Auswertung der Corona-Namenslisten um Migranten „rauszufischen“ ist Rassismus
28.04.2021 – Migranten und Corona – Die Stadt Gladbeck wollte vor einigen Tagen ganz besonders transparent sein. Weil in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil die Corona-Infektionszahlen besonders hoch sind, wollte man wohl nachweisen, dass es auch Migranten in den Stadtteilen sind, die mit Corona infiziert sind. Da sind aber wohl den „Statistik-Profis“ der Stadtverwaltung die Pferde durchgegangen. Man hat rund 400 Namen von betroffenen Personen ausgewertet um nachzuweisen, dass es sich um Migranten handelt.
Das war allerdings ein klassischer Rohrkrepierer! Flugs kam Kritik von Grünen und einer Migrantenliste im Rat und die Stadt ruderte zurück. Man kategorisiere Menschen nicht anhand von Namenslisten in Migranten und Nicht-Migranten, verteidigt sich der Sozialdezernent Rainer Weichelt (SPD). Man habe nur einen Blick auf die Liste der Infizierten geworfen. Das sei keine repräsentative Auswertung, es helfe aber Infektionsschwerpunkte ausfindig zu machen.
„Hättest Du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben.“
Anicius Manlius Severinus Boethius (römischer Gelehrter)
Die örtliche Tageszeitung skandiert Zustimmung für Weichelt und weist die Kritik der Parteien zurück, weil diese keine Lösungsvorschläge gemacht hätten.
Aber diese Vorschläge sind bekannt und liegen auf der Hand:
> intensive Kontaktnachverfolgung
> in welchen Betrieben arbeiten die Infizierten
> wie kommen sie zur Arbeit
Doch da will man nicht dran und so kommt es, dass die Berufsschüler in der Nachbarstadt Bottrop Unterricht haben, weil der Inzidenzwert unter dem gesetzten Inzidenzwert liegt, aber ein großer Teil der Schüler aus Gladbeck, Oberhausen kommen wo der Inzidenzwert keinen Frontal-Unterricht zulässt.
Migranten und Corona – Wenn man da nicht dran will, wertet man eben Namenslisten aus!
Wie widersinnig das ist, zeigen nachstehende Beispiele.
Das Statistische Bundesamt definiert den Migrationshintergrund so:
Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Im Einzelnen umfasst diese Definition zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-) Aussiedlerinnen und (Spät-) Aussiedler sowie die als Deutsche geborenen Nachkommen dieser Gruppen.
Folgt man dieser Definition des Statistischen Bundesamtes, dann hätte z.B. auch jemand der den deutschen Nachnamen seines Vaters trägt, auch einen Migrationshintergrund, wenn seine Mutter bei seiner Geburt die holländische Staatsangehörigkeit hatte. Das würde in diesem Fall auch für die Nachnamen Rademacher und Drosdzol gelten.
Bleiben wir doch mal bei Drosdzol. Die Konsonantenfolge „sdz“ zeigt, dass der nicht deutsch klingende Name wahrscheinlich aus dem slawischen Sprachraum kommt und, dass er wahrscheinlich in der Schreibung „eingedeutscht“ ist. Ahnenforschungsseiten weisen auf eine polnischer Herkunft hin; es werden folgende Vornamen aufgezählt: Louise Drosdzol, Jozef Drosdzol, Leon Drosdzol, Zofia Drosdzol, Jolanta Drosdzol, Andrzej Drosdzol, Paul Drosdzol, Stefan Drosdzol, Helena Drosdzol.
Was sagt uns das jetzt hinsichtlich der Nachnamensichtung der Stadtverwaltung? Sollten wirklich Migranten rausgefischt werden? Dann wäre der CDU-Vorsitzende Drosdzol doch auch ein Kandidat für die Liste. Oder sollten nur bestimmte Migranten rausgefischt werden, z.B. solche mit türkischen oder arabisch klingenden Namen. Dann wäre das purer Rassismus!
Und dann kommt heute die CDU aus den Sträuchern. Eine CDU, die im Kommunalwahlkampf im Zusammenhang mit Migranten von „Muschelschrubbern“ sprach und sich nicht zu schade war, Kleinanzeigen zu schalten um üble rechtsradikale Lesermeinungen zu loben.
CDU-Fraktionsvorsitzender Rademacher stellt sich hinter die Stadtverwaltung. Die Stadt Gladbeck habe mit der Auswertung der Namenslisten alles korrekt gemacht und endlich sei die Verwaltung offen und transparent.
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