
Der Graf, der Löwenpark und die A52
Gladbeck – 24.01.2025 – A52 Löwenpark – Wenn Sie die A52 von Marl nach Gladbeck befahren, sehen Sie, dass die Autobahn an der Ostseite des BP-Werkes so einen komischen Schlenker macht. Eigentlich unnötig denkt man. Doch der Hintergrund ist handfester Natur. Es war vorgesehen eine Autobahn beginnend an der A52 zwischen den Abfahrten Hassel und Scholven, quer durch Gelsenkirchen, bis zur A40 zu bauen. Gladbeck wäre verschont geblieben.
In den 60er Jahren plante man, die B224/A52 (damals hieß die A52 noch A41) dort nach links abbiegen zu lassen. Die Autobahn sollte nicht durch Gladbeck führen, sondern durch Gelsenkirchen-Buer und mitten durch das Gelände des späteren Löwenparks. Dann sollte die Autobahn an die A2 angeschlossen werden.
Alte Pläne siehe hier: http://www.autobahn-online.de/ehem/a41.html
Die NGZ-News aus Gladbeck immer sofort auf das Handy?
Dann abonniere kostenlos den WhatsApp-Kanal
Die Gladbecker Zusammenfassung des Tages der NGZ?
Dann abonniere den kostenlosen Newsletter
Folgen Sie uns auf Facebook: NeueGladbeckerZeitung
Der Löwenpark sollte die A52 verhindern
Dass es nicht so kam und wir Gladbecker uns heute mit der A52 quer durch unsere Stadt rumärgern müssen, haben wir dem Grafen von Westerholt zu verdanken. Dem Ruhrgebietsadeligen gefiel es gar nicht, dass eine Autobahn durch seinen Wald führen sollte. Da entwickelte er die Idee des Löwenparks, den er dann 1968 eröffnete: https://www.gelsenkirchener-geschichten.de/wiki/L%C3%B6wenpark
Der Mann kam damit durch. Die Autobahnplanung wurde geändert. Sie sollte nun auf der Trasse der damals noch beschaulichen B224 durch Gladbeck führen.
Das ist aber nicht die einzige Planung, die zu Lasten Gladbecks nicht realisiert wurde
– Es sollte in den 70er Jahren eine Verbindung von der A52 (in Höhe Polsums) durch Kirchhellen-Feldhausen bis zur A31 führen. Die Kirchhellener wehrten sich mit Erfolg.
– Die A31 sollte eigentlich über die A2 hinaus weiter bis zur A42 (Emscherschnellweg) führen. Die Bottroper wehrten sich mit Erfolg.
– Für die A52/B224 war zeitweise eine Umgehung Gladbecks durch die Heege (Stadtgrenze Gladbeck/Buer) in der Diskussion. Die Gelsenkirchener wehrten sich mit Erfolg.
– In Gladbeck gab es 2012 einen Ratsbürgerentscheid. Die Gladbecker votierten mehrheitlich gegen den Ausbau der B224 zur A52 auf Gladbecker Gebiet. Das hätte ein Erfolg sein können. Doch die Politiker von SPD, CDU, FDP und Grünen, sowie der Bürgermeister Ulrich Roland, fielen der Bevölkerung in den Rücken und forcieren den Autobahnbau weiter durch Gladbeck.
Irgendwie sind die Politiker in anderen Städten schlauer!
Polizeibericht aus Gladbeck |
Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
Warum wehrt ihr euch in Gladbeck so sehr gegen die A52? Steht ihr so gerne im Stau? Zumal die Trasse ja bereits vorhanden ist und nur etwas breiter werden muss, und ihr den Mehrwert einer Tunneldecke bekomnmt, die imn Bereich des Festplatzes neue Freiräume schafft.
Dass Bottrop sich gegen den Weiterbau der A31 gewehrt hat ist klar, weil es keine vorhandene Trasse durch die Stadt dafür gegeben hat. Und im Übrigen heute noch immer nicht gibt.
Durch die Heege? Warum Natur zerstören, statt die vorhandene und bereits autobahnähnliche Trasse zu nutzen?
Der Ratsbürgerentscheid in Gladbeck wird zwar gerne als Votum gegen die Autobahn gewertet, was rechtlich aber gar nicht möglich ist. Es wurde nur gegen die finazielle Beteiligung der Stadt Gladbeck an der Autobahn gestimmt. Ein nucht ganz unwichtiger Unterschied.
Ich bin zwar selbst Gladbecker, in Ost aufgewachsen, wohne aber seit gut 30 Jahren in Bottrop und ärgere mich regelmäßig über den Dauerstau auf der B224. Die A52 ist zumindest dafür die Lösung, auch wenn wir in Bottrop dafür Verkehrseinschränkungen im Bereich der neu zu schaffenden Anschlussstellen hinnehmen müssen.
Glück auf!
Sehr geehrter Herr Bloch,
schön, dass Sie uns Gladbeckern als Bottroper zum Ausbau der Autobahn quer durch unserer Stadt raten.
Allerdings kommt bei Ihnen zum Ausdruck, dass andere von diesem Ausbau profitieren würden.
Die Gladbecker haben das mit einer 57-prozentigen Mehrheit abgelehnt! Die teure Kampagne der Stadt Gladbeck für die Autobahn konnte das nicht verhindern.
Sie schreiben: „Der Ratsbürgerentscheid in Gladbeck wird zwar gerne als Votum gegen die Autobahn gewertet, was rechtlich aber gar nicht möglich ist. Es wurde nur gegen die finanzielle Beteiligung der Stadt Gladbeck an der Autobahn gestimmt. Ein nicht ganz unwichtiger Unterschied.“
Sie haben richtig erkannt, dass es sich um einen Ratsbürgerentscheid handelte. Der Rat der Stadt Gladbeck hat beschlossen, die Bürger der Stadt abstimmen zu lassen. Der damalige Bürgermeister Roland hatte sich davon Rückendeckung für seine Betonpolitik versprochen. Zum Glück fiel er voll auf die Nase – trotz einer immens teuren städtischen Pro-Kampagne. Rein rechtlich ist es nicht möglich, lokal über einen Autobahnbau abstimmen zu lassen, denn es handelt sich dabei um eine Zuständigkeit des Bundes. Nur deshalb hat man die „Krücke“ gewählt, über eine finanzielle Beteiligung der Stadt Gladbeck am Autobahnbau abstimmen zu lassen. Als einer der Initiatoren der Contra-Position kann ich Ihnen sagen, dass bei einer Abstimmung „Autobahn Ja oder Nein“, das Ergebnis nicht anders gewesen wäre.
Inzwischen hat die Stadt Gladbeck schon mehr als 20 Mio. Euro in das Projekt gesteckt. Jährlich komm mindesten eine Mio. Euro dazu, denn im Rathaus arbeiten acht Mitarbeiterinnen an dem Traum der Betonfraktionen von der Autobahn. Mehrere Planungsbüros sind involviert und ständig lässt man neue Gutachten erstellen. Die Förderung des Abtragens der Steinhalde ist geplatzt, doch das 15 bis 20 Mio.-Projekt wird weiter verfolgt. Ein Wahnsinn!
Niemand kann auch nur ansatzweise sagen, wann der erste Bauabschnitt der A52 (durch Bottrop) von der A42 bis kurz vor der A2 planungsreif ist. Vom Baubeginn ganz zu schweigen. Wenn der Teil fertig ist, soll das Autobahnkreuz entstehen. Hier will man uns ein Kreuz vor die Haustür knallen, das ein höheres Verkehrsaufkommen haben soll, als das Kamener Kreuz. Ein noch größerer Wahnsinn.
Erst dann käme es zum dritten Bauabschnitt. Ein Tunnel würde ca. 500 Mio. Euro kosten. Nach heutigem Stand. In 15 bis 20 Jahren darf man sicherlich von einer Milliarde Euro reden. Die aktuelle Vision der Planer: „Die Tunneldecke wird so dick, dass man auch Bäume darauf pflanzen kann“. Das bedeutet, dass man nochmal zwei Meter tiefer gehen will. Auf einer Länge von 1,5 km. Der allergrößte Wahnsinn!
In Deutschland müssen ca. 12.000 Brücken saniert werden. (Ich kann Ihnen gern mal einige gesperrten Brücken in Gladbeck zeigen.) Die Grünen und die AfD überbieten sich gerade in der Bereitschaft, den Wehretat geradezu explodieren zu lassen. Auf der Liste der vorrangig zu behandelnden Autobahnprojekte steht auch die A52. Aber die Liste beinhaltet 50 Projekte. Wenn in 20 Jahren die Entscheidung über den Bau durch Gladbeck fallen sollte, muss Gladbeck nehmen was kommt und aufgrund der finanziellen Situation des Bundes, wird das garantiert kein Tunnel, sondern eine offene Bauweise sein. Dann haben wir den Salat, denn ein großer Teil des Verkehrs auf dem riesigen Autobahnkreuz wird dann oberirdisch quer durch Gladbeck (am Rande der Innenstadt) fahren.
Der Ausbau der A52 ist auch keine Lösung im Bereich „Klimaschutz“. Dazu kommt: Geschätzte 120 bis 140 Millionen für eine völlig überflüssige DRITTE Autobahn durch Gladbeck, da vermute ich, dass bei den Corona-Finanzausfällen solche Investitionen nicht mehr zur Realisierung kommen. Nebenbei ist geplant, bei dem Ausbau das erst ca. 15 Jahre alte „kleine“ Autobahnkreuz zum Gewerbepark Butendorf abzutragen. Dazu soll – was besonders weh tut – einer der schönsten Bauernhöfe hier in der Region der Abrissbirne zum Opfer fallen. Was mit dem Radweg nach Essen passiert, wüsste ich dann auch: Den fahre ich sehr gerne. Diese Verbindung ist für Radfahrer sicherer, als der gefährliche Weg durch Altenessen! Meine Hoffnung: Nach der Bundestagswahl geht der Bundesverkehrswegeplan noch einmal in die Überprüfung. Nebenbei bemerkt, „Straßen NRW“ leistet sich zur Zeit teure Hochglanzbroschüren, um das Ziel „noch mehr Asphalt und Beton“ durchzusetzen. Jedenfalls ist dafür Geld vorhanden…. Was mir noch auffiel: Die Stausituation auf der B224, ein Argument für den A52-Ausbau, hat sich durch Corona und Home-Office deutlich vermindert.
Sehr geehrter Herr Michalowsky,
können Sie bitte Quellen angeben oder mir diese nennen auf die Sie sich berufen? Mir sind diese Planungen für die A52 neu und würde gerne mehr darüber wissen.
Zum anderen würde ich gerne wissen, welche Argumente die Linkspartei gegenüber dem Ausbau der B224 hat, da dieser in meinen Augen dem Standort Gladbeck aus wirtschaftlicher Sicht enorm stärken würde und die bisherigen Anwohner der B224 durch den geplanten Tunnel vom Verkehrslärm geschützt werden von dem verringerten Co2 Ausstoß durch weniger Stau mal ganz abgesehen.
Vielen Dank im Voraus
Sehr geehrter Herr Geesmann,
die Geschichte mit dem Grafen von Westerholt, der den Bau der A41/ heute A52 verhindert hat, war mir bis Montag, den 13.8.18. auch neu. An dem Tag hat allerdings WDR2 ein Radiofeature über die Gründung des Löwenparks gebracht und den Sohn des Grafen zur Wort kommen lassen. Die alten Verlaufspläne der A41 finden Sie heute noch im Internet hier: http://www.autobahn-online.de/ehem/a41.html. Damals lief ganz Buer (nicht nur der Graf) Sturm gegen die Autobahn.
Zum derzeitigen Ausbauplan: Die Stadt Gladbeck hat keinen wirtschaftlichen Vorteil durch den Ausbau. Die A52 ist schon heute eine Transitautobahn. Gladbeck hat derzeit Autobahnanschlüsse an der Kirchhellener Straße (A31), an der Beisenstraße (A2), an der B224 (A2) und am Nordring (A52).
Es mag zwar eine Tunnel(grob)planung geben, aber keine Finanzierungszusage. Bund und Land haben die Vereinbarung nicht unterschrieben, die der Bürgermeister hochhält. Das Original sei übrigens verschwunden und er hält eine „notariell beglaubigte Abschrift“ hoch.
Dass der CO2-Ausstoß geringer wird, wage ich angesichts der Verkehrsprognosen für die Zeit nach dem Ausbau, zu bezweifeln. Der Verkehr soll um 40 % zunehmen.
Die Geräuschbelastung würde, wenn ein Tunnel gebaut wird, im Tunnelbereich sicher abnehmen, aber an den Enden ist dann die Hölle los.
Die in bevorzugter Wohnlage angepriesenen hochpreisigen Wohnungen am Roten Turm bekommen die Abgase aus dem Tunnel dann voll mit. Der Tunnel soll so kurz werden, dass die Pflicht zur Entlüftung entfällt. Die Abgase werden durch den Fahrtwind aus dem Tunnel gedrückt.
Und glauben Sie bitte nicht, dass der Tunnel Gladbeck verbindet. Auf dem Tunnel wird es eine innerstädtische Zubringerstraße zu den Auf- und Abfahrten an der Landstraße und an der Schützenstraße geben. Dabei entstehen zwei neue neuralgische Punkte: an der Landstraße wird eine Kreuzung oder ein Kreisverkehr entstehen, ebenso an der Horster Straße.