112-Fehlfahrten: CDU-Senioren aus Gladbeck wehren sich

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112-Fehlfahrten: Seniorenunion aus Gladbeck wehren sich
Künftig sollen Fehlfahrten von Alten, Kranken und Verletzten bezahlt werden. Foto: Neue Gladbecker Zeitung

CDU-Seniorenunion: Gebühren für den Rettungsdienst: So nicht!

Gladbeck – 12.12.2025 – 112-Fehlfahrten – „Der Rat der Stadt Gladbeck beschließt am 18. Dezember 2025 eine neue Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes. Und die Kranken und Alten zahlen die Zeche. So geht das nicht!“, schreibt Michael Dahmen, Vorsitzender der CDU Seniorenunion aus Gladbeck.

Aber bereits diese sogenannten Fehlfahrten und ihre Abrechnung machen mich fassungslos. 3.000 Fehlfahrten zu jeweils 922,- Euro sollen es sein. Das ergibt eine Gesamtsumme von 2,77 Mio. Euro. Das heißt konkret: Im nächsten Jahr erhalten geschätzte 3.000 Gladbeckerinnen und Gladbecker einen Gebührenbescheid von jeweils 922,- Euro, weil sie eine Fehlfahrt des Rettungsdienstes veranlasst haben. Und wer bestellt den Rettungswagen? Kranke oder verunfallte Menschen, überproportional viele Seniorinnen und Senioren.


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Bürgermeisterin Bettina Weist geht in ihrer Sitzungsvorlage davon aus, dass die Krankenkassen künftig die Gebühren für Fehlfahrten nicht mehr übernehmen. Und dann wörtlich: „Auch in Gladbeck könnte es aufgrund dieses Konfliktes dann zu einer Änderung der Abrechnungspraxis mit den PatientInnen kommen.“ Auf Deutsch: Die Kosten bleiben bei den Patienten hängen. Denn: „Aufgrund der angespannten Haushaltslage ist es der Stadt nicht möglich, diese zusätzliche Belastung zu tragen.“ Dann wird man sich im neuen Jahr mindestens zweimal überlegen, ob man einen Krankenwagen anfordert oder doch besser nicht.

Aber nun kommt ein zweiter Aspekt hinzu. Die Gebühren für die Inanspruchnahme eines Kranken- oder Rettungstransportwagens steigen um satte 49 Prozent. Erste Begründung: Die Einsatzzahlen steigen seit Jahren an um ca. 20 Prozent auf jetzt mehr als 15.000 Einsätze. „Dies bedeutet, dass mehr Einsatzfahrzeuge, mehr Ausrüstung und mehr Personal vorgehalten werden müssen, was zu steigenden Kosten führt.“

Das verstehe ich nicht. Wenn ich mehr Einsätze fahre und dafür mehr Material und Personal brauche, dann rechne ich doch proportional auch mehr Einsätze ab. Die Kosten für den einzelnen Einsatz steigen mit dieser Begründung nur dann, wenn ich mich bei der Beschaffung im Luxussegment bediene. Die Punkte zwei und drei der Begründung sind nachvollziehbar. Dennoch können sie nicht eine Steigerung um 49 Prozent rechtfertigen.

Nach dem Jugendamt hier der zweite Skandal hinter verschlossenen Türen?

Oder steckt hinter dieser Kostenexplosion unausgesprochen noch etwas anderes. Seit Jahren diskutiert der Rechnungsprüfungsausschuss in geheimen Beratungen, dass die Stadt durch schlampige Abrechnung der Rettungsdienstgebühren viel Geld in den Sand gesetzt hat. Wie gesagt, die Beratungen sind geheim, also kennt die Öffentlichkeit die Zahlen nicht. Spielt das jetzt hier auch eine Rolle?

Aber egal, wie man die Kostenexplosion begründet, auch hier zahlen am Ende die Patientinnen und Patienten die Zeche. Denn die Bürgermeisterin geht ausgehend von den Erfahrungen anderer Kommunen davon aus, dass mit den Kostenträgern kein Einvernehmen zu erzielen ist.

Grüne, AfD, Linken, SPD und CDU haben im Ausschuss zugestimmt

Fassungslos macht mich, dass offensichtlich im Fachausschuss am 1. Dezember die Ausschussmitglieder einstimmig beschlossen haben, dem Rat zu empfehlen, die vorgelegte Satzung zu beschließen. Da sitzt dann also am Donnerstag der geballte Sachverstand von 61 Mitgliedern des Rates der Stadt Gladbeck beisammen. Und denen fällt nichts anderes ein, als die explodierenden Kosten auf den Schultern der Kranken, der Unfallopfer, der Alten abzuladen. Da macht die Parteizugehörigkeit zu Grünen oder AfD, den Linken, zu SPD oder CDU gar keinen Unterschied. Allen fällt nicht besseres ein, als der Sitzungsvorlage zuzustimmen. Dies ist ein Dokument völliger politischer und administrativer Hilflosigkeit.

Ich werde am Donnerstag dem Life-Stream der Ratssitzung folgen und erwarte, dass aus jeder Fraktion oder Gruppe ein Sprecher öffentlich erklärt, warum man keine andere Lösung sieht, als den Bürgerinnen und Bürgern in die Tasche zu packen. Ich erwarte, dass die Bürgermeisterin erklärt, wieviel Geld durch nicht oder falsch abgerechnete Rettungsdienstfahrten der Stadt Gladbeck verloren gegangen sind. Man muss nicht über Transparenz und Bürgernähe reden, man muss so handeln.

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5 Kommentare

  1. Abgesehen von den sehr hohen Kosten…. Hier mal ein Gedankenspiel… Ich leiste Erste Hilfe und bestelle vorsorglich einen Krankenwagen, weil es eventuell ein Herzinfakt sein könnte und jede Minute zählt. Als Laie kann ich es nicht richtig einordnet… der Krankenwagen kommt, es stellt sich raus, dass kein Krankenhausfahrt notwendig ist. Hilfesuchender hat sich inzwischen erholt. Zahle ich dann den Krankenwageneinsatz?

  2. „Man muss nicht über Transparenz und Bürgernähe reden, man muss so handeln.“
    Richtig, Herr Dahmen. Fangen wir doch einfach mal damit an, offen zu legen warum EIN Einsatz EINES Rettungswagens ganze 922 Euronen kosten soll. Wer bestimmt denn so etwas?
    15000 Einsätze im Jahr x 922 Euro = 13,8 Millionen pro Jahr. Eine stolze Summe…
    Wie viele Wagen sind gleichzeitig im Einsatz? Sagen wir mal, in Gladbeck 3 Wagen.
    Posten 1: Personal. Der Hauptteil der Kosten. Was kosten die Leute tatsächlich?
    Mal schätzen: 3 Sanitäter, 3 Schichten = 9 Personen mit Gehalt von sagen wir mal 4 500 Euro netto. Also ca. 10 000 Euro pro Person x 9 =90 000 Euro monatlich brutto. Macht ca. 1 Million im Jahr pro Wagen. Macht bei 3 Wagen dann 3 Millionen €.
    Verbleiben 10,8 Millionen €.
    Posten2: Fahrzeugkosten Neupreis ca. 250 000 Euro. Laufzeit ca. 8 Jahre ergibt 31 250 Euro Abschreibung pro Jahr. Versicherung und Steuer 2 000 Euro, TÜV und Werkstatt nochmal 2 000 Euro jährlich. Insgesamt 35 250 Euro pro Wagen und Jahr. Mal 3 = 105 750 Euro.
    Verbleiben 10 694 250 €
    Posten 3: Spritverbrauch, ca. 15l/100km. Durchschnittliche Einsatzfahrt 10 km. Also ca. 3 Euro pro Einsatz. Bei 15000 Einsätzen also 45 000€ für Sprit.
    Verbleiben 10 649 250 €.
    Posten 4: Sonstiges. Seien wir großzügig und nehmen hier 649 250€ an.
    Verbleiben 10 Millionen €. Also bleiben pro Einsatz 666 € übrig. Der tatsächliche Einsatzpreis wäre demnach nur 256 €. Wer kassiert den Überschuss?
    So weit mal meine „Milchmädchenrechnung“.
    Ich würde mich freuen wenn die amtliche Kalkulation in gleicher Weise offengelegt würde. Dann würde es mir vielleicht leichter fallen, derartige Ratsbeschlüsse zu akzeptieren.

    • Warum sind die Krankenwagenfahrten in Gladbeck so teuer? In anderen Städten billiger? Können die im Stadtrat nicht rechnen oder will man sich wieder die Taschen voll machen?

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