Stellplatzsatzung in Gladbeck: Forderung und Realität

Stellplatzsatzung in Gladbeck: Forderung und Realität
Innen hui, außen pfui, könne man zu den Fahrradständern am neuen Stewes-Baumarkt sagen. Es gibt dort 250 KFZ-Stellplätze und zwei Fahrradständer mit 10 (!) sogenannten Felgenkillern. Foto: Dr. Norbert Marißen

Alte Satzung unvollständig

Von Dr. Norbert Marißen

25.06.2022 – Stellplatzsatzung – Die Verwaltung hat Hier den Newsletter bestellender Politik eine neue Stellplatzsatzung zur Entscheidung vorgelegt, die ab sofort gilt. Sie ist notwendig geworden, weil die alte nur eine Regelung für Stellplätze an Wohnhäusern und Wohnheimen vorsah, Einzelhandelsstandorte, Schulen, Sportstätten oder Krankenhäuser aber nicht berücksichtigte. Hier konnten die Investoren selbst über die Stellplatzzahl entscheiden. Mit der neuen Satzung soll die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes für das Abstellen von Fahrzeugen entlastet werden und dadurch anderen Nutzungen zur Verfügung stehen. Es soll deutlich werden, dass das Abstellen von KFZ und Fahrrädern auf Privatgrundstücken zu erfolgen hat.

Neue Stellplatzsatzung mit hohen Anforderungen an Fahrradabstellplätzen

Besonders der Gladbecker Einzelhandel fällt durch zu wenige und mangelhafte Fahrradabstellplätze auf. Auf Hinweise aus der Kundschaft oder von Vereinen wie dem ADFC reagiert er in der Regel nicht. Zukünftig ist er verpflichtet, an neuen Verkaufsfilialen für PKW und Fahrräder die gleiche Anzahl an Plätzen anzubieten (1 Platz für 30 qm Verkaufsfläche).


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An Bürogebäuden müssen jetzt mehr Plätze für Fahrräder vorhanden sein (1 Platz je 30 qm Bürofläche) als für PKW. An allgemeinbildenden Schulen ist 1 Platz für je 2 Schüler/innen vorgesehen. Allerdings gilt die Satzung nur bei neuen Bauvorhaben, im Bestand gibt es keinerlei Anforderungen. (Die Stellplatzsatzung kann unter Top 9 https://gladbeck.more-rubin1.de/meeting.php?id=ni_2022-StPlA-10 heruntergeladen werden.)

Der Bau von privaten Stellplätzen und die Unterhaltung verursachen Kosten, die in der Vergangenheit auch in Gladbeck gerne eingespart wurden. Wie notwendig die neue Stellplatzsatzung ist, zeigen drei Beispiele, bei denen die Investoren noch in den letzten zwölf Monaten beim Bau von Fahrradabstellanlagen die Anforderungen nicht im Ansatz erfüllen.

Fahrradständer am Ärztezentrum
Radstellplätze am Ärztezentrum Butendorf. Foto: Dr. Norbert Marißen

Ärztezentrum Butendorf

Es wurde in mehreren Bauabschnitten 2021 mit einer Bürofläche von 2.800 qm fertiggestellt. Nach den neuen Vorgaben müsste der Bauherr dort 90 KFZ-Stellplätze und 90 Fahrradabstellmöglichkeiten anbieten. Gebaut sind 140 Plätze für PKW und 16 Bügel für Fahrräder. Die Auflagen für KFZ sind also (über)erfüllt, doch bei den gibt es Fahrradstellplätzen einen gravierenden Missstand. Es sind weder die nach neuer Satzung vorgeschriebenen Plätze vorhanden noch gibt es einen Witterungsschutz, den die Satzung für 25 Prozent der Plätze vorschreibt. Die viel zu wenigen Bügel sind besonders am Haupteingang häufig überbelegt. Positiv ist anzumerken, dass die nach Satzung vorgeschriebenen Anlehnbügel gebaut wurden.

Stewes Baumarkt

Der Neubau wurde im Frühjahr 2022 eröffnet und erreicht eine Verkaufsfläche von 16.000 qm. Orientiert an der neuen Satzung wären 530 KFZ-Parkplätze und 530 Radabstellplätze, davon 130 mit Witterungsschutz notwendig. Zur Zeit finden die Kunden nur 250 KFZ-Stellplätze vor und zwei Fahrradständer mit 10 (!) sogenannten Felgenkillern. Aufgrund der Größe des neuen Baumarktes ist die Zahl der vorhandenen Stellplätze für PKW und erst recht für Fahrräder völlig unangemessen. Sprachlosigkeit entsteht, wenn man berücksichtigt, dass für Fahrräder vor dem Altbau mehr Abstellplätze und in besserer Qualität existierten. Radfahrende sollten aus Protest ihre Einkäufe, wenn möglich, woanders erledigen.

Fahrradständer am Heisenberg
Auch am neuen Heisenberg-Gymnasium klafft eine Lücke zwischen Anspruch (Satzung) und Wirklichkeit. Foto: Dr. Norbert Marißen

Heisenberggymnasium

Hier war der Neubau des Schulgebäudes notwendig geworden, der seit 2021 genutzt wird. Nach neuer Satzung sind 25 Abstellplätze für KFZ und 350 für Fahrräder, davon 85 witterungsgeschützt, notwendig. Auf dem neuen Platz vor dem Schulgebäude befinden sich jetzt 120 Plätze für PKW und 165 Plätze für Fahrräder. Alle Fahrradabstellplätze sind minderwertige Felgenkiller und alle sind ohne Witterungsschutz. Faktisch sind es weniger Plätze, weil die Felgenklemmen viel zu eng stehen und zudem breite Reifen, die heute „in“ sind, dort nicht passen.

Da die Stadt Gladbeck für ein ausreichendes Stellplatzangebot verantwortlich ist, muss sie hier kritische Fragen zulassen. Warum sind die Anforderungen der neuen Stellplatzsatzung außer acht gelassen und warum hat man ein paar Jahre früher für die Anne-Frank-Realschule eine geradezu vorbildliche Anlage errichtet, die alle Anforderungen erfüllt? Dort gibt es ausreichend viele Plätze guter Qualität (Anlehnbügel) und witterungsgeschützte Plätze in einer Fahrradgarage. Auch in der Innenstadt hat man in den letzten Jahren für ein großes Angebot für Radfahrende gesorgt mit einem neuen Typ Anlehnbügeln, um einen Fahrraddiebstahl zu erschweren. Wenn das für Innenstadtbesucher geht, warum nicht auch für Schülerinnen und Schüler in Gladbeck?

Die Unterversorgung am Heisenberggymnasium hat die Ratsfraktion der Linken zum Anlass genommen, mit Bezug auf die neue Stellplatzsatzung Nachbesserung zu fordern. Dabei sollte man aus Sicht der LINKEN zunächst die vorhandenen Fahrradständer durch Anlehnbügel austauschen. Weiter sollte man die Zahl der Anlehnbügel auf die nach Satzung vorgesehene Zahl von 350 erweitern. Das kann , so DIE LINKE, auf einer Fläche erfolgen, die man heute für das Abstellen von PKW nutzt.


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

3 Kommentare

  1. Zum Stewesbaumarkt haben der Artikel und Herr Briese in seinem Kommentar die Probleme gut beschrieben. Auch der ADFC hat Anfang Juni die Stadtverwaltung bereits auf diese Mängel hingewiesen, auf die er von Mitgliedern angesprochen wurde. Die Verwaltung sagte zu, noch einmal mit dem Baumarkt wegen der Stellplätze und der Zufahrt vom Krusenkamp zu reden. Auch der ADFC hat inzwischen den Baumarkt wegen dieser Mängel angschrieben und hofft auf baldige Verbesserungen.

  2. Interessante Feststellungen die hier aufgezeigt werden; Vorbildfunktion der Stadtverwaltung offensichtlich verfehlt! – Warum aber?? –
    Die aufgezeigten „Ständermängel beim Hagebaumarkt durch Herrn Briese sind interessant“
    aber vielleicht will man ja noch verbessern (und hat Anliefer-Probleme? Wie aktuell bei Vielem!)
    und hat deshalb noch nicht geantwortet?? Denn, dass die sich verschlechtern wollen in der Sache, kann ich mir so nicht vorstellen?!!

  3. Die beigefügte Mail habe ich am 17.6. an Stewes geschrieben, allerdings bis heute keine Antwort erhalten.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    urlaubsbedingt war ich erst heute das erste Mal im neuen Stewes Markt in Gladbeck (in dem ich Stammkunde bin). Ich muss sagen, er ist gelungen, übersichtlich und ich habe nach einer Orientierungsrunde auch alles, was ich diesmal benötigte, gefunden.

    Trotzdem habe ich ein paar Anregungen, wie man den Besuch noch kundenfreundlicher gestalten könnte.

    1. Ich komme mit dem Fahrrad, i.d.R. wegen eines größeren Einkaufs mit Fahrradanhänger. Die Anfahrt über die Konrad-Adenauer-Allee aus Richtung Stadt ist „suboptimal“. Es gibt zwar einen Fußgängerüberweg (Fahrrad muss ich dann schieben – schieben Autofahrer ihr Fahrzeug auch auf den Parkplatz ?), aber mit Anhänger kommt man kaum um die Kurve. Und für ein Lastenrad gilt wahrscheinlich das gleiche. Da besteht Verbesserungsbedarf.

    2. Es gibt keine vernünftigen Fahrradabstellmöglichkeiten. Die paar „Felgenbrecher“ an der Rückgabestation für Einkaufswagen kann man heute nicht mehr als Fahrradabstellanlagen bezeichnen. Kommt man mit einem hochpreisigem Fahrrad (E-Fahrräder kosten bis 5000 € und mehr), so möchte man sie diebstahlsicher anschließen, nicht nur abschließen. Das geht dort nicht.

    3. Ich hatte Probleme, mein Fahrrad mit Anhänger abzustellen. Vor dem Markt ragte der Anhänger in die Fahrbahn….. Auch hier fehlte eine Anschließmöglichkeit.

    4. Ich komme auch bei Regen mit dem Fahrrad. Es wäre dann schön, wenn es überdachte Abstellanlagen geben würde, auf einen nassen Sattel zu setzten, macht keine Laune.

    5. Für die Autofahrenden stehen komfortable Abstellmöglichkeiten (Parkplätze) zur Verfügung, warum nicht auch für die Fahrradfahrer? Es ist zwischenzeitlich nachgewiesen, dass einkaufende Fahrradfahrer im Laufe eines Jahres mehr einkaufen als Autofahrer, sie kaufen beim einzelnen Einkauf i.d.R. zwar weniger, dafür kommen sie öfters.

    Vielleicht können Sie das eine oder andere in der nächsten Zeit noch verbessern.

    Zu Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Dieter Briese

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