und informativer als die Tageszeitung. Deren Redakteuren war der Stadtspiegel immer ein Dorn im Auge. Obwohl er zum gleichen Konzern gehörte, mit Beteiligung der Konkurrenz. Oft wurde Rath vom Verlag gebremst und zur Zurückhaltung aufgefordert.

Uwe Rath verabschiedet sich auf Facebook von seinen LeserInnen

In einem Facebook-Post von gestern schreibt der ehemalige Stadtspiegelredakteur: “Als ich im Sommer 1984 nach Gladbeck kam, war ich der jüngste festangestellte Redakteur des Verlages. Heute bin ich ein altes “Schlachtschiff”. Es gab Leser, die sich mit meiner Berichterstattung und schon gar nicht mit meinen Kommentaren anfreunden konnten. Es gab aber auch Leser, die mir zugepflichtet haben.

In Erinnerung bleiben werden auf jeden Fall die vielen netten Menschen, die ich in all den Jahren kennenlernen durfte. Menschen, die meine Frau und mich in dem Beschluss gestärkt haben, unseren Lebensabend in Gladbeck verbringen zu wollen. Denn wir schätzen Gladbeck als liebens- und lebenswerte Stadt. Daher wurden aufkeimende Umzugspläne wieder verworfen.”

Auflagen der Tageszeitungen schrumpfen rasant – Stadtspiegel konstant

Den Stadtspiegel gab es bis vor einem Jahre zweimal wöchentlich. Er wurde kostenlos in über 30.000 Haushalte gebracht. Dann wurde die Mittwochsausgabe gestrichen. Die verbleibende Samstagsausgabe kompensierte nicht den Verlust, auch sie wurde dünner. Ein Pluspunkt war für viele der wöchentlich beiliegende Aldi-Prospekt. Auch die Todesanzeigen (preiswerter als in der WAZ) nahmen immer breiteren Raum ein.

Im letzten Quartal 2005 verkauften die Gladbecker Ruhr Nachrichten 2.347 Zeitungen und die konkurrierende Gladbecker WAZ 14.217. Im ersten Quartal 2006 stiegen die Verkaufszahlen der WAZ auf 14.429 Exemplare. Nur wenige RN-LeserInnen wechselten also. Inzwischen – so sagen Insider – ist die Auflage der Gladbecker WAZ auf unter 6.000 geschrumpft.

Man kann sich auch totsparen

Dass der Funke-Verlag nur noch auf die Optimierung seiner Rendite achtet, ist nicht zu übersehen.

> ältere Mitarbeiter sind zu teuer und man “mustert sie aus”
> die Stadtspiegel-Ausgaben sind halbiert (nicht nur in Gladbeck)
> Redakteure “bündelte” man , sie waren plötzlich für Städte zuständig, die sie nur vom Hörensagen kannten
> Ausfälle (z.B. wegen Schwangerschaft) werden durch Abordnungen aus anderen Redaktionen kompensiert
> die Arbeit einer verrenteten Redaktionssekretärin muss eine Sekretärin aus der Nachbarstadt mit übernehmen
> die Geschäftsstelle das Stadtspiegels gibt es schon lange nicht mehr – der Redakteur musste von Bottrop aus arbeiten
> der WAZ-Leserladen ist aufgelöst. Offensichtlich ist der Kontakt zum Leser nicht gewünscht.

Dankbarkeit ist für die Funke-Gruppe ein Fremdwort

Zwei Jahre vor dem regulären Renteneintritt wurde dem Gladbecker Redakteur (im Herbst letzten Jahres) zum 31. Januar 2023 gekündigt. Nicht nur ihn trifft es. Der Personalabbau im Konzern ist immens. Die Angst geht in der Restbelegschaft um. Wer ist der Nächste?

Hinweis: Mahnwache am nächsten Dienstag

Unter dem Motto „10 Jahre Zombie-Zeitung“ lädt der DJV-NRW für Dienstag, 31. Januar, 11.55 Uhr zu einer Mahnwache anlässlich der Schließung der Redaktionen der Westfälischen Rundschau Ende Januar 2013 ein.

Man trifft sich dafür um fünf vor 12 auf dem Jakob-Funke-Platz in 45127 Essen, um gegen die bis heute anhaltende Sparmaßnahmen der Funke-Mediengruppe im Lokaljournalismus zu protestieren. Julia Becker verkündete im vergangenen Jahr, dass die Spar-Axt im Lokalen, wie sie derzeit in allen Redaktionen Funkes eifrig wütet, ein Fehler ist. Leeren Worten müssen nun Taten folgen. Daran werden wir die Geschäftsführung am Dienstag gemeinsam erinnern. Wir fordern: Mach’s besser, Funke!

Medienentwicklung in Gladbeck


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

1 Kommentar

  1. Offensichtlich ist der Kontakt zum Leser nicht gewünscht.##
    yyyyy
    Seitens der Redaktion auch nur, wenn man Leserschaft auffordert z.B. Urlaubsbilder o.ä.
    zu schicken;
    die Waz Leute sieht man doch so gut wie nie unterm dem normalen, mehr als 20 meter
    außerhalb ihrer Redaktion !

    Anschreiben o.ä. auf Fragen werden GRUNDSÄTZLICH nicht beantwortet, DA steht man drüber,
    man ist doch von der Waz ??
    Derart Verhalten zieht sich also schon vom Vorstand durch bis in die örtl. Redaktion.
    Und kritische Fragen oder Nachfragen werden genau so wenig beantwortet !
    ARROGANZ ist das Stichwort in Sache Waz !

    Bin gespannt wann die Printausgabe auch in GLA verabschiedet ??
    Lange wirds nicht mehr wären.

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