Grüne Halde in der Stadtmitte soll für die A52 weg

Grüne Halde in der Stadtmitte soll für die A52 weg
Die grüne Halde zwischen Festplatz und B224 will die Stadt Gladbeck abtragen lassen um dort nach dem Bau des A52-Tunnels ein Gewerbegebiet anzulegen. Luftaufnahme: Geoportal des RVR

Stadtverwaltung Gladbeck möchte die Krankenhaushalde an der B224 abtragen, um dem Bund den Bau der Autobahn A52 zu erleichtern

21.05.2023 – Grüne Halde – Zur Überraschung vieler Ratsmitglieder hat sich die Stadtverwaltung dem Planungsausschuss für die Sitzung am 25. Mai 2023 einen siebenseitigen Bericht vorgelegt, in dem sie nicht nur 15.000 Euro für eine Artenschutzprüfung im Bereich der Halde erbittet, sondern auch die pauschale Freigabe des Rates für die Beseitigung der gesamten Halde zu Gunsten der Autobahn A52 und eines Gewerbegebietes.

Der Bericht der Verwaltung ist im Internet zu finden unter https://gladbeck.more-rubin1.de/vorlagen_details.php?vid=230805100219

Hierzu erreicht uns eine Stellungnahme von Manfred Schlüter. Er kennt sich aus privater und beruflicher Kenntnis hervorragend mit der Materie aus. Wir veröffentlichen seinen Text mit wenigen redaktionellen Änderungen in voller Länge.

Warum man die „Grüne Halde“ erhalten sollte

„Die alte Bergehalde von Moltke 1/2 hat funktional, stadtökologisch, klimatisch und stadtgeschichtlich einen immensen Stellenwert. Sie muss erhalten bleiben! Sie ist die älteste Halde der ersten Gladbecker Zeche Graf Moltke, ein letztes Zeitdokument am Originalstandort unserer (leider schon) beendeten Bergbaugeschichte.


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Die von der Verwaltung beabsichtigte Beseitigung ist ein weiterer Schritt, um die Geschichte der Stadt zu verleugnen. Den „Stein des Bergmanns“ hat man lieblos in den Schatten des Rathausparks verfrachtet. Das letzte Bergarbeiterhaus an der Steinstraße hat man trotz eines Angebotes zur Versetzung rücksichtslos abgebrochen.

Die „große Steinhalde“ an der B224 verkörpert die einmalige, stadt- und geschichtsträchtige Situation eines Stollenkrankenhauses aus dem Zweiten Weltkrieg. Es gibt in Deutschland nichts Vergleichbares. Die Halde sollte man unter Denkmalschutz stellen. Auch wenn sie nicht begehbar ist, ist sie nach dem Krieg zu einem immer bedeutenderen Schutzquartier für artengeschützte Tiere und Pflanzen, insbesondere für Fledermäuse geworden.

Die Halde ist eine ökologische Einmaligkeit. Sie hat sich, durch einen massiven Zaum gut geschützt, seit über 70 Jahren in ungestört und sukzessiver entwickelt. Gerade in der heutigen Zeit von Arten-Bienen- und Insektensterben und Vogelschutz ist sie ein unbedingt erhaltenswerter, einmaliger Lebensraum in der Stadt, die Freiflächen auch deshalb braucht, weil sie „Schwammstadt“ sein möchte.

Stadtklimatisch ist die Halde für die Lebensqualität der Bürger nicht ersetzbar. Zusammen mit dem Bürgerpark hat sie die Funktion einer wichtigen Frischluftschneise für die Gesamtstadt.

Selbst der am Fuß der Halde ausgewiesene Festplatz hat als soziale Fläche eine nicht zu unterschätzende Ausgleichsfunktion. Er ist als Standort für Corona-Teststationen genutzt worden und sogar ein Ort geworden, auf dem jetzt Flüchtlingsunterkünfte stehen. Verweist nicht sogar die Stadt auf die dortigen Parkplätze als Ausgleich für Verluste in der Innenstadt?

Die Halde wäre Ausgleichsfläche für das schädliche Autobahnkreuz

Besonders wichtig würde die Halde als Ausgleichsfläche das riesige und für die Stadt absolut schädliche Autobahnkreuz. Es wird nicht nur den Erholungswert des Wittringer Waldes stark reduzieren, sondern auch darüber hinaus auf das Stadtgebiet abstrahlen. Sein Verkehr wird Lärm, Staub, Hitze, Abgase emittieren. Bedauerlicher Weise sind in der Innenstadt bei der letzten „Attraktivierung“ sehr viele große Bäume gefällt und durch Betonflächen ersetzt worden. Das merkt man schon jetzt im Sommer an den hohen Temperaturen in der Stadt. Dazu hat gerade die Moltke- Halde durch ihre Höhe und geschlossenem Grünbestand eine nicht zu ersetzende Schutzfunktion. Ein Schleifen der Halde würde den gesundheitsschädlichen Klimaeffekt unerträglich vergrößern.

Eine austauschbare Industriebebauung an Stelle des Haldenbiotops wäre für die gesamte Stadt eine nicht auszugleichende Katastrophe. Der geplante Tunnel, sollte, wenn er wirklich käme, von Straßentrassen und Versiegelungen freigehalten werden. Er sollte in den bestehenden Grünzug integriert werden, damit Gladbeck wirklich zusammenwachsen kann. Die in letzter Zeit immer häufiger in den Medien veröffentlichten Berichte von Wassernotstand, Trockenheit, Starkregen, Tornados, Stürmen, Waldbränden, Artensterben, Überschwemmungen und Höchsttemperaturen sprechen für sich.“


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

2 Kommentare

  1. Hallo? Die Halde wird bleiben, da kann der Stadtrat beschließen was er will. Davon bin ich fest überzeugt.
    Die Idee an sich ist schon alleine wegen der klimatischen Auswirkungen auf den gesamten Innenstadtbereich unsinnig. Unsere Stadt hat den Klimanotstand ausgerufen und redet von Schwammstadt -und jetzt so was? Für den Bau der A52 will unsere Verwaltung offenbar nicht nur die Vernichtung von Erholungswert in Wittringen durch das riesige Autobahnkreuz in kauf nehmen, jetzt wollen Sie auch noch die grüne Halde abbaggern. Man glaubt es nicht!
    Bei einem solchen Beschluss des Stadtrates können wir darauf warten, bis ein oder mehrere Bürger ein Bürgerbegehren dagegen starten. Und das würde den Ratsbeschluss aufheben. Diese Mühen sollte der Rat unserer Stadt ersparen.

  2. Die A52 ist eindeutig eine Katastrophe mit Ansage. Neben den bereits von Manfred Schlüter angeführten ökologischen Nachteilen werden sich die Gladbecker auch über einige Jahre Lüdenscheider Verhältnisse in der Innenstadt freuen dürfen. Der für den Autobahnbau umgeleitete LKW-Verkehr kann nur über die Linie Buersche Straße – Humboldstraße – Postallee – Adenauer Allee – Möllerstraße – Bottroper Straße … Damit ist die Blockade der Nord-Süd-Verbindungen fast komplett. Eine Dauer- Autokolonne quer durch Gladbeck. Und jeder Autobahnkilometer kostet 90 Millionen Euro! Was ist denn mit der U11-Verlängerung von Horst bis Gladbeck??? Die wäre für einen halben Kilometer Autobahn zu haben. Inklusive neuer Bahnhof Ost, Haltepunkt Butendorf und komplett saniertem Oberhof mit Radstation.
    Anbindung im 20-Minuten-Takt direkt von Gladbeck nach Essen. Chance für täglich tausende Pendler aus der Innenstadt , die jetzt noch das Auto nutzen.
    Das kann die A52 nicht leisten. Die endet bei Essen Nord im Stau…

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