Tenor: „Die Autobahn kommt nicht und der Haldenabriss ist nicht finanzierbar – wir haben kein Thema mehr!“
Gladbeck – 03.12.2024 – Bürgerforum Gladbeck – Bürgerschaftliches politisches Engagement jenseits der Parteienlandschaft ist in Gladbeck schon immer Mangelware. Abgesehen von einzelnen Leserbriefschreibern hatte bisher das seit 11 Jahren bestehende Bürgerforum die Rolle der außerparlamentarischen Opposition übernommen. Auch damit hat es bald wahrscheinlich ein Ende.
Schon Anfang Oktober hatte der Vereinsvorsitzende Franz Kruse in einer Vorstandssitzung angekündigt, aus Altersgründen künftig nicht mehr für den Vorsitz kandidieren zu wollen. Einen neuen Kandidaten gibt es bisher nicht. Auch die gestrige Vorstandssitzung brachte kein anderes Ergebnis. Kruse führt nun das Amt bis zu einer Mitgliederversammlung weiter. Man war sich einig, dass die Themen „Autobahnausbau“ und „Abtragung der Halde am Festplatz“ erledigt seien.
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Bürgerforum Gladbeck ohne Themen
Eigentlich war es schon immer ein Problem des Gladbecker Bürgerforums, dass es sich weitgehend auf den Kampf gegen den Autobahnausbau durch Gladbeck fokussiert hatte. Eine dringend nötige Verjüngung der Mitgliedschaft und eine Ausdehnung der Themenpalette blieben aus. Das rächt sich nun!
Dabei ist es dringend erforderlich, an der derzeitigen Kommunalpolitik Korrekturen vorzunehmen. Um mal etwas polemisch zu werden: Unser Noch-Kanzler überbrachte der Ukraine gestern ein Waffengeschenk im Wert von 650 Mio. Euro und in Gladbeck steht die „Tafel“ vor dem AUS, weil die CDU/Grüne Landesregierung 83 Mio. im Sozialbereich streichen will. Die Fortsetzung des Krieges bedeutet für die Ärmsten in Gladbeck die Verschärfung ihrer Not.
In Gladbeck „brennt die Hütte“ an allen Ecken
Die Stadt Gladbeck hat für fast zwei Mio. Euro das Rathaus Café Schwarte erworben und muss noch rund eine Mio. Euro investieren um es vermietbar zu machen. Das alles, um eine informelle Dönerobergrenze einzuführen! Kein Thema für das Bürgerforum!
Im Norden Gladbecks verrotten mehrere Brücken und sind gesperrt oder nicht mehr vollständig befahrbar. Kein Thema für das Bürgerforum Gladbeck!
Das mangelhafte Baustellenmanagement der Stadt Gladbeck stößt immer mehr Bürgern sauer auf. An jeder Ecke stehen Baustellenabsperrungen ohne Sinn und Zweck rum. Baustellen liegen oft monatelang brach. Kein Thema für das Bürgerforum Gladbeck!
In Gladbeck fehlen rund 800 Kita-Plätze. Der Kontakt zwischen dem Einwohnermeldeamt und dem Jugendamt scheint seit Jahren unterbrochen zu sein. Gleichwohl lassen sich die Verantwortlichen in den Ruhestand feiern. Kein Thema für das Bürgerforum Gladbeck!
Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 10,9 % und ist immer noch die höchste im Kreis Recklinghausen. Die angekündigte Stilllegung der Phenolchemie und die Stilllegung einer Fertigungsstrecke bei Flachglas trifft 450 Haushalte in Gladbeck. Kein Thema für das Bürgerforum Gladbeck!
Gladbeck hat einen der höchsten Grundsteuerhebesätze in Deutschland. Kein Thema für das Bürgerforum Gladbeck!
Bürger müssen den Kommunalpolitikern lästig werden
Auf dem Sofa meckern hilft nicht weiter. Wer Politik beeinflussen will, muss sich in Parteien oder in Bürgerinitiativen engagieren. Wobei es in Parteien sehr schwierig ist, denn dort sitzen „alte Hasen“, die glauben, die Weisheit mit der Schöpfkelle gefressen zu haben. Wer neue Ideen einbringt, die die eingefahrenen Linien in Frage stellen, wird schnell kaltgestellt.
Deshalb ist es wichtig sich trotzdem politisch zu engagieren und zu versuchen, seine Vorstellungen zur Verbesserung der Lebenssituation in seiner Stadt umzusetzen. Das ist nicht immer leicht und nur selten von Erfolg gekrönt. Doch Resignation führt nur dazu, dass die in Parteien vorherrschende Omnipotenz ungehindert expandiert.
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Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
Als das Bürgerforum – ziemlich auf den Tag genau – vor 11 Jahren als Verein gegründet wurde, verstand es sich ausschließlich als Bürgerinitiative gegen die A 52. Man kann nur hoffen, dass der Albtraum von einer Autobahn quer durch das Gladbecker Stadtgebiet heute endgültig vorbei ist.
Die meisten Versuche, das Bürgerforum als überparteiliche, breit aufgestellte, zivilgesellschaftliche Kraft im politischen Geschehen von Gladbeck aufzustellen, funktionierten nicht richtig. Die Stadt hat bedauerlicherweise ein historisch gewachsenes Defizit am Engagement seiner Einwohner. Im Vertrauen darauf weisen die versammelten Kräfte im Rathaus trotz aller Sonntagsbekenntnisse konstruktive, insbesondere auch gegen ihre Aktionen gerichtete Mitwirkungsversuche von Bürgern schnell als unbotmäßige Einmischung zurück. Streit wird in Gladbeck leider nur sehr bedingt als die notwendige Grundlage unserer Demokratie geschätzt.
Franz Kruse, der scheidende Vorsitzende des Bürgerforums, hat gut daran getan, die prekäre Situation seines Vereins öffentlich zu machen. Man kann nur hoffen, dass sein Hilferuf von jüngeren und aktiven Gladbeckern gehört wird. Möglichst viele von ihnen sollten sich im eigenen Interesse jenseits der bestehenden Parteien politisch einmischen. Trotz aller Altersunterschiede und Verkrustungen könnten dafür das notleidende Bürgerforum und andere Organisationen in vergleichbarer Lage eine gute Grundlage sein.