Darmkrebs-Vorsorge nicht verpassen!

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Darmkrebs-Vorsorge nicht verpassen!
Interview mit Dr. Ulrich Tappe. Foto: KVWL

Darmkrebs-Monat März – Experte Dr. Tappe: „Vorsorge wirkt! – Und ruck, zuck ist die Untersuchung auch schon wieder vorbei!“

27.02.2024 – Darmkrebs-Vorsorge –  Anlässlich des Darmkrebs-Monats März appellieren mehrere Gesundheitsorganisationen in Westfalen-Lippe eindringlich an die Bürgerinnen und Bürger, das Vorsorgeangebot zu nutzen: „Darmkrebs ist heilbar. Wird er in seiner Frühphase während einer Darmspiegelung erkannt, liegen die Heilungschancen bei nahezu 100 Prozent. Deshalb unsere gemeinsame Bitte: Gehen Sie zur Vorsorge!“, so der gemeinsame Aufruf von ÄKWL, AOK, bng, KVWL und vdek.


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Jede Krankheit ist ein Stück weit Schicksal. Und das lässt sich bekanntlich nur bedingt in die eigenen Hände nehmen. Aber die Bedingungen so optimal wie möglich zu gestalten, das zumindest ist möglich. Und dazu gehört, die gängigen Untersuchungen und Angebote zur Früherkennung von möglicherweise lebensbedrohlichen Krankheiten zu nutzen.

So rückt im März alljährlich der Darmkrebs in den Blickpunkt. Die Gefahr, daran zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter. Männer können bereits ab 50 Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt, Frauen ab 55 Jahren. Für Männer wie Frauen ist zudem eine Stuhluntersuchung ab 50 Jahren möglich. Wie aber laufen Stuhltest und Darmspiegelung genau ab? Dazu …

… fünf Fragen an: Dr. Ulrich Tappe

Dr. med. Ulrich Tappe (58) ist niedergelassener Gastroenterologe in Hamm und seit zwei Jahren Vorsitzender des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands (bng). Tappe vertritt zudem die Ärztinnen und Ärzte seiner Fachrichtung in Gremien von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung. Die Gastroenterologie ist ein Teilbereich der Inneren Medizin, der sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von Erkrankungen der Verdauungsorgane wie Magen-Darm-Trakt und Leber beschäftigt (weitere Infos: www.magen-darm-aerzte.de). Ulrich Tappe (hier auf unserem Foto) erklärt im Interview den aktuellen Stand der Darmkrebs-Forschung und alles Wissenswerte rund um die Vorsorge-Untersuchung:

Herr Dr. Tappe, sowohl Männer als auch Frauen können ab 50 Jahren jährlich einen Test auf Blut im Stuhl machen, bezahlt von der Krankenkasse. Wo kann ich den Test machen und was ist hierbei das Ziel?

Der Stuhltest kann bei Hausärzten und vielen Fachärzten wie Gynäkologen, Urologen und natürlich Gastroenterologen gemacht werden. Er ist ein niedrigschwelliges Angebot im Rahmen der Darmkrebsvorsorge. Der Vorteil ist hier die einfache und nicht-invasive Behandlung, also ohne unmittelbaren Eingriff in den Körper. Ab 55 Jahren ist dann alle zwei Jahre ein Stuhltest möglich, sofern in dem Jahr keine Darmspiegelung vorgenommen wird. Beim immunologischen Stuhltest wird untersucht, ob Blut im Stuhl, konkret aus dem Dickdarm, vorhanden ist – und zwar eigenes, menschliches Blut, nicht etwa tierisches Blut zum Beispiel aus der Blutwurst, die man gegessen hat.

Wenn dabei ein auffälliges Ergebnis herauskommt, was kann das bedeuten, was muss in der Folge abgeklärt werden?

Die Stuhlprobe wird in einem Speziallabor ausgewertet, und nach ein bis drei Tagen gibt es das Ergebnis. Ist der Test positiv, kann es sein, dass Gewächse wie Polypen als Quelle der Blutung vorhanden sind, die da nicht hingehören. Im schlimmsten Fall kann es sich dabei um Tumore handeln. Durch das Auswerten der Probe lassen sich schon frühzeitig Vorstufen von Darmkrebs erkennen. Die Darmkrebs-Vorsorge ist die einzige Prävention, die Krebs wirklich verhindert – und ihn nicht „nur“ früh erkennt wie bei der Brustkrebsvorsorge.

Männern steht alternativ zum Stuhltest ab 50 Jahren die erste Darmspiegelung zu, für Frauen ist dies bei den gesetzlichen Kassen erst ab 55 Jahren vorgesehen. Warum dieser Unterschied?

Wissenschaftliche Erkenntnisse haben vor einigen Jahren ergeben, dass bei Männern das Risiko höher liegt als bei Frauen, darum gibt es seit 2019 diesen geschlechterspezifischen Unterschied. Wir appellieren hier an die Ärztinnen und Ärzte, ihre Patienten gezielt auf diese frühere Vorsorgemöglichkeit hinzuweisen. Darmkrebs-Patienten werden dabei tendenziell immer jünger. Es ist wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt, warum das so ist. Eine Erklärung kann unsere veränderte Lebensweise sein, weil Menschen deswegen immer häufiger Übergewicht haben. Adipositas, die Fettleibigkeit, ist per se ein Risikofaktor für vieles, auch für Karzinome. Das hat mit dem Insulinspiegel im Körper zu tun, der bei Adipositas erhöht ist. Insulin ist aber auch ein Wachstumshormon und kann dadurch ein schnelleres, unkontrolliertes Wachstum dieser bösartigen Tumore begünstigen. Aber daran wird derzeit noch geforscht. Auf jeden Fall kann auch hier eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und dem Vermeiden von Übergewicht nicht schaden.

Wo wird die Darmspiegelung durchgeführt? In der Praxis oder in einer Klinik?

Darmspiegelungen – Fachbegriff Koloskopien – werden insgesamt in rund zwei Drittel aller Fälle ambulant durchgeführt und zu einem Drittel in Kliniken. Bei der Vorsorgeuntersuchung werden nahezu 100 Prozent der Darmspiegelungen ambulant vorgenommen. Denn hier handelt es sich ja um eine präventive Maßnahme, es sind also noch keine Beschwerden vorhanden. Darum finden Koloskopien grundsätzlich im ambulanten Bereich statt – und da gehören sie auch hin.

Ist die Darmspiegelung denn schmerzhaft? Muss ich davor Angst haben?

Nein, da kann ich beruhigen, die Koloskopie ist keine schmerzhafte Untersuchung. Das einzige Handicap ist seit langem das vorher notwendige Abführen. Bei der Darmspiegelung setzen wir heutzutage in der Regel Präparate ein, mit der wir eine gute Sedierung durchführen können, die also beruhigend und schmerzstillend wirken. Auch verwenden wir heute zur Darmentfaltung häufig Kohlendioxid, das sehr angenehm für den menschlichen Körper ist und Krämpfe vermeidet. Für den Darm ist das besonders entspannend, weil es sich nach der Untersuchung schnell wieder verflüchtigt. Und – ruck, zuck! – in einer halben Stunde ist alles auch schon wieder vorbei.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Während die Zahl der Darmkrebs-Fälle in anderen Ländern deutlich steigt, sinkt die Darmkrebs-Rate in Deutschland aktuell, sicherlich dank der konsequenten Untersuchungen im Rahmen des Vorsorgeprogramms. Kurzum: Die Darmkrebs-Vorsorge ist ein Erfolgsmodell, Prävention macht Sinn, Vorsorge wirkt!


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