Deutschlands erster und ältester Wasserwirtschaftsverband hat das Gesicht der Städte in der Region maßgeblich mitgeprägt – und ihr wirtschaftliches Überleben gesichert
28.06.2024 – Emscher-Gebiet – Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Sie ist technischer Infrastruktur-Dienstleister für ihre Mitglieder. Darunter sind die die Emscher-Anrainer. Seit 1899 hat der Wasserwirtschaftsverband das Bild der Städte in der Region maßgeblich geprägt. Das wirtschaftliche Überleben der Kommunen in der Hochphase der Industrialisierung, die bergbaubedingt mit einer Abwassermisere einher ging, sicherte die Emschergenossenschaft im 20. Jahrhundert mit dem technischen Ausbau der Gewässer zu überflutungssicheren Schmutzwasserläufen. Aufgrund der Bergsenkungen konnten damals keine unterirdischen Abwasserkanäle gebaut werden. Deswegen kam es vor Gründung der Emschergenossenschaft zu permanenten Fäkal-Überschwemmungen und in deren Folge zu Krankheitsausbrüchen. Nach der Nordwanderung des Bergbaus Ende der 1980er-Jahre wiederum leistete die Emschergenossenschaft mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau einen maßgeblichen Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels im Herzen des Ruhrgebietes, das genauso gut auch Emscher-Gebiet heißen könnte. Mit der Abwasserfreiheit und der Bildung neuer blaugrüner Infrastrukturen ging eine deutliche Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im Emscher-Gebiet einher.
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„Der Umbau des Emscher-Systems ist geplant und umgesetzt nach dem genossenschaftlichen Prinzip. Er hat in der gesamten Region eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was alles gelingen kann, wenn man es gemeinschaftlich anpackt. Mit dem Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft die Bühne für mehr vorbereitet. Sie hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir die grünste Industrieregion der Welt werden können“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft.
Hochmoderne Infrastruktur
Mit der erfolgreichen Befreiung der Emscher und ihrer Nebenläufe von ihrer Abwasserfracht hat die Emschergenossenschaft inmitten von Deutschlands größtem Ballungsraum eine hochmoderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur geschaffen. „Sie ermöglicht nicht nur neues blaugrünes Leben in und an der Emscher, sondern hat in erster Linie als erheblicher Positivfaktor den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt und einen Impuls von 13 Milliarden Euro ausgelöst, wie die TU Dortmund berechnet hat“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Über 5,5 Milliarden Euro investierte die Emschergenossenschaft in das größte europäische Infrastrukturprojekt. Sie schloss es Ende 2021, wie geplant nach genau 30 Jahren, weitestgehend im Kostenrahmen ab. Und das trotz drei Mehrwertsteuererhöhungen seit 1992, einer Währungsumstellung, einer Baupreissteigerung von mehr als 20 Prozent. Dazu kamen viele weitere neue behördliche Anforderungen.
„Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert: Das Betonkorsett wurde entfernt, die Böschungen wurden flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zuließ, erhielten die früher künstlich begradigten Gewässer wieder einen kurvenreicheren Verlauf“, erklärt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Das Ergebnis des Engagements kann sich mehr als sehen lassen: Das blaugrüne Leben in Form von Groppen, Forellen und Stichlingen kehrt an und in die Emscher zurück. An ihren Ufern kann man nicht nur die seltene Gebirgsstelze sichten, sondern auch bereits die Blauflügelige Prachtlibelle.
Vor 30 Jahren, als die Emschergenossenschaft die visionäre Renaturierung der Emscher ankündigte, zeigte man den Kolleginnen und Kollegen noch den Vogel – und heute brütet der Eisvogel als Indikator für eine gute Gewässerökologie wieder am Ufer des zentralen Flusses des Ruhrgebietes. Der Emscher-Umbau ist längst abgeschlossen, das neue blaugrüne Leben beginnt gerade erst!
Gut für die Zukunft aufgestellt
Als Infrastruktur-Dienstleister, so versteht sich die öffentlich-rechtliche Emschergenossenschaft, sieht sich Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken auch für die kommenden 125 Jahre gut aufgestellt. Ähnlich wie bei seiner Gründung 1899 und nach dem Beschluss des Emscher-Umbaus 1991 hat sich der Verband in den vergangenen Jahren bereits unter dem Motto „Horizont 2030“ von innen erneuert und modernisiert, um den anstehenden Herausforderungen wie der Energiewende und der Klimafolgenanpassung weiterhin kompetent begegnen zu können. „Als zuverlässiger Partner unserer Mitglieder wollen wir gemeinsam mit ihnen und den Menschen im Ruhrgebiet die zukunftssichere und lebenswerte Entwicklung unserer Region gestalten“, sagt Uli Paetzel.
125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung.
Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür sind 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern hat man insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwege. Sie machen das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar. www.eglv.de
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
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