Lothar Linz ist gestorben – seine Gladbecker FreundInnen trauern

Lothar Linz ist gestorben - seine Gladbecker FreundInnen trauern
Leonhard Föcher hat für ihn einen Nachruf verfasst. Foto: Leo Föcher

Ein Nachruf von Leonhard Föcher

20.02.2023 – Lothar Linz – Heute habe ich erfahren, dass gestern ein Freund verstorben ist. Aus Angst vor dem Virus hatte er sich die letzten 2,5 Jahre nicht aus dem Haus bewegt. Er wusste, dass seine Angst irrational war, zumindest nach allen Impfungen, traute sich aber dennoch nicht. Gutes Zureden hat nicht geholfen. Er hatte Übergewicht, Diabetes und drei Herzinfarkte. Er verweigerte sich jeder Bewegung.

Lothar Linz (geb. Backhaus) starb am 19. Februar 2023 in Gelsenkirchen

Ich weiß gar nicht, was ich sagen will. Es ist scheißtraurig. Er war einer der ersten drei Menschen, die ich in Gladbeck kennengelernt habe. Lothar war eigenwillig, jähzornig, aber ein Freund, der half, wenn er konnte. Er hatte, wie die meisten tollen Menschen, mehrere Berufe. Er war Soziologe, Taxifahrer, Kellner und Mediendesigner. Eine Freundin sagte in punkto seines Rückzugs, vielleicht ist er jetzt da, wo es ihm gutgeht. Ich habe das nicht geglaubt.

In unserer Stammkneipe war Lothar Linz derjenige, der darauf gedrängt hatte zu warten, damit die Kellnerin unbehelligt nach Hause kommt. Er hatte als einziger Mensch, den ich kenne ein Axolotel als Haustier. Er hatte jahrelang ein Büro angemietet, dass er jahrelang nicht nutzte, bis auf einmal eine Idee da war. Ich habe noch nie ein Büro mit mehr Steckdosen gesehen.

Lothar war verletzt, weil seine Frau ihn verlassen hatte, und hat das auch nie verkraftet. Er dachte wohl, dass damit sein Leben als Mann vorbei sei. Aber er blieb Gentleman. Pfeiferauchend in seiner Ecke war er Ansprechpartner, Tröster und Versteher. Obwohl er es einem nicht immer einfach gemacht hat, war er ein Freund. Ich konnte ihn erreichen, wann ich ihn brauchte. Er gab nicht gerne, aber immer, wenn es sein musste.

Er hatte seine Ohren für jede und jeden offen, und stand mit Rat und Tat bei. Genauso wie Freundschaften konnte er liebevolle Feindschaften pflegen. Seine Pfeife vergiftete den Laden, war aber immer noch besser als die Dampfer. Er kritisierte zurecht und feinzüngig Verwaltung und Regierung. Er war ein begnadeter Sänger, was er aber nicht an die große Glocke hing. Stattdessen ließ er sich manchmal auf Streite ein, die er brauchte, um zu zeigen, dass er schimpfen konnte. Ich habe ihn erlebt, wie er mit dem Gehstock auf den Boden stieß, als wäre er ein Gutsherr. Ich vermisse ihn schon jetzt.

Alles Gute, lieber Lothar!

Leo Föcher


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

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