
2,8 Prozent mehr Energieverbrauch als im Bundesdurchschnitt
Energiespar-Sanierung von Wohnungen im Kreis RE würde 1,1 Mrd. Euro pro Jahr kosten
Gladbeck – 10.09.2025 – Wohnen – 217.000 Wohnungen älter als 45 Jahre | Baustoff-Fachhandel fordert „Sanierungs-Turbo“ vom Bund. Viele Häuser im Kreis Recklinghausen brauchen bald viele Handwerker. Die Wohngebäude sind enorm in die Jahre gekommen.
Von den insgesamt rund 312.000 Wohnungen im Kreis Recklinghausen sind 69 Prozent schon 45 Jahre oder älter. Rund 217.000 Wohnungen in Altbauten sind damit mehr oder weniger „reif für eine Sanierung“. Das geht aus der aktuellen Analyse zum regionalen Wohnungsbestand hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.
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Ein wichtiger Punkt bei dem „Gebäude-Check“: der Energieverbrauch. „Je mehr Geld Bewohner fürs Heizen und für warmes Wasser ausgeben müssen, desto höher ist der Druck, das Haus energetisch zu sanieren“, sagt Matthias Günther vom PestelInstitut. Im Fokus der Untersuchung steht deshalb auch die durchschnittlich verbrauchte Energie pro Quadratmeter Wohnfläche im Kreis Recklinghausen.
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„Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude im Kreis Recklinghausen beim Energieverbrauch 2,8 Prozent pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt liegen“, so Matthias Günther. Dazu hat das Pestel-Institut in seiner Datenanalyse die Struktur der Wohngebäude im Kreis Recklinghausen mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. Wichtig ist dabei insbesondere die Altersstruktur der Wohngebäude. Ebenso der Gebäudetyp – also die Anzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser sowie der Mehrfamilienhäuser.
Der Energieverbrauch entscheidet über Energiespar-Sanierung
Der Energieverbrauch fürs Wohnen ist nach Angaben des Pestel-Instituts der entscheidende Richtwert für die Energiespar-Sanierungen. Diese stehen in den kommenden Jahren noch auf den Kreis Recklinghausen zu. „Immerhin sei es das Ziel, den gesamten Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen.
Wenn der Kreis Recklinghausen bis dahin klimaneutral wohnen soll, dann ist es notwendig, bei den Sanierungen in den ‚Turbo-Gang‘ zu schalten“, so Matthias Günther vom Pestel-Institut, das die Regional-Untersuchung zur Sanierung von Wohngebäuden im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) gemacht hat.
1,1 Millarden pro Jahr
Für die Hauseigentümer bedeutet dies, in die Tasche greifen zu müssen: „Pro Jahr sollte sich der Kreis Recklinghausen auf rund 1,1 Milliarden Euro Sanierungskosten einstellen. Das allein fürs Energiesparen. Und das zwanzig Jahre lang“, erklärt Matthias Günther. Basis der Berechnungen ist eine bundesweite Studie des landeseigenen Bauforschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Schleswig-Holstein.
Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel spricht von einem „MammutProjekt für den Kreis Recklinghausen“. Dessen Präsidentin Katharina Metzger fordert „finanziellen Rückenwind“ für die Eigentümer: „Entscheidend ist, dass mehr und mehr – gerade private – Hauseigentümer mitziehen. Vor allem, dass sie sich Sanierungen überhaupt erlauben können. Das klappt nur, wenn die Politik mehr Anreize schafft. Es ist höchste Zeit, Energiespar-Sanierungen deutlich besser zu fördern als bislang.“ Auf keinen Fall dürfe Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) mit ihren Plänen durchkommen. Diese Pläne umfassen die Kürzung der Förderprogramme für die Sanierung um mehr als 3 Milliarden Euro.
Push bei der Gebäudesanierung gefordert
An die Adresse der Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Recklinghausen appelliert der Baustoff-Fachhandel, sich in Berlin für einen „Push bei der Gebäudesanierung“ stark zu machen: „Altbau-Sanierungen würden helfen, Jobs auf dem Bau im Kreis Recklinghausen zu sichern. Denn die Wohnungsbaukrise wird von Tag zu Tag schlimmer“, so BDB-Präsidentin Katharina Metzger.
Der Wohnungsbau sei wie gelähmt. Zwar habe Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) versprochen, dass „die Bagger auch wieder rollen“. „Doch auf den versprochenen Neubau-Turbo warten der Kreis Recklinghausen und NordrheinWestfalen immer noch. Die Wohnungsbaukrise geht weiter. Dem Bau rutschen die Kapazitäten weg: Bauarbeiter verlieren ihre Arbeit. Betriebe machen dicht. Diese Bau-Spirale nach unten muss vor allem der Bund jetzt dringend stoppen. Er muss die Konjunktur-Notbremse für den Bau ziehen“, fordert Katharina Metzger. Gerade das Ankurbeln von Sanierungen und Modernisierungen gebe dem Bau einen wichtigen Schub, den dieser dringend brauche.
Die oberste Geschossdecke
Im Fokus muss dabei das Energiesparen stehen, so das Pestel-Institut. „Um Heizkosten zu senken, sind die Dachdämmung, neue Isolierfenster und Wärmepumpen das A und O. Dabei ist es bei einem alten Dach nicht so entscheidend, ob drei Zentimeter mehr oder weniger an Dämmung zwischen die Sparren passen. Hauptsache, ab der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas“, sagt Institutsleiter Günther. www.bdb-bfh.de
Wenn sich Eigentümer entschließen, Handwerker ins Haus zu holen, dann biete es sich an, möglichst umfassend zu sanieren: „Wenn Dach und Fassade gemacht werden müssen, dann ist es natürlich günstiger, das Gerüst nur einmal aufbauen zu müssen“, rät Katharina Metzger vom Bundesverband des Baustoff-Fachhandels.
Es sei oft effektiver und unterm Strich in der Regel auch günstiger, möglichst viel in einem Rutsch zu machen. „Also lieber im Rundumschlag sanieren als Stück für Stück über Jahre verteilt. Das ist natürlich immer auch eine Frage des Portemonnaies“, so Katharina Metzger. Es lohne sich aber, mit Handwerksbetrieben darüber zu sprechen und ein Sanierungskonzept zu machen. Und wenn doch in Schritten saniert werde, dann in der richtigen Reihenfolge: „Erst die Häuser energetisch fit machen – also dämmen. Dann die Wärmepumpe“, so Metzger.
Neben der energetischen Sanierung biete sich vor allem auch der altersgerechte Umbau an, um Seniorenwohnungen zu schaffen. „Wer ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung hat, sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass er in den eigenen vier Wänden auch alt werden kann“, rät Katharina Metzger.
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