Kreis Recklinghausen/Bottrop: Verkehrsunfallbericht 2020 veröffentlicht
Recklinghausen, 10.03.2021 – Verkehrsunfallbericht: Straßen sind sicherer! – Mit dem Verkehrsunfallbericht 2020 gibt die Polizei Recklinghausen einen detaillierten Einblick in Daten und Hintergründe der Verkehrssicherheitslage auf den Straßen des Kreises Recklinghausen und der Stadt Bottrop.
„Wir möchten, dass die Bürgerinnen und Bürger sicher unterwegs sind. Unser Ziel ist es, dass weniger Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt oder gar getötet werden. Dieses Ziel wurde im vergangenen Jahr erreicht“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Verzeichnet wurden die geringsten Unfallzahlen im Fünf-Jahres-Vergleich. Die Zahl der Verunglückten ist 2020 deutlich gesunken und es gab deutlich weniger Verkehrstote.
Neben der polizeilichen Sicherheitsarbeit haben aber sicherlich auch die Corona bedingten Einschränkungen des täglichen Lebens Einfluss auf die Unfallentwicklung gehabt. In Lockdown-Zeiten herrschte über Monate erheblich weniger Berufs- und Schulwegverkehr.
„Bei unserer Verkehrssicherheitsarbeit geht es nicht nur darum, Fehlverhalten zu sanktionieren. Wir wollen das Bewusstsein für ein verantwortungsvolles Handeln schärfen. Nicht angepasste Geschwindigkeit, Unaufmerksamkeit und Ablenkung durchs Handy sind mit die häufigsten Unfallursachen. Wenn sich alle an die Regeln halten würden, wäre viel erreicht“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Geschwindigkeitsüberwachung und die Ahndung von Smartphone-Verstößen bleiben daher weiter im Fokus der Polizei.
Ein Arbeitsschwerpunkt bleibt auch die Bekämpfung der Raser- und illegalen Tuningszene. Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen betont: „Personen, die die Straßen als Rennstrecke oder zur Selbstinszenierung missbrauchen, haben im öffentlichen Verkehrsraum nichts zu suchen. Wer rast und sich somit rücksichtslos verhält, der gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Gegen Raser gehen wir unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten konsequent vor.“
Die Behördenleiterin appelliert an alle Verkehrsteilnehmer: „Tragen Sie dazu bei, unsere Straßen sicherer zu machen. Verhalten Sie sich verantwortungsbewusst. Nehmen Sie Rücksicht gerade auf schwächere Verkehrsteilnehmer. Gemeinsam können wir es schaffen, für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen. Denn jeder Unfall ist einer zu viel.“
Die Verkehrsunfallentwicklung im Jahr 2020 im Detail
Unfallzahlen deutlich gesunken – niedrigster Wert im Fünf-Jahres-Vergleich
Im Jahr 2020 sind beim Polizeipräsidium Recklinghausen 19.701 Verkehrsunfälle aufgenommen worden. Das waren 2.725 weniger als im Vorjahr (2019 = 22.426) und der niedrigste Wert im Vergleich der vergangenen fünf Jahre. „Diese positive Entwicklung ist sicherlich auch auf unsere präventive und repressive Verkehrssicherheitsarbeit zurückzuführen. Bezogen auf das vergangene Jahr ist ein Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aber offensichtlich“, sagt Direktionsleiter Martin Kirchner. Viele Berufstätige waren und sind in Kurzarbeit oder arbeiten im Homeoffice. In den Lockdown-Phasen sorgten die Schließungen vieler Geschäfte sowie Homeschooling zusätzlich dafür, dass auf den
Straßen im Kreis Recklinghausen und in Bottrop deutlich weniger Verkehr herrschte.
Weniger Verletzte – weniger Verkehrstote
Die Polizei wurde im Jahr 2020 zu 1.838 Unfällen auf Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen gerufen, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden, 189 weniger als 2019 (2027). Bei diesen
Unfällen gab es fünf Menschenleben zu beklagen. „So erschütternd jeder tödliche Verkehrsunfall ist – in der Gesamtbetrachtung bleibt festzuhalten, dass dies die niedrigste Zahl an Verkehrstoten im Kreis Recklinghausen/Bottrop der vergangenen Jahre darstellt“, sagt Direktionsleiter Martin Kirchner. Im Jahr 2018 verloren 18 Verkehrsteilnehmer bei Unfällen ihr Leben, 2019 waren es 11. 477 Personen erlitten im Jahr 2020 bei Unfällen schwere Verletzungen (2019: 561) und 1.747 Verkehrsteilnehmer verletzten sich leicht (2019: 2.030) – auch hier also Rückgänge: weniger Schwer- und Leichtverletzte.
Die Zahl der Verunglückten sank
Weniger verunglückte Kinder – weniger Schulwegunfälle
168 Kinder sind im Jahr 2020 bei Unfällen auf Straßen im Kreis Recklinghausen und in Bottrop verletzt worden – der niedrigste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich. Es wurden weniger Rad fahrende Kinder verletzt (61, -42) als im Jahr zuvor, weniger Kinder verunglückten, als sie zu Fuß unterwegs waren (46, -27). Als Mitfahrer wurden 61 Kinder verletzt, 10 weniger als im Jahr zuvor. Im Jahr 2020 zogen sich auf dem Schulweg 23 Kinder Verletzungen zu, 36 weniger als 2019. Da der Unterricht über mehrere Wochen auf Distanz stattfand und der Schulweg während dieser Zeit für Kinder entfiel, die nicht in die Notbetreuung gingen, ist diese im Jahresvergleich niedrige Zahl in erster Linie auf die Pandemie bedingten Einschränkungen zurückzuführen.
Seit Jahren sind Kinder und Jugendliche wesentliche Zielgruppe im Bereich der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Sie beginnt bereits im Kindergarten und erstreckt sich anschließend über die Grundschule bis hin zu den weiterführenden Schulen. Diese Präventionsarbeit konnte aus Gründen des Pandemieschutzes im vergangenen Jahr nur eingeschränkt stattfinden. Im Präventionsprojekt „Crash-Kurs NRW“, das junge Fahrer für die Gefahren des Straßenverkehrs sensibilisieren und zu verantwortungsbewusstem Verhalten anleiten soll, wurden in 31 Veranstaltungen dennoch rund 6.800 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Zahl der verunglückten Radfahrer auf Vorjahresniveau – deutlich mehr Pedelecfahrer verunglückt – mehr verletzte Motorradfahrer
Im Jahr 2020 verunglückten 651 Radfahrer im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen – eine Zahl auf Vorjahresniveau. Es gab sechs verunglückte Radler mehr, als im Jahr 2019 (645). 162 der Verunglückten waren auf Pedelecs unterwegs. Das waren 48 mehr als im Jahr 2019 – ein deutlicher Anstieg um 42%. Hinzu kamen zwei verletzte E-Bike-Fahrer (ebenso viele wie 2019). Im Zuge der Energiewende nutzen viele Bürgerinnen und Bürger immer häufiger das Rad. Viele sind auf Pedelecs/E-Bikes umgestiegen und haben der Branche so einen Boom beschert. Vor allem viele ältere Verkehrsteilnehmer haben technisch unterstützte Fahrräder für sich entdeckt. Da mit Pedelecs und E-Bikes in der Regel schneller gefahren wird, erfordert dies für einen sicheren Umgang Übung sowie besonders umsichtiges Verhalten.
Die Dienststelle „Verkehrsunfallprävention/Opferschutz“ der Direktion Verkehr hatte daher im Jahr 2019 ein Präventionsprogramm mit Schulungsinhalten insbesondere für Rad fahrende Seniorinnen und Senioren entwickelt. Im Jahr 2020 mussten allerdings mehrere geplante Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Der
Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer werden wir weiterhin große Aufmerksamkeit widmen“, sagt Direktionsleiter Martin Kirchner. Bei regelmäßigen Kontrollen achtet die Polizei sowohl auf richtiges Verhalten von Radfahrerinnen und Radfahrern sowie motorisierter Verkehrsteilnehmer, als auch auf die verkehrssichere Ausstattung von Rädern. Die Polizei appelliert zu regelkonformem Verhalten und gegenseitiger Rücksichtnahme. Kindern und Erwachsenen wird geraten, stets mit Helm Fahrrad zu fahren. Denn der kann bei einem Sturz vor schlimmen Kopfverletzungen schützen.
Die Zahl der verunglückten motorisierten Zweiradfahrer ist 2020 gegenüber dem Vorjahr auf 283 (-40) gesunken. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2019 (-32) ist die Zahl verletzter Kradfahrer, also Nutzern leistungsstarker Motorräder, dagegen 2020 wieder angestiegen – von 113 auf 125 (+12).
Fehler beim Abbiegen und Wenden sind die häufigste Unfallursache
Um Entwicklungen im Verkehrsunfallbereich strategisch begegnen zu können, analysieren Fachleute der Polizei kontinuierlich die aufgenommenen Unfälle mit Blick auf die Unfallörtlichkeiten, Unfallursachen, Zielgruppen aber auch hinsichtlich der Art der Verkehrsbeteiligung. „Je schneller gefahren wird, desto schwerwiegender sind die Folgen bei einem Unfall“, betont Direktionsleiter Martin Kirchner.
Fehler beim Abbiegen und Wenden sind mit einem Anteil von 47 % die häufigste Hauptunfallursache. Bei 17 % der Unfälle waren Vorfahrtsverstöße und Missachtungen des Vorranges ausschlaggebend. Zu geringer Abstand war in mehr als 14 % Hauptunfallursache. Weitere Unfallursachen: Alkohol/Drogen (7,9 %) sowie Geschwindigkeit (3,5 %).
Weniger Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss
Die Zahlen von Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss sind im zweiten Jahr in Folge gesunken – auf 180. Das waren 159 weniger als 2019. 2020 gab es einen Rückgang um 97 alkoholbedingte Unfälle sowie 62 drogenbedingte Unfälle. Einen Rückgang um fast 10 % gab es auch bei den Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss unter Beteiligung von jungen Erwachsenen.
Weniger Verkehrsunfallfluchten
Nach einem stetigen Anstieg in den vergangenen Jahren gab es 2020 weniger Verkehrsunfallfluchten. Auch hier ist ein Zusammenhang insbesondere mit weniger Betrieb auf Parkplätzen im Zuge der Corona-Lockdown-Phasen zu sehen. Erfasst sind insgesamt 4.633 Unfallfluchten, 650 weniger als im Jahr 2019. Die Zahl der Unfallfluchten mit verletzten Personen ist leicht gesunken – auf 197 (-5). Bei 4.436 Unfallfluchten war Sachschaden entstanden (-645 gegenüber 2019).
Die Aufklärungsquote bei den Verkehrsunfallfluchten liegt nach wie vor bei rund 40 %, bei den Unfallfluchten mit Verletzten bei über 61 %. Bei der Ermittlung von flüchtigen Unfallverursachern ist die Polizei oftmals auf Hinweise von Zeugen angewiesen. Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger: „Helfen Sie uns als Zeugin oder Zeuge, wenn Sie eine Unfallflucht beobachtet haben. Notieren Sie sich das Kennzeichen und rufen Sie die Polizei. Jeder Geschädigte einer Unfallflucht wird es Ihnen danken, wenn er durch Ihre Hinweise nicht auf dem finanziellen Schaden sitzen bleibt.“
Geschwindigkeitsüberwachung bleibt wichtige Aufgabe der Polizei
„Die sichere Teilnahme am Straßenverkehr ist ein wesentliches Ziel unserer Verkehrssicherheitsarbeit“, sagt Direktionsleiter Martin Kirchner. Diese umfasst präventive, repressive und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen.
Aufgabenschwerpunkt ist die Reduzierung der Zahl der Verkehrsunfälle mit verletzten oder getöteten Menschen. Der Verkehrsunfallprävention kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu, insbesondere zur Sensibilisierung für die Gefahren im Straßenverkehr und zur Förderung eines entsprechend verantwortungsbewussten Verhaltens. Während Sicherheitssysteme in Autos immer ausgefeilter werden und den Schutz von Fahrern und Mitfahrern erhöhen, sind die Folgen von Unfällen für Fußgänger und Zweiradfahrer oftmals erheblich.
„Nach wie vor ist zu hohe Geschwindigkeit Hauptursache für Unfälle mit schweren Folgen“, betont Polizeidirektor Kirchner.
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen, bei denen man zu hohe Geschwindigkeit als Hauptunfallursache ermittelte, ist im Jahr 2020 deutlich auf 81 zurückgegangen – 178 weniger, als im Jahr zuvor (2019: 259). Da aber auch diese positive Entwicklung im Zusammenhang mit deutlich geringerem Verkehrsaufkommen in Zeiten der Corona-Pandemie zu sehen ist, bleibt Geschwindigkeitsüberwachung eine wichtige Aufgabe der Polizei. „Der Weg zu mehr Sicherheit erfordert eine nachhaltige Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus“, so Kirchner.
Smartphone-Verstöße bleiben weiterhin im Fokus der Polizei
Ablenkung durch Smartphones bleibt ein großes Problem im Straßenverkehr. Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. „Die Gefahr der Ablenkung durch Handys wird nach wie vor vielfach unterschätzt“, sagt Direktionsleiter Martin Kirchner. Selbst ein kurzer Blick auf das Display dauert rund 2 Sekunden. In dieser Zeit legt ein Auto bei 50 Stundenkilometern rund 30 Meter zurück. Ein gefährlicher Blindflug. Personen oder Hindernisse werden unter Umständen zu spät erkannt. 2020 wurden 2.586 Autofahrerinnen und Autofahrer
dabei erwischt, wie sie sich während der Fahrt mit ihrem Handy beschäftigten.
Bei 4 Unfällen im Jahr 2020 wurde Handynutzung am Steuer als Unfallursache ermittelt. Zum Vergleich: 2019 gab es 3.102 Handyverstöße mit Ahndung und in 14 Fällen war Handynutzung Ursache eines Unfalls. „Es gilt weiterhin, das Bewusstsein von Autofahrerinnen und Autofahrern dafür zu schärfen, wie gefährlich es ist, während der Fahrt aufs Smartphone zu schauen, Kurznachrichten zu schreiben oder ohne Freisprecheinrichtung zu telefonieren. Smartphone-Verstöße bleiben daher im Fokus unserer Verkehrssicherheitsarbeit“, so Kirchner.
Der komplette Verkehrsunfallbericht 2020 des Polizeipräsidiums Recklinghausen steht auf der Internetseite der Behörde zum Nachlesen und Download bereit: https://recklinghausen.polizei.nrw/
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