Die MLPD nutzt zum zweiten Mal die Gelegenheit in Gladbeck eine Maikundgebung auszurichten
02.05.2021 – Die Maikundgebung der Gewerkschaften in Gladbeck hatte in den letzten Jahren den Charme von Belustigungen im Seniorenheim. Das Programm, die Akteure und die Schaulustigen ergänzten sich nahtlos. Oft gingen Redner an den Start, die mit Solidarität in ihrem täglichen politischen Wirken nicht viel zu tun hatten; jedenfalls nicht mit Solidarität gegenüber ihren Zuhörern. Zu sehr waren sie in die Agenda-Maschinerie verstrickt.
Und als selbst diese eingefleischten Fans immer weniger wurden, zog der DGB die Kirchen-Karte. Vor der Mai-Kundgebung fand jahrelang, mit Unterstützung der SPD-Stadtverwaltung, ein ökumenischer Gottesdienst vor dem Rathaus statt. Zunächst vergaß man die Moscheevereine, besserte aber beim zweiten Mal nach. Da stand dann eine Schar von Leuten, die nicht genau wussten ob sie Fisch oder Fleisch waren.
Das Ganze rettete auch nicht die Besucherquote und so entschloss sich die evangelische Kirche zur Verlagerung in einen Industriebetrieb.
Maikundgebung 2020: Der DGB ließ sie ausfallen
In 2020 ließ der DGB die Gladbecker Maikundgebung wegen der Corona-Pandemie ganz ausfallen – vielleicht spielte dabei aber auch eine Rolle, dass der DGB nicht in der Lage ist, die arbeitende Bevölkerung zu begeistern. Das gefiel der MLPD überhaupt nicht. Hatte sie doch in den Jahren zuvor regelmäßig die Gelegenheit genutzt, während des Umzugs ihre Fahnen zu schwingen und in ohrenbetäubender Lautstärke, mit elektronischer Verstärkung, kämpferische Parolen unter die Teilnehmenden zu bringen.
Schon 2020 organisierte die MLPD eine eigene Ersatz-Kundgebung auf dem Marktplatz. Nach einigem Hin und Her mit den Behörden fand die Veranstaltung statt, so auch in diesem Jahr. Der DGB hat es wieder einmal verpasst, sich in der Krise zu Wort zu melden. Dabei liegen die Themen zur Auswirkung der Pandemie auf der Straße. Als politische Vertretung von Arbeitnehmerrechten auf diese Gelegenheit zu verzichten – das ist mehr als peinlich.
Hier der Bericht der MLPD über ihre Maikundgebung:
“Menschen aus Bulgarien, der Türkei, Syrien, Polen, Guinea und natürlich aus Deutschland, beteiligten sich an der selbstständigen Kundgebung zum 1. Mai in Gladbeck. Die Organisatoren waren zufrieden mit einer fast doppelt so hohen Beteiligung wie vor einem Jahr.
Neben der MLPD waren einige Kollegen der Alevitischen Gemeinde mit dabei, vom Internationalistischen Bündnis sowie der Bewegung Kumpel für AUF. Im Zentrum stand die Kritik an der Corona-Politik der Regierung, die die arbeitende Bevölkerung in die nächtlicher Ausgangssperre presst, damit sie morgens wieder in die überfüllten Busse steigen kann, um sich in den Industriebetrieben ausbeuten zu lassen.
Aber auch die Belange der kleinen Händler kamen zu Sprache. Die Rednerin der MLPD, Nuran Cakmakli entwickelte die sozialistische Alternative zu dem kapitalistischen Krisenchaos in ihrem Beitrag. Insgesamt meldeten sich vier Kolleginnen zu Wort. Damit stand die Kundgebung auch im Zeichen selbstbewusster Frauen. Dutzende Passanten blieben eine Weile bei der Kundgebung. Unter den gut 20 Kolleginnen und Kollegen, die von Anfang bis Ende dabei waren, waren Mitglieder der GEW, der IG Metall und von Verdi zu erkennen.”
Polizeibericht aus Gladbeck |
Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
Neue Gladbecker Zeitung: hier den Newsletter abonnieren.
{Anmeldeformular}
Da kann ich die Linkspartei nur loben, diese Stalinistentruppe aus Horst nicht zu unterstützen. Mein Lob gilt auch allen Gewerkschaftsmitgliedern und den demokratischen Gladbecker Parteien, die den Gesundheitsschutz an die erste Stelle setzten und erstmalig nach dem Krieg aus berechtigten Gründen die Kundgebung auf das nächste Jahr verlegten. Brüder (und Schwestern) zur Sonne, zur Freiheit – aber das Ziel ist nicht die nächste Intensivstation.
Es fanden in NRW ca. 200 Kundgebungen zum 1. Mai statt. Nur der DGB im einwohnerstärkste Kreis in NRW, Recklinghausen, hat es nicht hinbekommen.
Vielen Dank für die Berichterstattung im Vorfeld und über die Kundgebung am 1. Mai. Ergänzen möchte ich in dem Fall nur, dass es der MLPD hier nicht um Profilierung geht. Deshalb wurde auch – wie andere – die Linkspartei letztes Jahr bereits eingeladen, sich zu beteiligen und auch 2021. Leider wird diese Einladung bisher in keiner Weise angenommen. Über die Gründe kann man nur spekulieren.
Peter Braczko äußert sich gewohnt kompetent. Es war übrigens nicht erstmalig, sondern schon das zweite Mal, dass die DGB-Spitze auf eine Kundgebung verzichtete, nach dem letzten Jahr. Aber man weiß ja, dass viele derart fantastische Antikommunisten sich schwer tun mit dem bis drei zählen.
So wie letztes Jahr hat sich dank Gesundheitsschutz auch 2021 niemand angesteckt.