Resser und Backumer Bach: Renaturierung und Radweg fertiggestellt
08.12.2022 – Köttelbecke – Nach über fünfjähriger Bauzeit hat die Emschergenossenschaft die naturnahe Umgestaltung des Resser und des Backumer Baches abgeschlossen. Gleichzeitig wurde der neue Radweg entlang der beiden Gewässer fertiggestellt und nun für die Öffentlichkeit freigegeben. Damit hat die Emschergenossenschaft nach der Abwasserfreiheit einen weiteren wichtigen Schritt für Natur- und Hochwasserschutz in Herten erreicht.
Von der stinkenden Köttelbecke zum naturnahen Bach
Ein natürlicher Bach schlängelt sich in kleinen und größeren Kurven, ist mal breiter, mal schmaler, fließt schnell, um dann wieder zur Ruhe zu kommen und langsam dahin zu plätschern. Statt so einem natürlichen Gewässerverlauf zu folgen, flossen Resser und Backumer Bach jahrzehntelang pfeilgerade wie ein schwarzer Strich durch Herten.
Betonsohlen formten ihre Betten und sorgten dafür, dass das Wasser samt seiner stinkenden Fracht schnellstmöglich Richtung Holzbach und von dort in die Emscher transportiert wurde. Diese einstigen Köttelbecken sind nun Geschichte – seit November 2021 sind die beiden Bäche von Abwasser befreit und mit der nun vollendeten Renaturierung kann sich die Natur am und im Wasser wieder frei entwickeln.
Köttelbecke kam in neue Kanäle
Nachdem die Emschergenossenschaft von 2017 bis 2021 über fünf Kilometer Abwasserkanäle gelegt hatte, konnte sie anschließend mit der Renaturierung von insgesamt 5,6 Kilometern Bachverlauf beginnen. Der Backumer Bach ist zwischen Kaiserstraße und seiner Mündung in den Resser Bach ökologisch aufgewertet. Der Resser Bach ist von der Kaiserstraße bis zu seiner Mündung in den Holzbach renaturiert – mit Ausnahme einer rund 900 Meter langen Strecke am Pumpwerk Resser Bach. Unter anderem sind die Sohlschalen aus Beton entfernt, das zum Teil unterirdisch in Rohren fließende Gewässer offen gelegt und ihm mehr Raum gegeben. Spundwände sind entfernt, eine neue Gewässerböschung und Sohlgleiten für Fische geschaffen sowie Vertiefungen im Gewässer angelegt, um die bergbaubedingten Absenkungen auszugleichen.
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„Es ist mir eine besondere Freude, den Menschen in meiner Heimatstadt dieses herrliche Stück Natur wieder zurückgeben zu können. Die beiden Bäche sind nun wieder ein Ort, an dem man sich gerne aufhält und sich wohlfühlt. Das gilt nicht nur für die Menschen, sondern auch für Flora und Fauna. Mit der Renaturierung sind die Voraussetzungen geschaffen, dass Fische von der Emscher in die Hertener Gewässer schwimmen können, zahlreiche seltene Arten wie Libellen oder Krebse hier einen neuen Lebensraum finden und Vögel sich an den Ufern der Gewässer Nester bauen“, freut sich Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Neuer Bach soll mehr Regenwasser aufnehmen als früher die Köttelbecke
Doch die Gewässermaßnahme dient nicht allein dem Naturschutz. Die Emschergenossenschaft hat das Volumen des Hochwasserrückhaltebeckens Resser Bach im Brandhorster Wald deutlich ausgeweitet und so für mehr Schutz der Hertener Bürgerinnen und Bürger vor Überschwemmungen gesorgt. Statt 25.000 können nun 31.000 Kubikmeter Wasser bei Starkregen im Becken zurückgehalten und so den Bach entlasten. Zusätzlich hat die Emschergenossenschaft einen zweiten Rückhalteraum neu gebaut. Dieser liegt zwischen der Zeche Ewald und der A2 und verfügt über ein Fassungsvermögen von 16.000 Kubikmetern.
„Mehrere Generationen sind in Herten mit den sogenannten ‚Köttelbecken‘ aufgewachsen. Wohl kaum einer hätte sich vorstellen können, dass daraus einmal grüne Oasen werden könnten. Der neue Radweg schafft eine schnelle Verbindung über die sich Freizeitsportler und Pendler freuen werden. An diesem Wochenende hält außerdem zum ersten Mal seit fast 40 Jahren wieder ein Personenzug in Herten. Zwei Gewinne für bessere und klimafreundliche Mobilität in unserer Stadt“, so Hertens Bürgermeister Matthias Müller.
Neue Verbindungen am Wasser
Der neue Radweg: Die Emschergenossenschaft hat auf 1,2 Kilometern ihre Betriebswege entlang des Resser und des Backumer Baches zu einem Radweg umgebaut. Der Radweg ist asphaltiert und die RadfahrerInnen freut das. Aber auch hier hat die Emschergenossenschaft mit an die Natur gedacht. Über den Asphalt ist weißer Moränen-Splitt aufgetragen. Dieser heizt sich an heißen Tagen weniger auf als schwarzer Asphalt. So wird er für Insekten nicht zur tödlichen Wärmefalle und auch Vierbeiner mit hitzeempfindlichen Pfoten freuen sich darüber.
Die Baumaßnahmen am Resser und Backumer Bach waren auch für die erprobten ExpertInnen der Emschergenossenschaft anspruchsvoll. Das Bauen fand nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in der Stadt zwischen eng angrenzenden Wohnbebauungen statt. Das ging nicht immer ohne Beeinträchtigungen für die dort wohnenden Bürger*innen. Umso mehr bedankt sich die Emschergenossenschaft bei den Anwohner*innen für die Geduld und ihr Verständnis. Insgesamt hat die Emschergenossenschaft in die Abwasserfreiheit und die Renaturierung des Resser und des Backumer Baches sowie die Radwege rund 100 Millionen Euro investiert.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet. Sie kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. www.eglv.de
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