„Ich habe viel über mich gelernt“
60 Jahre FSJ – Warum es sich lohnt, die Freiwilligendienste zu stärken und was es dafür braucht
26.04.2024 – Aktionstag Freiwilligendienst – 60 Jahre gibt es bereits das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) – ein Grund zum Feiern und ein Grund dafür zu kämpfen, dass es langfristig erhalten bleibt. Der bundesweite Aktionstag der Freiwilligendienste am 29. April knüpft deshalb an die erfolgreiche Petition „freiwillig stark“ im vergangenen Jahr an.
Über 100.000 Menschen haben dafür unterschrieben, dass der Freiwilligendienst sicher finanziert und sozial gerecht ausgestaltet wird. „Jetzt muss die Politik liefern“, sagt Birgitta Kelbch, Leiterin der Freiwilligendienste im Bistum Essen.
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Aktionstag Freiwilligendienst – Einsatz für höhere Förderung
Die finanzielle Unsicherheit macht Birgitta Kelbch Sorgen: „In NRW gibt es seitens der Regierung gar keine Förderung für ein Freiwilliges Soziales Jahr – weder für die Einsatzstellen noch für die Träger.“ Das mache die Planung oft schwierig. Für die Freiwilligendienstleistenden wünscht sich Kelbch zudem freie Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Nordrhein-Westfalen – finanziert von der Landesregierung, „und nicht nur Mobilitätszuschläge, die die Einsatzstellen dann zahlen dürfen“, sagt sie.
Petition „freiwillig stark“ auf dem Weg
All das ist auch Inhalt der Petition „freiwillig stark“, die der Petitionsausschuss im vergangenen Jahr an die Bundesregierung und die Ländervertretungen weitergegeben hat. Getan habe sich bisher jedoch nichts, sagt Kelbch. In Nordrhein-Westfalen engagieren sich jährlich immerhin rund 20.000 junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD). Sie setzen sich in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder in der Behindertenhilfe für andere Menschen ein. „Das fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und trägt zur Demokratiebildung bei“, ist Kelbch überzeugt, „deswegen sollte das FSJ auch stärker wergeschätzt werden“.
Orientierungsphase nach der Schule
Wer sich nach der Schule nicht sofort für ein Studium oder eine Ausbildung entscheiden will, für den kann ein FSJ eine echte Entscheidungshilfe sein. So manch einer entdeckt sein Talent und sein Interesse für einen sozialen Beruf über das FSJ. So zum Beispiel Eden Danowski (19). Sein Freiwilligendienst an der Jordan-Mai-Schule, einer Förderschule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung in Gladbeck, ist für ihn ein echter Glückstreffer. Die Arbeit gefällt ihm. „Ich habe viel über mich selbst gelernt“, sagt er. Auch bei der Berufsorientierung habe ihm der Freiwilligendienst geholfen: „Ich habe hier gemerkt, dass mir das super gefällt, mit Kindern zu arbeiten.“ Was er genau im Anschluss machen will, weiß er noch nicht, „aber auf jeden Fall in eine soziale Richtung“.
Eden Danowski (19) in der Gladbecker Jordan-Mai-Schule
460 Euro Taschengeld erhält Eden im Monat. Zum Glück muss er davon keine Wohnung bezahlen und keine Fahrkarte kaufen, weil er fußläufig von der Schule entfernt wohnt. Andere haben es da schwerer, weiß Birgitta Kelbch. Gerade deshalb sei es wichtig, dass das Taschengeld angepasst werde. Und es sollte einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst geben, damit auch junge Menschen aus finanziell schlechter gestellten Familien von einem FSJ profitieren können. Denn der Rechtsanspruch würde den Weg für eine gesetzlich gebundene Finanzierung der Freiwilligendienste ebnen. Immerhin jeder zweite Freiwilligendienstleistender entscheidet sich anschließend für einen sozialen Beruf – vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels ein echter Gewinn. Kelbch: „Es lohnt sich dafür zu kämpfen, dass FSJ und BFD erhalten bleiben – für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen und für die Förderung von sozialem Engagement.“
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
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