Medizincampus – Streitpunkt in Gladbeck-Butendorf

Medizincampus - Streitpunkt in Gladbeck-Butendorf
Extrem mager ist die Ausstattung mit Fahrradständern am hochmodernen Medizincampus Gladbeck-Butendorf.

Unbefriedigende Verkehrslage

31.01.2022 – Medizincampus – Zurecht wird vielfach, wie z.B. von den Linken und der CDU, auf die unbefriedigende Verkehrssituation am Medizincampus Butendorf hingewiesen. Der Medizincampus, bestehend aus zwei Ärztehäusern an der Horster Straße, befindet sich im Besitz der KleimKo Ärztehaus Gladbeck GmbH & Co. KG, geleitet von vier Medizinern, darunter Dr. med. Gregor Nagel www.hausarztzentrum.de/steckbrief-nagel.php.




Besonders nach Eröffnung des zweiten Praxisgebäudes 2021 kommt es öfter zu starken Störungen auf der Horster Straße, weil die auf den Campus abbiegenden Fahrzeuge zum Teil erhebliche Rückstaus verursachen. Wobei der Begriff „Campus“ sehr geschönt ist, es handelt sich nicht um eine parkähnliche Grünanlage, sondern um einen Parkplatz. Auf diesem selbst kommt es durch das ständige Kurzzeitparken und der Suche nach einem freien Parkplatz in schmalen Fahrgassen mit Gegenverkehr zu vielen Behinderungen, Lärm und Abgasen.

Kaum Fahrradparkplätze am Medizincampus

Mit einer Verbesserung der Infrastruktur für Fahrradfahrende würden sich viele der PKW- Anfahrten einsparen lassen. Den Kunden/innen werden lediglich 16 Abstellbügel für sicheres Fahrradparken angeboten, davon nur drei am Haupteingang. Bei zwei Bürogebäuden mit über 3.000 qm Nutzfläche einschließlich Apotheke mit Drive-In-Schalter, einer dreistelligen Angestelltenzahl und einem Kundenaufkommen vergleichbar mit einem großen Discounter überrascht es, dass nicht mehr Fahrradabstellanlagen vorgeschrieben sind.

Ausreichende Abstellmöglichkeiten ließen sich am Haupteingang schaffen, wenn man zwei PKW- Stellplätze nach hinten verlegt. Zu einer guten Qualität gehört auch eine Überdachung der Radabstellplätze als Witterungsschutz. Damit könnte sich die missliche Park- und Verkehrssituation deutlich verbessern. Je mehr Kunden nicht mit dem Auto kommen, desto mehr entlastet es die Parksituation rund um den Campus und desto mehr Fahrkomfort wird allen Autofahrenden auf der Horster Straße geboten.

Vorbild Ärzte

Die ärztlichen Betreiber des Campus müssen sich fragen lassen, warum sie nicht an das gesunde Fortbewegen ihrer Kundschaft mit dem Rad denken. Dass die drei Fahrradbügel am Haupteingang meistens voll belegt sind und viele Räder deshalb frei abgestellt sind, sollte allen dort arbeitenden Ärzten/innen aufgefallen sein. Schon aus ihrer ärztlichen Profession heraus sollten sie den Kunden/innen einen großen Anreiz bieten, statt des Autos ihr Fahrrad zu benutzen, denn viele wären körperlich dazu in der Lage. Als Arzt/Ärztin selbst Vorbild zu sein und das Rad zu benutzen, wäre zudem nicht schlecht.

Neue Straßen sorgen für noch mehr Verkehr am Medizincampus

Der CDU-Vorschlag, für PKW zusätzlich die Anfahrt über die Ulmenstraße und die Landstraße zu ermöglichen, würde die Situation auf dem Ärzteparkplatz wohl verschlimmern, weil mit noch mehr PKW-Aufkommen aus noch mehr Richtungen zu rechnen wäre. Eine Anbindung über den Pfarrer-Grünfeldweg würde die Problematik lediglich zur schlecht einsehbaren Ulmenstraße verlagern und die vielen Eltern mit Ihren Kindern auf dem Weg zum Kindergarten am Ende des Pfarrer- Grünefeldweges ernsthaft gefährden. Sinnvoll ist daher eine Fuß- und Fahrradverbindung zur Landstraße, so wie sie von den LINKEN schon 2021 vor Fertigstellung des zweiten Gebäudes vorgeschlagen wurde. Es würde dadurch ein besserer Zugang ohne PKW-Verkehr aus östlicher Richtung ermöglicht werden und eine Lücke in der Ost-West Verbindung für Radfahrer geschlossen.


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

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1 Kommentar

  1. Die nicht hinnehmbare Verkehrssituation auf und vor dem Grundstück des „Medizincampus“ in Butendorf ist die Folge einer, übrigens nicht ungewöhnlichen Geringschätzung der Verkehrslogistik durch die Bauherren und die zuständigen Genehmigungsbehörden. Das Ergebnis reicht vom lästigen Durcheinander im gesamten Parkbereich des Grundstücks rund um die beiden Ärztehäuser bis zu gefährlichen Zuständen an der Einmündung zur Horster Straße.
    Nachhaltige Abhilfe ist möglich. Dafür ist die entschlossene Umsetzung eines umfassenden, verkehrslogistischen Konzeptes unter Mitwirkung aller in Betracht kommenden Beteiligten erforderlich. Festgemacht an den spezifischen Möglichkeiten vor Ort, aber auch gemessen an den übergreifenden Herausforderungen von Klimapolitik und Verkehrswende sollten darin alle kritischen Ziel- und Quellverkehre im Bereich des Zentrums unter die Lupe genommen und wo möglich optimiert werden.
    Hierzu ein paar beispielhafte Stichworte: entgeltliche Parkraumbewirtschaftung mit einer zeitlichen Begrenzung der Parkzeiten, Trennung des Besucherverkehrs von der Dauernutzung der Parkplätze durch Mitarbeiterfahrzeuge, ggf. Bereitstellung von Mitarbeiterparkplätzen auf anzumietenden Freiflächen außerhalb des Parkraums rund um die Ärztebauten. Betriebsübergreifende Organisation von Fahrgemeinschaften mit Anpassung der Arbeitszeiten unter Priorisierung gemeinsamer Fahrten.
    Darüber hinaus: aktive Beeinflussung des öffentlichen Nahverkehrs: Robuste, problembasierte Verhandlungen mit dem Betreiber der Buslinien mit dem notwendigen Ziel der unverzüglichen Herstellung von Stopps unmittelbar vor dem Zentrum, Einbeziehung der städtischen Stellen zur baulichen und verkehrslenkenden Entflechtung der erforderlichen Bushalte vom individuellen Durchgangsverkehr, dazu Einrichtung einer Tempo-30-Zone, ggf. verbunden mit der bestehenden 30er-Zone vor der Waldorfschule. Installation einer Übergangshilfe für Fußgänger, ggf. mit einer bedarfsgesteuerten Ampelanlage, Beschleunigung und Erprobung aller Baumaßnahmen durch pop ups. Vereinbarungen mit Taxiunternehmen für attraktive (zu genehmigende?) Sondertarife zu und von dem Zentrum, ins-besondere für beeinträchtigte Mitbürger. Anreize zum Verzicht auf den eigenen Pkw durch betriebliche Gutscheine für Taxinutzer.
    Und zusätzlich: Aktive Umlenkung des motorisierten Verkehrs durch Schaffung einer durchdachten Logistik für den Fahrradverkehr. Konsequente Nutzung der Zurverfügungstellung von E-Bikes (Pedelecs) für Mitarbeiter, dazu die Ausschöpfung der bestehenden steuerlichen Vorteile für Betriebe und Beschäftigte. Optimierung der Anschaffung und Wartung durch Sonderkonditionen mit Vertreibern /Vermietern und ortsfeste /mobile Wartungsangebote. Technisch gute Ausstattung einer angemessenen (!) Zahl von Abstellplätzen für Fahrräder, u.a. mit für die Benutzer kostenfreien Lademöglichkeiten: vor dem Zentrum und seinen Eingängen für Besucher, hinter den Bauten für Mitarbeiter. Bereitstellung von Schlecht-Wetter-Ausrüstungen für radelnde MitarbeiterInnen und abgesicherte Garderoben dafür in den Bauten, betriebliche Hilfen für die Unterstellung hochwertiger Räder an den Wohnungen der Mitarbeiter. Nicht zuletzt: E-Bikes für alle Führungskräfte und ÄrztInnen. Denn die Leitenden sollten, wenn immer möglich, ihre Autos zu Hause lassen und durch tägliche Nutzung ihrer Firmenräder Vorbildfunktion einnehmen.
    Ein für die konkrete Situation geeignetes Konzept dieser Art sollte für Butendorf maßgeschneidert erstellt werden. Seine – hier nur beispielhaft genannten – Maßnahmen müssen konkretisiert, auf ihre Effizienz bewertet und zu einer plausiblen und in sich geschlossenen und attraktiven Konzeption verdichtet werden. Das Ergebnis muss mit den Betreiberunternehmen, seinen Betriebsräten, MitarbeiterInnen, der öffentlichen Hand, mit Verkehrsbetrieben, Fahrraddienstleister, Presse, etc. so hergeleitet und kommuniziert werden, dass jede und jeder die Vorteile für sich erkennen kann und im eigenen Interesse bei der Umsetzung der zu vereinbarenden Maßnahmen mitmacht.
    Eine solche aus der akuten Not geborene, vorbildliche Logistikkonzeption ist praktisch machbar. Erforderlich ist die Einsicht der maßgebenden Beteiligten, dass es so wie jetzt nicht weitergehen kann. Substantiell und finanziell sollten zunächst einmal die Betreiber des Zentrums als vorbildliche Schrittmacher vorangehen. Sie sind die Verursacher des heutigen Chaos, aber auch die direkten Nutznießer besserer Verkehrsverhältnisse. Naheliegend ist eine Private Public Partnership, also das aktive Zusammenwirken mit der Stadt, die die Umsetzung der öffentlichen Komponenten übernehmen könnte. Fördermittel von Land und EU werden so wahrscheinlich.
    Noch zwei Anmerkungen:
    • Wer meint, die notleidende Verkehrssituation in Butendorf durch zusätzliche Straßen beseitigen zu können, denkt zu kurz: Mehr Autostraßen locken nur noch mehr fahrende und stehende Autos in den Hotspot, sie bewirken das Gegenteil des eigentlich Gewollten.
    • Wenn die katholische Kirche endlich eine neue denkmalgerechte Nutzung für die zwingend zu erhaltende Heilig-Kreuz-Kirche in eigener Verantwortung findet, dürfen die damit verbundenen Verkehre die heutige Situation nicht verschärfen. Sie sollten antizyklisch sein, ihre Spitzen also abends und an Wochenenden haben, und sie sollten von vornherein in die zu erarbeitende Konzeption eingebunden werden. Sonst ersticken die Butendorfer unter einer Autolawine, für die ihre Straßen weder gebaut noch geeignet sind.

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