A52-Desaster in Gladbeck – Wer zahlt, wenn es schief geht?

A52-Desaster in Gladbeck - Wer zahlt, wenn es schief geht?
Für etwa 700 Kinder gibt es in Gladbeck keinen Kindergartenplatz, sie müssen sich mit Seifenblasen begnügen. Erst wenn die A52-Blase platzt, wird es auch dafür Geld geben. Dann ist es für diese Kinder aber zu spät. Foto: Pixabay

Die Stadt Gladbeck investiert viele Millionen in einen vom Bund nicht beschlossenen Tunnelbau

Ein Kommentar von Ralf Michalowsky

22.05.2023 – A52-Desaster – Es ist kaum zu fassen! Die Stadt Gladbeck bereitet für viele Millionen Euro aus ihrem defizitären Haushalt das Umfeld der Tunneltrasse vor. Dabei hat der für Planung und Bau der Autobahn ausschließlich zuständige Bund die A52 durch Gladbeck samt Tunnel noch längst nicht beschlossen, er hat noch nicht einmal das zwingend erforderliche Planungsverfahren eingeleitet. Der 2015 vom damaligen Bürgermeister Roland verkündete Vertragsschluss mit dem Bund hat sich in Luft aufgelöst. Mit dem Baubeginn ist – wenn man den Tunnel überhaupt beschließt – erst frühestens in 10 bis 12 Jahren zu rechnen.

Kommt auf die Verantwortlichen für das A52-Desaster jemals eine Regressforderung zu?

Der neueste Clou der Stadt Gladbeck bei der Vorbereitung des A52-Tunnels ist die Beseitigung der Halde zwischen Festplatz, Bergmannstraße, Steinstraße und B224. Geld scheint keine Rolle zu spielen. Hier mal eine Rechnung: die Halde misst ca. 200 mal 100 Meter und ist im Schnitt 10 Meter hoch. 200 x 100 x 10 = 200.000 Kubikmeter oder 300.000 Tonnen (jeder Kubikmeter wiegt zwischen 1,5 und 1,9 Tonnen). Diese Menge muss vor Ort demontiert, sortiert, verladen, wegtransportiert und ordnungsgemäß entsorgt bzw. recycelt werden. Bei Kosten von 200 Euro pro Tonne kommen da schnell 60 Mio. Euro als kommunale Hilfestellung für den Bund zusammen. Es scheint, als habe im Rathaus jemand den Überblick verloren!


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In der Vorlage für die nächste Sitzung des Stadtplanungsausschusses (25. Mai) stellt die Stadt auch noch einen neuen Regenwasserkanal „entlang der künftigen A52“ vor (siehe TOP 6), so als wäre der Bau der Autobahn schon Fakt. Der Kanal soll 1.125 Meter lang sein und einen Durchmesser von zwei Metern haben. Dafür habe, so heißt es in der Vorlage, die Stadt – und nicht der eigentlich zuständige Bund – schon Grundstücke gekauft.

Seit etwa einem Jahr hat eine Werbeagentur den Auftrag, unter der Bezeichnung 37gradnordost, eine Imagekampagne für den Tunnelbau zu fahren. Dafür werden sechsstellige Beträge ausgegeben. Im Zusammenhang mit der Planung der A52 auf Gladbecker Stadtgebiet hat die Stadt Gladbeck nach Angaben der Verwaltung von 2017 bis 2022 mehr als 400.000 Euro für externe Planungsleistungen ausgegeben, obwohl die Mediation für das größte Bauvorhaben in Westdeutschland eindeutig Sache der Autobahngesellschaft des Bundes ist.

Für sechs Mio. Euro schon Grundstücke gekauft

Etwa sechs Mio. Euro hat die Stadt im Umfeld des von der Verwaltung ohne eigene Zuständigkeit und faktenfrei herbeigeredenten Autobahnbaus schon für Grundstückskäufe ausgegeben. Weitere geplante Käufe liegen im zweistelligen Millionenbereich.

Die Ausgabenbereitschaft der Verwaltung basiert auf der Hoffnung, dass der Bau der A52 auf der Trasse der B224 und eines Tunnels auf Gladbecker Stadtgebiet tatsächlich und in absehbarer Zeit erfolgen wird.

Der Klimaschutz scheint nur ein leeres Versprechen zu sein

Für einen solchen (Halden)-Grünzug am Rande der Innenstadt, als Kompensation für den Dreck, den die B224 erzeugt, wäre so manche Stadt dankbar. Gladbeck offensichtlich nicht. Wo wohnen die verantwortlichen Stadtplaner eigentlich. Alle in Dortmund? Den Klimanotstand auszurufen war wohl nur eine Pflichtübung! Gladbeck hat schon jetzt eine Krebsrate am oberen Ende der Scala. Die Feinstaub- und NOx Belastungen sind jetzt schon grenzwertig hoch und werden mit der A52 noch höher. Der Gutachter des Büros, das die Lärmprognose erstellt hat, sagte in der Ratssitzung im August 2020 zu Wittringen: „Ein Autobahnkreuz ist eine flächige Lärmquelle, sowas kann man sowieso nicht gegen Lärmemission schützen“.

Beton und Asphalt liegen in Gladbeck vorn – Kindergartenplätze ganz am Schluss

In Gladbeck fehlen 600 bis 700 KiTa-Plätze. Das scheint die Verantwortlichen nicht sonderlich zu stören. Warum 700 Eltern nicht auf die Barrikaden gehen, ist unverständlich.

Wir haben auch in Gladbeck marode Brücken an Stadtstraßen. Die an der Winkelstraße ist seit fünf Jahren stillgelegt und nur für Fußgänger und Radfahrer zu passieren. Die Brücke der Bülser Straße hat eine künstliche Fahrbahnverengung, um Begegnungsverkehr von LKW auszuschließen. Auf der Voßstraße ist das Passieren der Brücke nur bis 3,5 Tonnen gestattet. Nicht auszudenken, wenn die Brücke am Scheideweg ausfällt.

Fahrradfreundlich darf sich die Stadt Gladbeck schon seit Jahren nicht mehr nennen. Kürzlich wurde beim ADFC-Test gerade mal die Note Vier erreicht.

Die Abiturienten-Quote ist in Gladbeck nur ein bisschen besser als beim NRW-Schlusslicht Gelsenkirchen.

Dafür hat Gladbeck aber die höchste Arbeitslosenquote im Kreis Recklinghausen.

Die Gesamtsituation ist dem A52-Desaster geschuldet

Sind die Verantwortlichen im Rat und in den einschlägigen Ämtern der Stadt eigentlich blind? Wie weit wollen sie die Spirale der Unvernunft noch drehen? Machen sie noch Verwaltung für den Bürger oder laufen sie ihren planerischen Lieblingsspielsachen nach? Für Beton und Asphalt verschuldet sich die Stadt immer tiefer. Den Rest und dringenden Bedarf der Bürger scheint niemanden zu interessieren!


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

5 Kommentare

  1. Die Stadt scheint nur noch ein Selbstbedienungsladen von Planungslaien und auswärtigen steilgestarteten Karrieredurchzüglern zu sein. Die steile Karriere vom Amtsleiter zum Dezernent mag vielleicht in Gladbeck möglich sein, dennoch lässt ein Wohnsitz in Dortmund vermuten in welche Richtung die eigene Vita früher oder später führen wird. Mit Sonntagsreden und plakativen blumigen und unverbindlichen Versprechen, lässt sich kein Projekt verwirklichen, kein mündig denkender Bürger überzeugen und wie es so schön heißt „kein Blumenpott gewinnen“. Es heißt auch, „an den Taten sollt ihr sie messen“. Wer meint mit einer beschämenden Wahlbeteiligung eine Mehrheit in dieser Stadt repräsentieren zu können, hat nichts verstanden vom wahren Leben in dieser Stadt und lebt auf einer immer kleiner werdenden Insel der scheinheiligen Glückseligkeit und das bei großzügigem Gehalt auf Kosten aller. Diese Feststellung ist nicht an Personen festzumachen, sondern ist Bestandteil eines festgefahrenen Systems aus überbürokratisierter Verwaltung mit politischen Abhängigkeiten und lukrativer Pöstchenvergabe, die in ihrer zähen Masse nahezu handlungsunfähig geworden ist. Die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen, egal was nach mir kommt, scheint hier seit Jahrzehnten üblich zu sein. Verfehlungen und Mischpoke aller Art geben sich nicht nur in Gladbeck die Klinke in die Hand. Meine Geburtsstadt Gladbeck ist hinsichtlich Städtebau zu einer Stadt zum Fremdschämen geworden und das liegt schon lange nicht mehr an dem unsäglichen Stigma für Kriminalität. 0815-Katalogplanung in einer grauen Betonorgie mit Gärten im Balkonkastenformat lassen den Kubismus von den Toten auferstehen und unterbietet den Bauhausstil auf der nach unten offenen Skala der Einfallslosigkeit. Der Gartenstadtgedanke wird durch Zweckentfremdung der Vorgärten zu Steinorgien unscheinbar zur Gedankenblase eines historischen Comics. Wenn ich höre und lese, dass die Stadt private Grundstücke mit politisch nachverfolgbaren Verbindungen zu horrenden Preisen aufkauft und jetzt in bravem Gehorsam sich förmlich anbiedert um die astronomischen Kosten des Bundes mit dem Kauf einer Altlastenhalde von Thyssenkrupp in Augenschein nimmt, dann ist es mehr an der Zeit auf die eigenen Bürger zu hören, die weder Parteibuch noch in irgendeinem anderer Abhängigkeit zur Stadtverwaltung ihre freie und unverblümte Meinung mit Sinn, Kompetenz und reinem Herzen zum Ausdruck bringen. Es ist bei der Halde vollkommen unerheblich, ob hierfür Fördergelder abgerufen werden können, es sind und bleiben öffentliche Gelder der Steuerzahler*innen, deren wirtschaftliche Verhältnismäßigkeit zu rechtfertigen ist zumal sich die Halde nicht im Eigentum der Stadt befindet.
    Die hier verantwortlichen Köche, die hier eine ungenießbare Suppe für uns Gladbecker anrühren, die wir irgendwann sehr schwer bekömmlich auslöffeln müssen, sind mutmaßlich mal wie so oft auf der Durchreise und profilieren sich ganz offensichtlich mit nicht zu Ende gedachten oberflächlichen Katologhochglanzprojekten, koste es was es wolle.
    Auswärtige Amtsträger entscheiden über die planerischen Herausforderungen in unserer Stadt und wohnen selbst weit außerhalb und abseits des alltäglichen Molochs, um uns zu sagen was gut für uns ist. Das wirkt nicht wirklich überzeugend. Für mich wirkt so etwas weit abgehoben von der Realität, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen aber nicht mit einer schöngerechneten Katalogplanung jenseits der vermittelbaren Verhältnismäßigkeit.
    Noch etwas zu der Krankenhaushalde, welche Deponie soll denn ein Volumen von rund 160.000 m³ belasteten Boden (inkl. Blindgänger und anderer Überraschungen) aufnehmen? Der gesamte Haldenkomplex hat ja selbst schon die Dimension einer mittelgroßen Deponie. Grundsätzlich fragwürdig ist die Überlegung die Altlast vom Standort A zu entfernen um damit Standort B zu belasten, eigentlich ist dieses eine aus der Zeit gefallene und längst überholte Methode. Die gesamte scheinheilige Nachhaltigkeitsdiskussion und den plakativen Aktionismus um Klimawandel, Schwammstadt, Flächenentsiegelung, Biodiversität usw. hinterlässt den Eindruck als würde alles symbolisch mit einem Tütchen Blumensamen und dem Pflanzen eines Apfelbäumchens oder einer Baumallee geheilt. Was für eine laienhafte Illusion und wie vermessen ist es zu glauben, dass die Bürger*innen dieses Schmierentheater nicht längst durchblickt haben. Die Stadtverwaltung scheint wirklich keine Vorstellung davon zu haben wieviel hochkompetente Persönlichkeiten in der Bürgerschaft aus der freien Wirtschaft, Wissenschaft und Handwerk ihnen tagtäglich kritisch auf die Finger schauen, ohne zu meckern. Das bedeutet nicht im Umkehrschluss, „weiter so“, sondern Obacht auf die, die sich bestens mit der Materie auskennen.
    Es ist an der Zeit statt auf die Interessen von auswärtigen Wanderpredigern zu hören, auf die berechtigten Interessen der Bürger*innen dieser besonderen Stadt glaubwürdig einzugehen vor allem die, die kein Parteibuch besitzen und hier geboren wurden oder sich mit der Stadt und der gelebten Mentalität tagtäglich ohne großen Bohai identifizieren.
    Das wäre doch mal etwas, oder ?

    • Zu Ihrem Kommentar fehlen mir fast die Worte. Der bringt alles genau und detailliert auf den Punkt, dem kann ich mich zu 100% anschließen!!!
      Ich werde das Gefühl nicht los, daß in Gladbeck alles den Bach runtergeht, egal wer im Rathaus sitzt.

  2. Ja, derart in Richtung – Bürgermeisterin/SPD – und deren Denkweise ist
    völlig inakzeptabel !
    Sie verplempert,in meinen Augen sowieso zuviel Geld !! was man effektiver und sinnvoller einsetzten könnte & müsste !! ( siehe Kommentar)
    Wer hinter dieser Geld-Ausgaberei ansonsten noch steckt könnte m.E.
    diese anderen politischen Parteien aufdecken, wenn sie denn nicht so
    im Dauerschlaf versunken wären ?? !!

  3. 80.000 Tonnen Halde… das ist aber noch sehr gutmütig gerechnet. Haldenmaterial hat ca. 1,9t/cbm , also eher mal 380000 Tonnen…
    Ist aber auch egal. Das Ganze ist wirklich nur noch Irrsinn! Wir brauchen keine neue Autobahn, wir brauchen eine bessere Bahnverbindung aus Gladbeck City nach Essen. Für die bereits ausgegebenen Millionen könnten die neuen Schienen schon vom Oberhof bis zum Kärntner Ring liegen! Dann fehlen nur noch 2,5 km bis zum jetzigen Endpunkt der U11 in Horst! Die Stadtbahn macht fast keinen Dreck und wenig Lärm, ersetzt aber tausende Pendler-Autokilometer täglich. Der Grünzug „Halde“ kann bleiben und für die 40 Millionen Einsparung könnten wir die Stadtbahn nach Essen bauen, einen Schnellradweg dazu und die Bahn noch fünf Jahre gratis fahren lassen! Mit dem Deutschlandticket käme man dann sogar noch bis zum Strand, wenn Ferienzeit ist. Autos und deren Infrastruktur sind das Handelsgut mit dem höchsten Wertverlust.

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