Neue Sonderausstellung über Opfer der NS-„Euthanasie“ im Museum der Stadt Gladbeck
26.10.2023 – NS-„Euthanasie“ – „Wir dürfen und werden nicht vergessen – niemals!“, sagte Bürgermeisterin Bettina Weist bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung „Vergessene Opfer der NS-‚Euthanasie‘“ vergangenen Freitag im Museum der Stadt Gladbeck.
Im nationalsozialistischen Deutschland wurde der Euthanasie-Gedanke von einer Idee zur Sterbehilfe für unheilbar Kranke und Schwerstbehinderte zur grausamen Praxis der systematischen Tötung von Menschen mit Behinderungen. „Mit einer Ausstellung zur NS- ‚Euthanasie‘, zumal in einer Zeit, in der zwei Kriege, Migration und Klimakrise die Schlagzeilen dominieren, befassen wir uns mit einem schwierigen, aber wichtigen geschichtlichen Kapitel“, begründete Museumsleiterin Dr. Susanne Peters-Schildgen die Themenwahl.
Zur Durchführung der Krankenmorde wurden zwischen 1939 und 1941 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten errichtet. Dazu zählt auch die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein in Sachsen, in der von 1940 bis 1941 die Nazis 15.000 Menschen ermordet ließen. Es waren vorwiegend psychisch Kranke und geistig Behinderte, schließlich auch Häftlinge aus Konzentrationslagern. Pirna-Sonnenstein ist heute eine Gedenkstätte. Von dort hat das Gladbecker Museum die Wanderausstellung über „Vergessene Opfer der NS-Euthanasie“ ausgeliehen.
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Der Massenmörder Horst Schumann praktizierte später in Gladbeck
21 Tafeln zeigen in deutscher und polnischer Sprache die Voraussetzungen und mörderischen Auswirkungen der NS-
„Gesundheitspolitik“ mit Blick auf Schlesien. Hagen Markwardt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte, beschrieb in seiner Einführung die Abläufe in der ehemaligen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein von der Ankunft der Patientinnen und Patienten bis zu deren grausamer Ermordung „Bis zuletzt wurde für diese Menschen der Anschein
aufrechterhalten, dass sie sich in einer Heil- und Pflegeanstalt befinden würden“, erklärte Markwardt.
Horst Schumann, leitender Arzt der Tötungsanstalt, überwachte alle Vorgänge. Er war verantwortlich für die Ermordung von mehr als 15.000 Menschen. Nach dem Krieg lebte er mehrere Jahre unbehelligt in Gladbeck und praktizierte als Arzt. Ermöglicht wurde ihm dies durch seine zweite Ehefrau, die aus Gladbeck stammte. In Pirna-Sonnenstein, wo sie als Schreibkraft arbeitete, lernte sie Schumann kennen.
Auf der Grundlage der Forschungen und Veröffentlichungen zu Horst Schumann von Manfred Samen und weiterer Recherchen des Dortmunder Historikers Matthias Dudde erweiterte das Museum in Wittringen die Ausstellung aus Sachsen durch einen lokalgeschichtlichen Teil, der sich mit den Tätern und Opfern von Zwangssterilisationen und „Euthanasie“ sowie deren Gedenkkultur in Gladbeck befasst.
Die Thementafeln ergänzten Exponate, z. B. medizinisches Gerät aus den 1940er Jahren, einen Arztkittel, einige persönliche Gegenstände von Horst Schumanns zweiter Frau, Archivalien aus dem Archiv der Stadt Gladbeck sowie zwei Original Pressefotos des ehemaligen STERN-Reporters Michael Friedel.
Mit einfühlsamer Musik am Piano, Cello und an der Violine begleitete das Ehepaar Berta Walter-Hamza und Ioan Hamza die Beiträge. Die Ausstellung ist bis zum 28. April 2024 im Museum der Stadt Gladbeck zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es auf der Museumshomepage unter: www.museum-gladbeck.de
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