Filmvorführung und Ausstellung zum Thema Arbeitskräfte-Anwerbeabkommen
12.11.2021 – Freundeskreis Gladbeck-Alanya – Im ganzen Land finden zurzeit Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums des 60-jährigen Arbeitskräfte-Anwerbeabkommens am 30. Oktober 1961 mit der Türkei statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte bereits aus diesem Grund im September eine Fotoausstellung des Ruhr Museums auf der Zeche Zollverein, die das Deutsch-Türkische Leben im Ruhrgebiet des Jahres 1990 zum Inhalt hat.
Auch in Gladbeck wird das Jubiläum begangen. In Kooperation des Freundeskreises Gladbeck-Alanya mit der VHS wird zunächst am 29. Oktober, 18.00 Uhr, ins Kommunale Kino zu der Vorstellung des Films „Almanya – Willkommen in Deutschland“ eingeladen. Der unterhaltsame, aber auch am Ende tragische Film thematisiert die Frage der Heimat und der Identität am Beispiel einer Familie aus der Türkei. Zeitzeugen werden am Ende kurz über ihre Erfahrungen von damals berichten. Der Eintritt ist frei.
Ausstellung im Museum Gladbeck
Am 30. Oktober geht es dann weiter mit einer Ausstellungseröffnung im Museum der Stadt Gladbeck. Eine Arbeitsgruppe aus Museumsleitung, Freundeskreis Gladbeck-Alanya, Integrationsrat und Stadtarchiv hat in Kooperation eine Ausstellung vorbereitet, um nicht nur die Türkeistämmigen, sondern auch Menschen anderer Herkünfte, die als Arbeitskräfte nach Gladbeck gekommen sind, zu Wort kommen zu lassen und für diesen mutigen Schritt zu würdigen. „Geschichten der Arbeitsmigration von 1955 – 1973 – Ein Koffer voller Träume“, so ist die Ausstellung betitelt, die einige Monate dort zu sehen sein wird.
Deutsche Zuwanderungsgeschichte
Von 1955 – 1968 schloss die Bundesrepublik Deutschland Abkommen mit insgesamt 9 Ländern, Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Marokko, Südkorea, Portugal, Tunesien und dem ehemaligen Jugoslawien. 1973 beschloss Deutschland dann den Anwerbestopp für Arbeitskräfte. Herausgekommen ist eine Ausstellung mit starken Geschichten, vielen Erinnerungen und einprägsamen Fotos. Alle Länder der Anwerbeabkommen sind vertreten. Da ist zum Beispiel die Familie Cuomo aus Kalabrien in Süditalien. Per Nachrichtenausrufer auf der Piazza erfuhr Ciro Cuomo von der Möglichkeit, in Deutschland arbeiten zu können, kam 1960 nach Gladbeck und fand einen Arbeitsplatz auf der Zeche Mathias-Stinnes in Essen. Seine Frau Rosa zog 1962 nach und arbeitete im Ruhrglas-Werk.
Von Portugal nach Essen
Elviro Pereira kam 1965 aus Portugal. Mit zahlreichen Umstiegen reiste er per Zug von Lissabon nach Essen. Er fing bei der VEBA in Marl an und holte später seine Frau Ana nach, die bei Siemens in Gladbeck eine Stelle erhielt.
Aus der Türkei nach Essen
Der Teppichhändler Arif Candan kam mit noch jungen 22 Jahren aus der Türkei nach Gladbeck und arbeitete auf der Zeche Hugo in Gelsenkirchen. Die Teilnehmenden an der Ausstellung erzählten in den Interviews, welche Träume, Hoffnungen und Wünsche sie hatten, als sie sich auf den Weg nach Deutschland machten. Meist wollten sie schnell wieder zurückkehren, wenn sie so viel gespart hatten, dass sie sich im Herkunftsland eine sichere Existenz aufbauen könnten. Wenige kamen, um für immer zu bleiben. Aber die meisten blieben schließlich doch, weil sie hier im Ruhrgebiet mit ihren Familien immer stärker Wurzeln schlugen. Viele berichten davon, wie sie sich mit Hilfe ihrer deutschen Nachbarn eingewöhnten und schnell die deutsche Sprache lernten, denn Sprachkurse- und Integrationsmaßnahmen, wie es sie heute gibt, existierten damals nicht. Man habe sich daher häufig in der Nachbarschaft gegenseitig unterstützt.
Deutsche “Oma” passte auf die Kinder auf
Oft wird von einer deutschen „Oma“ berichtet, die auf die Kinder aufgepasst hat. Viele haben aber dennoch ihre Familien und Freunde im Herkunftsland vermisst. Genauso wie das warme Wetter, die schönen Landschaften und die regionale Küche. Und doch sind viele geblieben, haben hier häufig Schwerstarbeit geleistet. Sie haben viel zum Wohlstand dieses Landes beigetragen und schließlich tiefe und feste Wurzeln mit ihren Kindern geschlagen. Gladbeck und Deutschland sind ihnen zu einer zweiten Heimat geworden.
Der Freundeskreis Gladbeck-Alanya
dankt der Sparkasse Gladbeck für die freundliche Unterstützung ihrer Aktivitäten in diesem Jahr. Auf die Ausstellung ist auch der ZDF aufmerksam geworden. Für einen Beitrag in der wöchentlichen Internetsendung „Forum am Freitag“, wo es um interkulturelle und interreligiöse Themen geht, wird ein Drehteam nach Gladbeck kommen.
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
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