Dauerbrenner: Stewes-Gladbeck und Radfahrer

Dauerbrenner: Stewes-Gladbeck und Radfahrer
Wenn dieser Überweg am Stewes-Baumarkt ein "Meisterstück" sein soll, dann muss die Prüfung wiederholt werden. Foto: Heribert Houben

Behindernder Überweg exklusiv

von Heribert Houben

14.07.2022 – Dauerbrenner – Inklusion ist ja offenbar auch Hier den Newsletter bestellenals Begriff bei den Straßenplanern angekommen. Es gibt inzwischen umfangreiche Richtlinien und Regelwerke, wie Straßenübergänge behindertengerecht ausgestaltet werden sollen. Ein wichtiges Element dazu sind die speziellen Rillen- und Noppensteine in weiß, die Blinden eine fühlbare Rückmeldung geben, wo und wie der Überweg weiter geht. Auch weiß heute sicher jeder Rollstuhlfahrer um seinen Anspruch auf eine Rampe mit höchstens 6% Gefälle.

All diese in Innenstädten sicher sinnvollen Elemente hat die Straßenplanung nun an der Einfahrt zum neuen Stewes-Baumarkt an der Adenauer-Allee eingesetzt um guten Willen zu demonstrieren.

Die Fahrt dorthin ist durchaus mit Hindernissen gespickt. Das fängt schon an der Bülser Straße an, wo Radler über den Fußgängerüberweg auf die andere Straßenseite geschickt werden weil der Richtungs-Radweg auf der Adenauer-Allee in Richtung Buer beseitigt wurde. Wer vom Kotten Nie her kommt muss an der Ampel wahre Pirouetten drehen um hier auf engstem Raum die Richtung um 90° zu wechseln. Aber der Höhepunkt kommt erst am Überweg zum Stewes-Baumarkt!

Luxus-Überweg für 50.000 Euro?

Ich schätze mal, dass dieser „Luxus“-Überweg mit Ampel über 50 000 Euro Steuergeld gekostet hat. Leider ist das löbliche Werk nun aber völlig ohne Verstand umgesetzt worden. Man erwartet offenbar einen Ansturm von Blinden und Rollstuhlfahrern aus Richtung Buer. Auch Radfahrer natürlich aus dieser Richtung. Mag ja sein dass die Bueraner mehr Geld ausgeben können als die Gladbecker und dass man letztere daher ruhig ein wenig abschrecken kann.

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Wer von Gladbeck aus auf den Übergang zustrebt, muss erst einmal 30 Meter zu weit in Richtung Buer laufen oder fahren. Radfahrer haben dann das Problem einer 180 Grad Wende auf engem Raum zu bewältigen. Nachdem der Übergang ja nur zum Baumarkt führt, könnte man vermuten dass auch das ein oder andere Lastenrad oder ein Fahrradanhänger zum Abtransport der Ware eingesetzt wird. Mit diesen Gefährten aber ist die Spitzkehre aus Richtung Gladbeck kaum zu bewältigen. Am unteren Endpunkt der Rampe wartet noch eine 90-Grad Kurve auf die Besucher.

Merkwürdige Verkehrsführung für Radfahrer
Wer sich diese Verkehrsführung für Radler wohl ausgedacht hat… Foto: Heribert Houben

Drucktaster an der falschen Stelle

Und dann befindet man sich technisch bedingt meist ganz rechts auf dem Überweg. Der Drucktaster zum Anfordern des grünen Männchens ist aber am Ampelmast ganz links. Also ist Rangieren angesagt um dort hin zu gelangen. Wer glaubt, nun habe er oder sie es geschafft und könne in Kürze die Straße überqueren, wird enttäuscht. Es dauert gefühlt fünf Minuten bevor sich die Ampel bequemt, die Farbe zu wechseln. Auf der Seite des Baumarktes gibt es einen am Rand der Einfahrt ausmarkierten Radweg. Auch dieser mit rechtwinkligen Kurven versehen, damit man nicht aus der Übung kommt.

Wer vom Baumarkt Richtung Übergang rollt wird von einem Schild aufgefordert, doch abzusteigen und sich als Fußgänger zu betätigen, wohl weil man ahnt, dass die Rampe nicht wirklich Fahrrad-geeignet ist. Von den Autofahrern wird Aussteigen und Schieben auf der Einmündung nicht verlangt, obwohl die doch viel gefährlichere Geräte bewegen.

Ausfahrt für Radfahrer am Stewes-Baumarkt
Das haben Radfahrer nicht verdient. Wertschätzung geht anders! Foto: Heribert Houben

Dickköpfige Radfahrer!

Es kommt also wie es kommen musste: Die Mehrzahl der rad-fahrenden Kunden kommt erstaunlicherweise nicht aus Richtung Buer, sondern aus Richtung Gladbeck. Und die wollen dann auch, dickköpfig wie sie sind in Richtung Gladbeck wieder zurück. Was zur Ausbildung einer nicht normgerechten und Behinderten-ungeeigneten Rampe mit 20% Steigung und nur 1,5 m Länge links vom Überweg führt. Dieser ist von jedem einigermaßen geübten Radfahrer problemlos zu bewältigen und ist daher auch gern genutzt.

Eine Abbiegespur für Fahrräder direkt neben der Autospur und eine kurze Rampe vom Überweg in Richtung Gladbeck hätte sich angeboten – aber derart praktikable Dinge sind wohl nicht mit den Regeln der Straßenbauer vereinbar, für die Radfahrer immer noch eine lästige Randgruppe sind.

Zum Radverkehrskonzept der Stadt Gladbeck


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

1 Kommentar

  1. OmG,
    nur noch Radler mit Hänger unterwegs ( in Gladbeck )?
    Üblicherweise fährt der GROSSTEIL der Baumarktkunde mit dem Auto,
    Um den Zementsack oder auch nur ein Päckchen Schrauben zu kaufen
    und wieder das Gelände zu verlassen.
    ##
    So meine allgemeine, langjährige Erfahrung (auch noch 2022 )
    als Gehbehinderter m. Schein .
    Der „freischaffende“ Prutscher hat’s eigentlich immer eilig, deswegen – Auto – !
    Und ob der Steuerzahler dieses Radfahrer Angebot bezahlen musste, sei erst einmal dahin gestellt , m.E. !
    Diese ganze Aktion K A A Anschluss hat ja dem Investor schon mind. 1 Jahr Bauzeit gekostet;
    zum Wohle der vielen Selbstmacher !
    ##
    können wir nicht mal etwas Positiv sehen; und an der Ampel 5 Minuten warten ist man doch als KFZ-Nutzer eigentlich gewohnt;mit dem Radel hat man doch mehr Zeit, sonst würd man doch das Auto nehmen , oder doch ?? !!
    GlückAuf

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