Von einer fahrradfreundlichen Stadt ist Gladbeck weit entfernt
10.06.2022 – Fahrradständer – Per Friedhofssatzung verbietet die Stadt Gladbeck das Fahrradfahren auf den Gladbecker Friedhöfen. Auch e-Rollerfahrer dürfen ihr Gefährt dort nicht nutzen. Die gerade frisch (neu) aufgelegte Satzung hat zwar in erster Linie das Verhalten von Hundebesitzern im Blick, doch bei der Gelegenheit hätte man sich auch die Situation von Radfahrern ansehen können.
Keine Fahrradständer auf Gladbecker Friedhöfen
Auf den Gladbecker Friedhöfen gibt es keine Fahrradständer. An allen fünf Eingängen des Friedhofs Gladbeck-Mitte fehlen sichere Abstellmöglichkeiten. Angesichts häufiger Diebstähle auf Friedhöfen wundert es da nicht, dass Radfahrer bis zum Grab durchfahren und ihr Rad dort im Blick haben. Anders als bei „Vorkommnissen“ mit Hunden, sind solche mit vereinzelten Radfahrern nicht bekannt geworden.
Radfahrverbot ist ist aus der Zeit gefallen
In Zeiten, da sogar gefordert wird, das Radfahren in Fußgängerzonen zu erlauben, ist das Radfahrverbot auf Gladbecker Friedhöfen schon erstaunlich. Wenn man wenigstens dafür sorgen würde, dass man Fahrräder dort an den Eingängen sicher abschließen könnte, wäre die Sache halb so schlimm. Doch auch hier zeigt sich, dass Gladbeck von der Bezeichnung „Fahrradfreundliche Stadt“ noch weit entfernt ist.
Fahrradständer sind nur ein Problem, auch Fahrradstraßen weiterhin unvollkommen
Die neue Gladbecker Zeitung hatte schon darauf hingewiesen, dass es an der Tauschlagstraße eine „rechts vor links“-Gefahrenquelle gibt, die im Widerspruch zur Definition der Fahrradstraße steht, wie sie auf der städtischen Webseite angegeben ist. Am Zustand hat sich seit Wochen nichts geändert. Siehe hier!
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
Das vermeintliche Fehlen von Radständern auf und an Friedhöfen und an anderen Orten ist ein klassisches Nichtproblem des homo urbanus. Die rein technische Lösung nennt sich Seitenständer, ist über hundert Jahre alt und hier nachzulesen: Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik. Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung. 10. Auflage, BVA Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG, Bielefeld, 1999.
Wer sich aber in seiner angenommenen moralischen Überlegenheit gegenüber den Benutzern selbstfahrender Mobile angegriffen fühlt, dem sei zunächst einmal Gelassenheit empfohlen. Wer in sich selber ruht, der kann anderen auch die freie Wahl ihrer Transportmittel zugestehen. Ein moderner „Sauberdiesel“ emittiert weit weniger Schadstoffe als sie gemeinhin in städtischer Umgebungsluft anzutreffen sind. Somit mögen moderne SUVs zwar wirklich hässlich sein, sie fügen aber bei sachgerechter Anwendung weder mir noch anderen Schaden zu.
Hilfe kommt hier auch von Seiten der Psychologie: wer angesichts des Besitztums anderer reflexartig zum radelnden Oberlehrer wird und unverzügliche Anpassung an die Glaubenssätze einer vermuteten Mehrheit fordert, dem sei die Auseinandersetzung mit dem Prinzip des Nullsummendenkens angeraten – ein universeller Urteilsfehler und damit eben ein oft angewendeter Mechanismus der sich vor allem in der Kommunikation kleinbürgerlich ausgerichteter Werte findet.
Ganz einfach ausgedrückt: Wenn ich zum Friedhof oder in die Bibliothek radeln will, dann tue ich das einfach und störe mich weder an SUVs, noch an Tretrollern oder Gummibooten. Und ich brauche auch keine Bestätigung meines Bessermenschentums durch einen roten Teppich oder sonstige Infrastruktur.
Man merkt, dass Sie sich Gedanken machen. Das war es dann aber auch schon.
In Ihrer Argumentationskette gehen Sie von Anfang an von falschen Prämissen aus.
An einem Fahrradständer, der an einem Fahrrad angeschraubt ist, kann man kein Fahrrad abschließen.
Dazu bedarf es eines Bügelständers – und die fehlen an den genannten Orten.
Ansonsten noch viel Spaß mit Ihrem Diesel-SUV.
Anfang April bei einer Beerdigung in Rentfort, als einer der wenigen Teilnehmer kam ich mit dem Fahrrad. Dann die Suche nach einem Radständer: Nix vorhanden. Erzählte das danach meiner Frau, die im Stadtrat sitzt. Bin gespannt, was daraus wird?
Was mich auch wundert?: Der hohe Benzinpreis schreckt vermutlich noch nicht genug ab. Viele Gladbecker fahren auch bei schönstem Wetter mit ihren „dicken Geländewagen“ zu innerörtlichen Terminen, beispielsweise heute gesehen beim Musikschultag am Bernskamp, immer wieder um das Gebäude herum gefahren mit ihrer SUV-Kiste auf der Suche nach einem Parkplatz, das störte akustisch auch die sehr schöne Veranstaltung und bedrängte die wenigen Radfahrerinnen und -Radfahrer. Seltsam dieses Verhalten?