Krebsvorsorge – Untersuchungszahlen sind rückläufig

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Krebsvorsorge - Untersuchungszahlen sind rückläufig
Gisela Schwesig berichtet über ihre Krebserkrankung. Foto: KVWL

Tag der Krebsvorsorge am 28. November

„Frühere Diagnose, bessere Prognose!“

27.11.2023 – Krebsvorsorge – Mit 46 Jahren bekommt Gisela Schwesig eine Nachricht, die ihr Leben verändert: Sie hat Brustkrebs. Dass bei ihr ein erhöhtes Risiko besteht, war immer klar. Ihre Mutter erkrankt mit 47 an Brustkrebs, ihre Schwester mit 44 Jahren.

Gisela Schwesig achtet seit ihrer Jugend regelmäßig auf Veränderungen, tastet sich gründlich ab. Ein erster Verdacht bestätigt sich nicht. Bei der zweiten Gewebeentnahme, auf der sie besteht, dann doch das Ergebnis: ein schnell wachsender Tumor in der Brust, der bereits Metasthasen in die Lymphknoten gestreut hat. Gisela Schwesig lässt sich vom Schicksalsschlag nicht unterkriegen, sagt dem Krebs gemeinsam mit ihrer Schwester, die ihre Diagnose drei Wochen früher bekommt, schnell den Kampf an. „Meine Schwester und ich waren in dieser Zeit quasi unsere erste kleine Selbsthilfegruppe“, erzählt sie.

„Nicht die Augen verschließen“

Gisela Schwesig will alles genau wissen, arbeitet sich ins Thema ein, sucht Kontakt zu anderen Betroffenen und stellt schnell fest: „Nach der Diagnose sitzen wir alle im gleichen Boot – mit unzähligen Fragen, Unsicherheiten und Zukunftssorgen.“ Ob bei der Chemo oder im Wartezimmer beim Arzt – überall trifft sie interessierte und interessante Betroffene, von denen sie etwas lernen kann. Schließlich besucht sie ihre erste Selbsthilfegruppe: „Auch dort waren tolle, offene, fröhliche Frauen, die für mich vor allem eines ausstrahlten: Hoffnung.“


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Das ist jetzt fast vierzehn Jahre her. Die inzwischen 60-Jährige sagt: „Jetzt bin ich eine dieser Frauen, die anderen Mut macht.“ Als Vorsitzende des NRW-Landesverbands der Frauenselbsthilfe Krebs, die Betroffenen einen Austausch in 32 Selbsthilfe-Gruppen anbietet, appelliert sie an ihre Mitmenschen: „Es hilft nicht, die Augen vor dem Thema Krebs zu
verschließen.“ Sie hält kurz inne und bringt es dann prägnant auf den Punkt: „Frühere Diagnose, bessere Prognose!“

„Eine Krebserkrankung ist kein Spaziergang“

Denn jeder zweite Mann und auch jede zweite Frau erkrankt im Laufe des Lebens an Krebs, jede achte Frau an Brustkrebs. Gisela Schwesig: „Eine Krebserkrankung ist kein Spaziergang, die Therapien gehen oft über viele Jahre. Aber auch mit oder nach Krebs ist ein lebenswertes Leben möglich.“

Hilfreich: die rechtzeitige Diagnose

Schwesig rät deshalb dringend zur Vorsorge: „Die Früherkennungs-Untersuchung ist kostenlos, schnell getan und kann unter Umständen lebensrettend sein. Und die Untersuchungsmethoden werden immer präziser, die Strahlenbelastung immer geringer. Ich wollte die Diagnose möglichst früh erfahren und mich möglichst schonend und bestmöglich behandeln lassen.“

Allen, die eine Diagnose bekommen, empfiehlt sie, nicht in Panik zu geraten: „Ich kann Menschen mit Krebs oder anderen Erkrankungen nur ermutigen, über Selbsthilfe neu nachzudenken und sie auszuprobieren. Für mich war es die richtige Entscheidung. Ich bin gestärkt aus meiner Diagnose hervorgegangen. Die Frauenselbsthilfe hat mir dabei sehr
geholfen.“

INFO: Mammographie-Screening voraussichtlich bald bis 75 Jahre In Westfalen-Lippe nimmt bislang etwa jede zweite Frau (zwischen 50 und 69 Jahren) am Mammographie-Screening zur Brustkrebs-Früherkennung teil. Insgesamt gibt es 1,2 Millionen Anspruchsberechtigte. Künftig soll eine Teilnahme bis zum Alter von 75 Jahren möglich sein. Voraussichtlich ab 1. Juli 2024 können sich Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren bei der Zentralen Stelle für einen Untersuchungstermin in einer wohnortnahen Screening-Einheit anmelden. Die letzte Früherkennungs-Mammographie muss bei dieser Terminanfrage mindestens 22 Monate her sein. In Westfalen-Lippe stehen 46 stationäre Einheiten und zwei „Mammobile“ für die Früherkennung auf Brustkrebs zur Verfügung.
Weitere Infos und Termine unter: https://westfalen.mammotermin.de/login/20

„Vorsorgeangebote nutzen!“

Stimmen von KVWL, BVF, vdek, AOK NordWest und ÄKWL Zum Tag der Krebsvorsorge – jedes Jahr am 28. November – appellieren die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), der Berufsverband der Frauenärzte in Westfalen-Lippe (BVF), die Frauenselbsthilfe Krebs Landesverband NRW (FSH), die NRW-Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen (vdek), die AOK NordWest und die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) eindringlich an Bürgerinnen und Bürger, die Angebote zur Krebsvorsoge in Anspruch zu nehmen.

„Frauen und Männer sollten die Chance der frühen Diagnostik unbedingt nutzen. Denn wenn Krebs frühzeitig erkannt wird, bestehen heute gute Heilungschancen. Deshalb unsere gemeinsame Bitte: Nutzen Sie die Vorsorgeangebote!“

Insgesamt ist in Westfalen-Lippe ein Rückgang bei den Untersuchungszahlen zur Krebsfrüherkennung (Frau ab 20 Jahre, Mann ab 45 Jahre) festzustellen: Im Jahr 2022 gingen rund 420.000 Männer zur Vorsorgeuntersuchung – im Vergleich zum letzten Jahr vor der Corona-Pandemie (2019) waren das rund 10.000 Patienten weniger (minus 2,3 Prozent).

Noch stärker fällt der Einbruch der Vorsorgezahlen bei den Frauen aus: Im vergangenen Jahr gingen rund 1,4 Millionen Patientinnen zur Krebsvorsorge, rund 120.000 Patientinnen weniger als drei Jahre zuvor (minus 8,2 Prozent).

Das sagen die Fachleute:

Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL: „Dieser Trend ist wirklich alarmierend. Es gilt jetzt, gemeinsam gegenzusteuern. Wir müssen als Gesellschaft das Thema Vorsorge wieder stärker leben – denn Vorsorge kann am Ende des Tages Leben retten. Die Angebote zur Früherkennung müssen wir wieder stärker nutzen, Leichtsinnigkeit können wir uns an dieser Stelle nicht erlauben.“

Dr. Rolf Englisch, niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Landesvorsitzender des BVF in Westfalen-Lippe: „Das Thema Krebsvorsorge muss wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken. Bei der Brustkrebsvorsorge begegnen mir häufig Ängste und Vorurteile. Hier müssen wir im persönlichen und vertrauensvollen Arzt-Patienten-Gespräch noch mehr Aufklärungsarbeit leisten. Das wird an vielen Stellen schon hervorragend umgesetzt, aber es gibt noch Luft nach oben. Hilfreich wäre dabei eine eigene Abrechnungsmöglichkeit für das Beratungsgespräch zur Krebsvorsorge – bislang findet das während der normalen Sprechstunde statt.“

Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. „Die Krebsvorsorge allgemein und die Mammographie im Besonderen sind der Beleg dafür, dass frühzeitige Vorsorge Leben retten kann. Daher ist die Ausweitung des Mammographie-Screenings auf Patientinnen zwischen dem 70. und 75. Lebensjahr ein richtiger und wichtiger Schritt.“

Tom Ackermann, Vorsitzender des Vorstandes der AOK NordWest: „Wir appellieren dringend an Frauen und Männer gleichermaßen, die kostenfreien Früherkennungs-Untersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen besser zu nutzen. Wir wissen aus Umfragen, dass die Krebsvorsorge grundsätzlich in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz hat und ein überwiegender Teil der Menschen in Westfalen-Lippe dem Thema offen gegenübersteht. Allerdings ist die Krebsvorsorge für viele auch durch Tabus und Ängste beeinträchtigt, so dass sie das Thema verdrängen und Termine aufschieben. Dabei verschafft Früherkennung wertvolle Zeit, da bei früher Diagnostik gute Heilungschancen bestehen.“

Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: „Es ist nicht nur ärztliche Aufgabe zu heilen, sondern auch Krankheiten zu verhindern. Dies gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der ärztlichen Arbeit. Der Gedanke der Prävention und Früherkennung von Krankheiten muss auch in der Bevölkerung gestärkt werden. Ein Gewinn an Lebensqualität, Risikominimierung und Gesundheit kann heutzutage nur erzielt werden, wenn verstärkt präventive Maßnahmen in der Bevölkerung vermittelt werden. Jegliche Form der Vorsorge trägt dazu bei, Krankheiten früh erkennen und dann auch erfolgreich behandeln zu können.“

Weitere Informationen:

Deutsche Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de
Krebsgesellschaft NRW: www.krebsgesellschaftnrw.de
Bundesverband Frauenselbsthilfe Krebs: www.frauenselbsthilfe.de


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

1 Kommentar

  1. Ich bin 44 Jahre alt und gehe jährlich zum Frauenarzt. Leider wird für Frauen in meinem Alter nichts mehr bezahlt weder ein Abstrich noch Ultraschall noch Mammographie. Was soll der Arzt anhand eines Gespräches oder durchs Abtasten (Unterleib) feststellen?

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