Kirchenaustritte 2024 in Gladbeck geringer als in 2023

Kirchenaustritte 2024 in Gladbeck geringer als in 2023
Der Skandal um den einstigen Namensgeber Kardinal Hengsbach hat die Gladbecker weitgehend kalt gelassen. Der Platz heißt jetzt "Zweckeler Platz" und das war es. "Aus den Augen aus dem Sinn?" Foto: Neue Gladbecker Zeitung

In 2024 gab es in Gladbeck 499 Kirchenaustritte, davon 277 aus der katholischen, 221 aus der evangelischen und einer aus der neuapostolisch Kirche

Gladbeck – 17.12.2024 – Kirchenaustritte – Das Amtsgericht Gladbeck teilte heute auf Anfrage der Neuen Gladbecker Zeitung die Zahl der Kirchenaustritte im Jahre 2024 in Gladbeck mit. Danach verließen 499 GladbeckerInnen 2024 die beiden großen Kirchen und eine Person meldete sich aus der neuapostolischen Kirche ab. Im Jahre 2023 waren es 630 Kirchenmitglieder und in 2022 sogar 757 Personen.

Wer einmal raus ist, schafft den Absprung

Die beiden großen christlichen Kirchen stellen seit zwei Jahren nicht mehr die Mehrheit in der Gladbecker Bevölkerung dar. Denn schon im Dez. 2022 gehörten 49,8 % der Gladbecker entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos. Jetzt ist diese Gruppe auf 52,3 % der Bevölkerung gestiegen! (Stand: 1.7.2024)

Die Kirchenaustritte in Gladbeck der letzten Jahre

Kirchenaustritte in Gladbeck von 2020 bis 2024
So entwickelten sich die Kirchenaustritte in Gladbeck. Zahlen: Amtsgericht Gladbeck

Im Jahre 2020 gab es 294 Kirchenaustritte, in 2021 gab es 434 Austritte, in 2022 waren es 757, in 2023 verzeichnet das Amtsgericht 630 Austritte und in 2024 verließen 499 Personen die Kirchen. (Stand: 17.12.2024).

Die 499 Kirchenaustritte in 2024 verteilen sich mit 277 aus der katholischen Kirche und 221 aus der evangelischen Kirche und einer Person aus der neuapostolischen Kirche. 55,5 % der ausgetretenen Personen waren also bisher katholisch und 44,3 % evangelisch.

Nach der Bevölkerungsstatistik der Stadt Gladbeck (PDF Download) hatten zum Juli 2024 28,6 % (2022 = 30,1 %) der Einwohner die katholische Konfession und 19 % (2022 = 20,1 %) die evangelische. 52,3 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.

Vergleicht man die Austrittszahlen: 60 zu 40 mit den Mitgliedszahlen: 28,6 zu 19, dann kann man feststellen, dass beide Kirchen (im Verhältnis) gleichermaßen Mitglieder verloren haben.

Überraschung: in anderen Städten steigen die Kirchenaustritte, in Gladbeck sinken sie

Während in den meisten Städten die Austrittswelle weiter anschwillt, geht sie in Gladbeck wieder zurück. In der Vergangenheit waren die Gladbecker auch schon eher zurückhaltend, bis austrittsresistent. Die höheren Austrittszahlen anderer Städte spiegelten sich erst mit langer Verspätung in Gladbeck wider.

Das ist verwunderlich, denn der Missbrauchsskandal der ehemaligen katholischen Bischofsikone Hengsbach ging auch an Gladbeck nicht spurlos vorbei. Immerhin hat die Stadt Gladbeck schnell reagiert und den „Kardinal-Hengsbach- Platz“ in Zweckel in Zweckeler Platz umbenannt. Aber vielleicht gilt für die Gladbecker ja der Spruch: „Aus den Augen aus dem Sinn“.

Seit Jahren zeichnet sich aber trotzdem ein deutlicher Trend ab: Die beiden christlichen Großkirchen in Deutschland verlieren immer mehr Mitglieder. Immer weniger Kinder werden obligatorisch getauft und immer mehr ältere Kirchenmitglieder sterben. Vor allem aber treten immer mehr Menschen bewusst aus der Kirche aus.

Säkularisierung schreitet unaufhaltsam voran

Ein Vergleich der Daten des aktuellen Religionsmonitors mit dem Religionsmonitor 2013 zeigt, dass die Säkularisierung in Deutschland gesamtgesellschaftlich fortschreitet. Während vor zehn Jahren noch fast die Hälfte der Deutschen angaben, sehr oder ziemlich stark an Gott zu glauben, beträgt dieser Anteil heute nur noch 38 Prozent. Jede vierte Person in Deutschland glaubt nicht an Gott. Diese Zahlen passen zu den Kirchenaustritten.

Der anhaltende Skandal um die Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche, das Vertuschen der Straftaten und die Lüge des ehemaligen Papstes dazu, kommen evtl. erst mit einer Verzögerung zum Tragen. Den Kölner Kardinal Wölki kann man getrost als Motor der Austrittswelle bezeichnen. Und immer wieder tauchen Fälle auf, da hat die Kath. Kirche einen des sexuellen Missbrauchs überführten Priester weiterbeschäftigt. Auch der Skandal um den verstorbenen Kardinal Hengsbach führte zu einem Vertrauensverlust in der Katholischen Kirche. Es ist gerade mal eine Woche her, dass bekannt wurde, dass Hengsbach einen Sohn haben soll. Der versucht das gerade durch einen DNA-Test zu beweisen. Die bisher bekannten Hengsbach-Erben wehren sich natürlich gegen die DNA-Untersuchung.

Auch die Evangelische Kirche blieb nicht von Missbrauchsskandalen und Kirchenaustritten verschont. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kurschus, hat in 2023 ihren Rücktritt von allen Ämtern erklärt. Ihr wird vorgeworfen, als frühere Gemeindepfarrerin in Siegen einen Fall sexuell übergriffigen Verhaltens vertuscht zu haben.

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