Heizen mit Fernwärme in Gladbeck – ein unverständlicher Hype

Heizen mit Fernwärme in Gladbeck - ein unverständlicher Hype
Fernwärmeleitungen in Gladbeck-Zweckel. Foto: Neue Gladbecker Zeitung

Fernwärme ist in Gladbeck alles andere als umweltfreundlich

30.06.2023 – Heizen mit Fernwärme – “Im Gladbecker Norden können Anwohner bald umweltfreundlicher heizen. Der Energiekonzern Uniper verlegt in Rentfort-Nord 2,7 Kilometer moderne Fernwärmeleitungen.” So schrieb es vor Kurzem eine Zeitung. Die Neue Gladbecker Zeitung hat mal recherchiert, was an der Fernwärme so umweltfreundlich sein soll.

Fernwärmequellen Gladbeck
Uniper: Fernwärme überwiegend aus Steinkohleverbrennung

Zunächst schauten wir uns die Webseite von Uniper an und fanden dann unter FAQ den nebenstehenden Eintrag. Danach liefert Uniper Fernwärme aus Steinkohle, Öl, Grubengas und Müllverbrennung.

Besonders umweltfreundlich klingt das nicht, denn Kohle, Gas und Öl sind inzwischen in Privathaushalten zur Wärmeerzeugung verpönt.

Deshalb fragten wir bei Uniper direkt an. Wir erfuhren das:

o Eine Fernwärmeversorgung besteht in Gladbeck seit 1964. Die ersten Anschlüsse wurden seinerzeit durch die Bergwerksgesellschaft Hibernia erstellt.

o In Gladbeck werden neben reinen Wohngebäuden u.a. auch Gewerbe- und Verwaltungsobjekte mit einer Anschlussleistung von insgesamt rd. 89 MW versorgt. Dieses entspricht der Versorgung von etwa 17.000 Haushalten. (Im Klartext: es sind natürlich nicht 17.000 Privathaushalte angeschlossen. Das wäre etwa die Hälfte aller Wohnungen Gladbecks. Mit den insgesamt 89 MW könnte! man 17.000 Wohnungen beheizen.)


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o Unter welchen Rahmenbedingungen der weitere Ausbau der Fernwärme in den nächsten Jahren im Stadtgebiet Gladbeck erfolgen kann wird auch von der kommunalen Wärmeplanung der Stadt abhängen. Vor diesem Hintergrund ist aktuell eine Aussage zur Anzahl der zukünftigen Neuanschlüsse nicht möglich.

Heizen mit Fernwärme: Kohleausstieg kommt in 2024

o Unsere Frage nach dem Kohleausstieg wurde so beantwortet: Am 24. Mai 2023 wurde die neue GuD-Anlage (Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk) zum erste Mal mit dem Netz synchronisiert. Eine Inbetriebnahme wird noch in 2023 stattfinden. Uniper arbeitet aktiv an der Dekarbonisierung und wird am Kraftwerksstandort Scholven, im Laufe des nächsten Jahres (2024) die Verstromung aus Kohle einstellen. Dann ist das neu gebaute Gasturbinenkraftwerk für die Wärmegewinnung und die Abwärme aus der Raffinerie für die Versorgungssicherheit zuständig.

o Auf unsere Frage, wann denn mit der Umstellung auf Wasserstoff zu rechnen sei, erhielten wir folgende Antwort: Zunächst muss eine geeignete Infrastruktur gebaut werden. Scholven hat, deutschlandweit gesehen, eine sehr gute geografische Lage mit mehreren H2-Netzen in der unmittelbaren Nähe, um hier an ein Wasserstoffnetz angebunden zu werden. Wir sondieren bereits die Möglichkeiten und sind sehr zuversichtlich. Die Geschwindigkeit des Hochlaufs hängt dabei auch von der H2 Verfügbarkeit ab.

Warum es derzeit einen Fernwärme-Hype gibt ist nicht zu verstehen

Während die Ampelregierung Privathaushalte von der Kohle, Gas und Ölverbrennung abbringen will, was aus ökologischen Gründen nachvollziehbar ist, schont man die Fernwärme.

Wenn in diesem Jahr das neue Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk in Scholven in Betrieb geht, verfeuert man dort Erdgas. Es handelt sich dabei, wie wir alle wissen, um schmutziges Fracking-Gas aus den USA oder Erdgas aus Schurkenstaaten wie z.B. Katar. Russisches Gas gehört nicht dazu, aber kann man sich in Kenntnis der anderen Quellen dann die Hände in Unschuld waschen?

Wasserstoff wird noch Jahrzehnte auf sich warten lassen

Ausreichende Mengen an Wasserstoff gibt es kurz- und mittelfristig nicht. Von “grünem Wasserstoff”, aus regenerativ gewonnenem Strom erzeugt, ganz zu schweigen. Es gibt mancherorts noch nicht einmal ausreichende elektrische Infrastrukturen um aufgestellte Wärmepumpen in Betrieb zu nehmen. Auch auf die Effizienz solcher Prozesse sollte man schauen. Wind- oder Solarstrom zu erzeugen, um damit Wasserstoff zu produzieren, um in dann andernorts zu Wärmegewinnung zu verbrennen, das hat mehr als den Hauch eines Witzes.

Fazit: Fernwärme ist erst umweltfreundlich, wenn man sie mit grünem Wasserstoff erzeugt und das dauert noch Jahrzehnte!

Umfassende Infos zur Fernwärme

Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

5 Kommentare

  1. Was zur Zeit unter dem Begriff “Dekarbonisierung” passiert ist selbst für Experten, die sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema beschäftigen nicht nachvollziehbar. Natürlich haben die etablierten Parteien wegen der engen Verpflechtungen mit der Energiewirtschaft anders als z.B. im Nachbarland Dänemark die Energiewende seit Jahrzehnten verschlafen. Das dies jetzt in Zeiten von Corona, Inflation und Energiearmut zu Lasten der Bürger mit der Brechstange und ohne jedes Konzert innerhalb kürzester Zeit nachgeholt werden soll, ist Produkt selbstgerechter und quasireligiöser Einstellungen völlig abgehobener Grüner Parteifunktionäre. Menschen die oft im Beamtenverhältnis stehen und sich vielfach eine eigene Solaranlage, ein E- Auto und ein gutsaniertes Eigenheim dank der staatlichen Förderung locker leisten können. Diese Moralapostel diskreditieren mit ihrer Klientelpolitik a la FDP die natürlich notwendige Energiewende, treiben die Wähler der AFD in die Arme und bringen viele Menschen an den Rand der wirtschaftlichen Existenz. Zeitgleich lacht sich die Energiewirtschaft schlapp und bedient sich aus der Energiepreisbremse. Sarah Wagenknecht hat Recht! Wir haben z.Z die schlechteste Regierung seit Bestehen der BRD.

  2. JA, es ist schon bezeichnend für die hiesige Gladbecker Politik, die derart Thema – g a r n i c h t – zu interessieren scheint !! ??
    Und seitens Eigentümer – vertreten durch Frau Weist – auch SCHweigen ?

    Sind dort tatsächlich, wie Herr Houben ja andeutet – nur UNWISSENDE- tätig ?

  3. Große Gaskraftwerke mit aus Strom erzeugtem Wasserstoff zu betreiben ist pure Verschwendung wegen des grottenschlechten Wirkungsgrades der Elektrolyse. Der regenerativ erzeugte Strom wird woanders dringend gebraucht. Wenn Uniper wirklich etwas in Sachen umweltfreundlicher Fernwärme tun wollte (und danach sieht es ja nicht aus) dann wäre es der Weg über Geothermie. Es gibt hier im Gebiet ca. 3 Terawattstunden im Jahr an Wärmeenergie aus Grubenabwässern, die bisher einfach in die Flüsse gepumpt werden. Mit Großwärmepumpen ließe sich diese preiswerte Energie in die Fernwärmenetze einspeisen. Aber das passt der Gaslobby wohl nicht so in den Kram. Es wäre Sache der Politik, hier entsprechende Programme aufzulegen und die Energiekonzerne trotz deren Lobby zum Handeln zu bewegen. Wir müssen weg vom Erdgas, egal woher es kommt.

  4. UND da lobt der Geschäftsführer Herr Patz in seinem aktuellen
    “Magazin – zu hause in gladbeck” – der GWG Gladbeck .
    diese aktuelle Uniper aus GE – Scholven in den höchsten Tönen !??
    Und lässt diese Uniper Dinge verbreiten die – n i c h t – aktuell zu vertreten sind — zum Teil Unwahr – !!

    Politik und Hier GWG veralbern die Bürgerschaft und Mieterschaft ohne
    mit der Wimper zu zucken !
    Man kann auch sagen: halten die Menschen – alle für doof – ?? !!

  5. Endlich einmal beginnt jemand, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen.
    Was da alles als Klimaschonende Energie und Wärme angepriesen wird, ist völlig absurd. Fernwärme aus Öl, Kohle und Gas gehört dazu. Aber auch Wärme und Strom aus Atomkraft und Müllverbrennung. Da gibt es ja auch massive Interessen, Herr Macron und Herr Lindner lassen schön grüßen. Ebenso ist nicht einsehbar, warum Holzpellets dazu gehören sollen. Was in einem Tag verbrennt, braucht am Baum 10 Jahre um nachzuwachsen. Ist das nachhaltig? Europa war vor 250 Jahren schon einmal völlig kahl, weil der Holzkonsum zu hoch war.

    Nur die unendlichen Energien aus der Umwelt können als nachhaltig und klimaschonend gelten. Das sind Wind und Sonne, außerdem Umweltwärme aus der Luft und dem Untergrund, sprich die Wärmepumpe. Was damit versorgt wird (einschließlich die Erzeugung von grünem Wasserstoff damit) ist akzeptabel, alles Andere nicht.

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