
Gladbeck – 27.10.2025 – Bitcoin – Seit Jahren bewegt Bitcoin die Finanzwelt – und mit ihr die Gemüter. Für manche ist die Kryptowährung ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, für andere ein digitales Kartenhaus, das jederzeit zusammenfallen könnte.
Zwischen technologischem Fortschritt und spekulativem Überschwang schwankt der Ton der Debatte. Doch jenseits von Euphorie und Untergangsszenarien bleibt die Frage: Ist Bitcoin tatsächlich mehr wert, als er sein dürfte?
Zwischen Technikbegeisterung und Marktpsychologie
Als Bitcoin 2009 auf den Markt kam, war das Konzept revolutionär. Eine Währung ohne Staat, ohne Banken, nur gesichert durch ein Netzwerk aus Rechenleistung – für viele klang das nach Utopie. Heute hat sich daraus ein globales Phänomen entwickelt. Die Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin basiert, gilt längst als eine der spannendsten Erfindungen der letzten Jahrzehnte. Sie ermöglicht transparente, fälschungssichere Transaktionen und hat in Bereichen wie Logistik oder Energieversorgung neue Anwendungen gefunden.
Doch sieht man sich den Bitcoin Wallet Vergleich genauer an, steht der Preis der bekanntesten Kryptowährung in keinem direkten Verhältnis zu ihrem praktischen Nutzen. Anfang 2021 kletterte der Kurs auf knapp 68.000 US-Dollar, fiel im Jahr darauf zeitweise unter 20.000 und hat sich inzwischen bei rund 64.000 Dollar eingependelt. Die Marktkapitalisierung liegt laut CoinMarketCap bei über einer Billion Dollar – eine Zahl, die beeindruckt, aber auch Fragen aufwirft.
Denn im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen steht hinter Bitcoin kein Unternehmen, keine Ertragskraft, kein Staat. Sein Wert basiert auf Vertrauen und der Hoffnung, dass andere ihn in Zukunft teurer kaufen. Nach Schätzungen der Europäischen Zentralbank werden weniger als zwei Prozent aller Transaktionen tatsächlich zum Kauf von Gütern oder Dienstleistungen genutzt. Der Rest: Handel mit dem Ziel, Gewinne zu erzielen.
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Vertrauen ohne Fundament
Vertrauen ist das Fundament jedes Geldsystems – doch im Fall von Bitcoin trägt es allein. Es gibt keine Zentralbank, keine politische Institution, die für Stabilität sorgt. Was den Reiz vieler Anhänger ausmacht, ist zugleich das Risiko.
Die Machtverhältnisse im Bitcoin-Universum sind zudem ungleich verteilt. Studien der Universität Cambridge zufolge kontrollieren wenige Großinvestoren einen beträchtlichen Teil aller im Umlauf befindlichen Coins. Schon kleine Bewegungen dieser sogenannten „Whales“ können den Markt massiv beeinflussen. Diese Konzentration widerspricht dem ursprünglichen Ideal einer demokratischen, dezentralen Währung.
Auch die Regulierung bleibt ein offenes Kapitel. Während El Salvador Bitcoin 2021 zum offiziellen Zahlungsmittel erklärte, verfolgen andere Staaten einen deutlich vorsichtigeren Kurs. In der Europäischen Union gilt seit 2024 die „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (MiCA), die für mehr Transparenz und Kontrolle sorgen soll. Ob sich der Markt dadurch stabilisiert oder weiter verunsichert wird, ist derzeit schwer abzuschätzen. Fakt ist: Der Kurs reagiert empfindlich auf politische Signale – und manchmal auf bloße Gerüchte.
Der ökologische Preis
Kaum ein Thema spaltet die Debatte so sehr wie der Energieverbrauch. Das sogenannte Mining, also das Schürfen neuer Bitcoins, erfordert enorme Rechenleistung. Laut der University of Cambridge verbraucht das Netzwerk jährlich rund 120 Terawattstunden Strom – mehr als Länder wie Norwegen oder Argentinien.
Befürworter halten dagegen, dass der Anteil erneuerbarer Energien beim Mining stetig steigt. Tatsächlich gehen Schätzungen von CoinShares davon aus, dass inzwischen mehr als die Hälfte des Stroms aus nachhaltigen Quellen stammt. Dennoch bleibt der ökologische Fußabdruck beachtlich. In Zeiten, in denen Klimaschutz politisch und wirtschaftlich an Bedeutung gewinnt, wirkt ein derart energiehungriges System aus der Zeit gefallen.
Hinzu kommt: Der hohe Energiebedarf ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor. Je teurer das Schürfen neuer Coins wird, desto stärker hängt der Bitcoin-Preis von der Zahlungsbereitschaft der Anleger ab. Gerät das Vertrauen ins Wanken, könnte sich der Aufwand für viele Miner schlicht nicht mehr lohnen.
Zwischen Vision und Realität
Trotz aller Kritik hat Bitcoin den Finanzmarkt nachhaltig verändert. Institutionelle Investoren, Fonds und Zahlungsdienstleister beschäftigen sich längst ernsthaft mit dem Thema. Plattformen wie PayPal oder Square ermöglichen ihren Kunden, mit Bitcoin zu handeln oder zu zahlen. Doch der Alltagseinsatz bleibt überschaubar. Die Transaktionskosten sind hoch, die Abwicklung dauert, und viele Händler scheuen die Kursschwankungen.
Als Zahlungsmittel also nur bedingt geeignet, als Wertanlage dagegen erstaunlich hartnäckig. Der Vergleich mit Gold liegt nahe: Auch dort bestimmt Vertrauen den Preis, nicht der praktische Nutzen. Bitcoin ist auf 21 Millionen Einheiten begrenzt, was ihn gegen Inflation unempfindlich macht – zumindest theoretisch.
Neue technische Ansätze wie das sogenannte Lightning Network könnten die Nutzung in Zukunft vereinfachen. Sie versprechen schnellere und günstigere Transaktionen. Doch auch sie ändern nichts an der zentralen Unsicherheit: Bitcoin bleibt ein Experiment im offenen Feld – und eines, das auf den Glauben seiner Teilnehmer angewiesen ist.
Die Meinungen gehen auseinander
Viele Menschen schwören auf Bitcoin, andere sind davon jedoch völlig abgeneigt und bevorzugen traditionelle Anlagemöglichkeiten. Ob Bitcoin überbewertet ist, lässt sich nur schwer objektiv beziffern. Als technologische Idee hat er Maßstäbe gesetzt, als Anlageobjekt ist er ein Spiel mit Emotionen, Hoffnungen und Ängsten. Der aktuelle Preis spiegelt weniger ökonomische Realitäten wider als das Vertrauen in eine Erzählung – die vom Geld der Zukunft, unabhängig von Banken und Staaten. Ob diese Geschichte hält, was sie verspricht, wird sich erst noch zeigen. Vielleicht ist Bitcoin tatsächlich zu teuer. Vielleicht aber auch nur seiner Zeit voraus.
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