Heilig Kreuz Kirche Gladbeck – ein Denkmal verschwindet

Heilig Kreuz Kirche Gladbeck - ein Denkmal verschwindet
Gladbecker Baudenkmal, Heilig Kreuz-Kirche in Butendorf. Der gesamte Baukomplex von Kirche, Turm, Pfarrhaus und vorgelagerten Plätzen in der Westansicht im Jahr 2014. CC BY-SA 4.0. Fotograf: David Wenderdel

Hände weg von Heilig Kreuz!

06.11.2023 – Heilig Kreuz – Ein paar Vögelchen pfeifen es von den Gladbecker Dächern. Die Demontage von Heilig Kreuz in Butendorf soll weitergehen. Wenn es stimmt, was man mitunter hört, dann würde die katholische Kirche als Eigentümerin in freundschaftlicher Abstimmung mit interessierten Privaten und städtischen Planern weiterhin die Verschandelung des denkmalgeschützten Ensembles betreiben. Unverdrossen und nur zugunsten eigener Wirtschaftsinteressen.

Mit einem Unterschied zu den ersten Vorstößen von vor drei Jahren. Jetzt ist man angeblich dabei, gemeinsam Fakten zu schaffen. Ohne dass man vorab den betroffenen Kirchenmitgliedern und der Stadtbevölkerung die wahren Absichten zu erkennen gibt. Das wäre eine für Gladbeck durchaus nicht ungewöhnliche Hinterzimmer-Kollaboration. Hier aber eine „private public partnership“ der besonders üblen Art. Denn sie würde sich gegen fundamentale Interessen der Stadtbevölkerung richten. Die Gladbecker setzen anders als die Akteure aus Managern, Essener Bistum und Rathaus nicht nur auf finanziellen Nutzen. Vielen von ihnen liegt mit großem Vorrang der Erhalt der wenigen, übrig gebliebenen baulichen Zeugen aus der Geschichte der Stadt am Herzen. Heilig Kreuz ist ein unverzichtbares Alleinstellungsmerkmal der jungen Kommune.


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Der 2021 noch immer in der Kirche präsentierte Umbau des Kirchengebäudes dagegen wäre eine völlig achtlose, nicht mehr reparable Beschädigung seiner Außenfassade und eine Zerstörung seines einmaligen Innenraums.

Das macht Heilig Kreuz so einmalig

Heilig Kreuz ist das einzige sakrale Gebäude, das der im Rheinland mit vielen kommunalen und Industriegebäuden bekannt gewordene Architekt Otto Müller Jena geplant und gebaut hat. Das Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Architekten BDA hat sich in enger Abstimmung mit dem Gladbecker Priester Johannes van Acken dem Zeitgeist des frühen 20. Jahrhunderts mit seinen endlos langweiligen, neogotischen Kirchenneubauten verweigert.

Ergebnis ist die einzige, neu erbaute Dekagon-Kirche (also mit einem zehneckigen Grundriss) in Deutschland mit einer völlig ungewöhnlichen Anordnung des Innenraums. Vom Eingang bis zum Altar spiegelt der Bau die hellsichtige Auffassung van Ackens vom Menschen. Sowie seinen Respekt vor den Bergleuten der Stadt. Damit ist Heilig Kreuz weit über seine liturgische Bedeutung steinerner Zeitzeuge der Blütezeit des Bergbaus zu Anfang des 20. Jahrhunderts, dem Gladbeck seine Existenz verdankt.

Die Kirche ist Teil einer untrennbaren Trilogie mit zwei weiteren Müller-Jena-Gebäuden im Vestischen Kreis, den Rathäusern von Recklinghausen und Gladbeck. Heilig Kreuz ist das alle anderen alten Schätzchen weit überragende Wahrzeichen der Stadt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat das gesamte Ensemble in Butendorf 1997 mit gut recherchierten Gründen unter Denkmalschutz gestellt. Es ist eine Landmarke von historischer, architektonischer und kultureller Bedeutung, die weit über die Stadtgrenzen und die Region hinausreicht.

Gemeinsame Verantwortung statt intransparenter Mauschelei

Symptomatisch für die Vernachlässigung der Angelegenheit und von Absichten im Hintergrund könnte die Reaktion der auf einen Brandbrief von Gladbecker Fachleuten an die Bürgermeisterin sein. Die nicht von ihr, sondern von einem Mitarbeiter unterschriebene Antwort geht mit keinem Wort auf die triftigen und gut belegten Argumente der Briefeschreiber ein. Angekündigt wird nur mit einem Satz, dass man mit den staatlichen Denkmalschützern sprechen werde.

Wir meinen: “So kann man mit Heilig Kreuz nicht umgehen. Kirche und Stadt müssen endlich zusammen mit den engagierten Gladbeckern proaktiv ein Konzept zur Erhaltung des Ensembles erarbeiten und umsetzen, das seiner Bedeutung angemessen ist.” Wir sind eine Gruppe Gladbecker, denen der Erhalt des kirchlichen Denkmals am Herzen liegt.

Dem Vernehmen nach hat das Bistum Essen die Absicht, seinen jetzigen Domprobst zum Nachfolger des bisherigen, nach Oberhausen versetzten Pfarrers als Frontmann der Gladbecker Katholiken einzusetzen. Mit der Erhaltung von Heilig Kreuz übernimmt er die Pflicht zur Mitwirkung an einer großen Aufgabe. Wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Menschen, die Stadt und das Land ist sie von hohem Belang und dürfte weit über die Befugnisse seines kirchlichen Mandats hinausgehen.

Heilig Kreuz muss außen wie innen erhalten bleiben. Sein Umbau für eine nur kurzfristig verlockende, kommerzielle Nutzung wäre ein fataler Irrweg.


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

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