Gedanken von Martin Meier-Stier, ehemals Pfarrer an der Christuskirche, zu Israel und Gaza
Wein aus Kana – Datteln aus Ramallah
07.11.2023 – Martin Meier-Stier – Ich trinke Wein aus Kana und esse Datteln aus Ramallah. Auf dem Kopf die Kippa, um den Hals das Palästinensertuch. In der linken Hand die israelische, in der rechten die palästinensische Fahne. Meine Lippen formen das SCHALOM und rufen INTERNATIONALE SOLIDARITÄT. Im Herzen lebt die Vision des Jesaja „…es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“.
Ich bringe Gruppen mit Aktion Sühnezeichen zur Gedenkstätte in Auschwitz, wir sprechen mit Überlebenden. In meinem Unterricht (am Diakonischen Bildungszentrum in Freiburg) reden angehende Altenpfleger*innen aus Syrien, Kolumbien, Ghana, Bosnien, Polen und Deutschland miteinander und tauschen sich aus – Muslime, Christen, Andersgläubige. Ich höre: Gott ist groß. Allahu Akbar. Und ich denke: „God is too big zu fit into one religion.“
Die entsetzlichen Bilder vom 7. Oktober fluten meinen Kopf. Blut schreit zum Himmel. Kain, wo ist dein Bruder Abel?
Ich bin erschrocken über die unversöhnlichen Stimmen der Extremisten hüben wie drüben. Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident: „Das jüdische Volk hat ein exklusives und unveräußerliches Recht auf alle Teile des Landes Israel. Die Regierung wird die Besiedlung aller Teile des Landes Israel – in Galiläa, im Negev, auf dem Golan und in Judäa und Samaria – fördern und entwickeln. Israel ist nicht ein Staat aller seiner Bürger, sondern des jüdischen Volkes – und nur dieses.“
Und Ismail Haniyeh, Führer der Hamas: „Wir haben euch Juden nur eines zu sagen: Verschwindet aus unserem Land. Geht uns aus den Augen. Dieses Land gehört uns, al-Quds (Jerusalem) gehört uns, alles hier gehört uns – vom Jordan bis zum Meer. Es gibt keinen Platz und keine Sicherheit für euch.“
Ich bete und hoffe, dass die Extremisten nicht das letzte Wort behalten – dass die vielen Stimmen der Versöhnung und des Friedens auf beiden Seiten wieder Gehör finden.
Martin Meier-Stier, Freiburg
Der ehemalige Gladbecker Martin Meier-Stier
Er wurde am 7. Oktober 1951 in Warendorf geboren. Er studierte Evangelische Theologie in Münster und Tübingen. Wichtige Lehrer waren ihm Hans Küng und Ernst Bloch. Nach dem Vikariat in Hagen und Barcelona war er über 30 Jahre in Gladbeck als Pfarrer an der Christuskirche und als Religionslehrer am Rats- und Heisenberggymnasium sowie an der Waldorfschule tätig.
Zeit seines Lebens engagierte er sich im „Konziliaren Prozess“ für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und solidarisierte sich mit den Internationalen Befreiungsbewegungen. In politischer Hinsicht orientierte er sich mit vielen Weggefährten an einer sozialistischen Perspektive auf humanistischer Basis.
Nach einer Zusatzausbildung in Tiefenpsychologischer Körpertherapie arbeitete er in eigener Praxis in Gladbeck über viele Jahre mit Einzelnen und Gruppen. Heute lebt er mit seiner Frau in Freiburg. Er unterrichtet noch angehende AltenpflegerInnen am Diakonischen Bildungszentrum für Gesundheit und Pflege in Freiburg.
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
Er hat ja sooo Recht!
Es tut schon körperlich weh, wenn man sieht, dass die eine Seite Besucher eines Musikfestivals abschlachtet und die andere Seite die zivilen Einwohner einer dicht besiedelten Großstadt mit Bomben und Raketen massenweise ermordet. Wie groß muss der gegenseitige Hass sein?!
Wie können Religionen, die doch den Frieden predigen sollten, diese Gräueltaten hervorrufen? Diese Verbrechen können auch durch das Unrecht auf beiden Seiten während der vergangenen Jahrzehnte nicht entschuldigt werden. Selbst das hätte nicht dazu führen dürfen, dass jegliche Menschlichkeit derartig verloren geht.
Man kann nur hoffen, dass die hier postulierte „Staatsräson“ nicht zum Einsatz europäischer und deutscher Militärtechnik oder womöglich europäischer und deutscher Soldaten in diesem Verbrecherkrieg führt.