
Bürgermeisterin sieht Gegner, die auf Spaltung und Unzufriedenheit setzen
Von unserem Gastautor Matthias Raith
Gladbeck – 18.11.2025 – Andeutungen – Als einzige Gladbecker Straße hat es die Buersche Straße in die Antrittsrede der Bürgermeisterin geschafft. Wörtlich: „Eine zweite Buersche Straße können wir uns gemeinsam in diesem Rat nicht mehr leisten“. Dieses Eingeständnis war so überraschend und markant. So sehr, dass es die Gladbecker Medien als Überschrift Ihrer Berichte veröffentlicht haben. Die Frage ist, was Frau Weist uns damit sagen wollte.
Zunächst muss man den Satz im Zusammenhang sehen. Schließlich hat die Bürgermeisterin das ihr vorgelegte Manuskript Wort für Wort vorgetragen. Dabei hielt sie den linken Zeigefinger stets an der richtigen Zeile des vor ihr liegenden Textes.
„Eine zweite Buersche Straße können wir uns gemeinsam in diesem Rat nicht mehr leisten. Dann verlieren wir das Vertrauen unserer Bürgerinnen und Bürger. Dann stärken wir nur die, die auf Spaltung und Unzufriedenheit setzen um daraus Vorteile für sich zu ziehen“.
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Vielen Bürgern Gladbecks ist der Skandal an der Buerschen Straße ein Dorn im Auge
Das ist erstaunlich. Seit sich im März 2023 der abrupte Abbruch des Verkehrsversuchs durch den dann im Rat von AfD, CDU, FPD und SPD getragenen Beschluss vom 18. April 2023 abzeichnete, habe ich mich zusammen mit vielen anderen intensiv mit der Situation vor Ort befasst. Es setzte sich ein Netzwerk zur Wehr gegen das Vorhaben „Parkplätze statt sichere Radwege“ , mit unterschiedlichen Gründen. Dazu gehörten Menschen, die die Bewertung des Versuchs durch Universität und Berater ansehen wollten, bevor der Versuch kommentarlos gekippt wurde. Auch Aktivisten, die sich für Förderung und Sicherheit des Radverkehrs in der Stadt einsetzten. Umweltschützer, Klimaschützer und nicht zuletzt diejenigen, die das Hin- und Her der Verkehrsgestaltung für gefährlich und für Geldverschwendung hielten.
Bürgermeisterin will keine „zweite Buersche Straße“ in Gladbeck
Gegner der Planung an der Buerschen Straße fühlen sich beleidigt
Ich habe seither und bis heute nicht einen einzigen Mitstreiter wahrgenommen, dem man nur im Entferntesten unterstellen könnte. Dass er oder sie „auf Spaltung und Unzufriedenheit setzen und daraus Vorteile für sich ziehen“ gewollt habe. Die von ihren Hintermännern formulierte, weichgespülte Kritik der Ratsvorsitzenden von an der Sache orientierten Bürgern ist deshalb unangemessen und beleidigend. Die Formulierung erinnert an Verbalattacken von Autokraten wie Trump, Orban oder Erdogan. Diese bezeichnen jeden als spalterischen Feind, der nicht mit ihnen einverstanden ist. In unserer Stadt, in der gerade tausende Bürger die extreme Rechte gewählt haben, richtet Frau Weist damit Schaden an. Ihr Versprechen „es ist jetzt vor allem unsere Aufgabe, Vertrauen herzustellen“ (Frau Weist im selben Absatz ihres Vortrags) ist hohl und unwahrhaftig.
Fehlverhalten der Bürgermeisterin ausgeblendet
Ohne genaues Hinhören und -sehen könnte man meinen, die Erwähnung des Komplexes Buersche Straße wäre ein Eingeständnis von eigenem Fehlverhalten der Frau Bürgermeisterin. Leider Fehlanzeige. Sie hat zwar im Frühjahr 2023 nicht nur völlig unüberlegt und ohne sachliche Prüfung die verfehlte Begründung ihrer Partei für die Wiedereinrichtung von Parkplätzen und den für Radler gefährlichen Mischverkehr mit Kfz auf einer engen Spur wortwörtlich als eigene Meinung nachgeplappert. Sie hat sich aber in den dazu bis zur Wahl geführten Auseinandersetzungen verleugnen lassen. Statt zu führen und Vertrauen schaffend zu kommunizieren. Und auch eine eigentlich erforderliche Zurechtweisung des obersten Stadtplaners in ihrer Truppe ist die verbale Adelung der Buerschen Straße keineswegs. Frau Weist hat dem eigentlichen Verursacher der Misere trotz Dienstaufsichtsbeschwerde und Klage für den jetzt beabsichtigten Bau von mehr als 100 Parkplätzen auf dem wunderschönen Grünstreifen der Brückenrampen freie Hand gegeben.
Also keine „zweite Buersche Straße“ im neuen Rat? Mitnichten. Der jetzt realisierte Zustand entspricht weitestgehend dem eigentlich zu erwartenden Ergebnis des Verkehrsversuchs. Es handelt sich um eine durchgehende, breite Fahrradstraße im gesamten Straßenverlauf. Das ist gut so. Es könnte so bleiben und hätte politisch geräuschloser, schneller und preiswerter erledigt werden können. Die gut 20 zeitbewirtschaftete Parkplätze am Kreisverkehr Humboldtstraße ändern daran nichts.
Buersche Straße für Stadt und Demokratie weiterhin schmerzvoll
Schon jetzt dürfte sich aber abzeichnen, dass die Buersche Straße für Stadt und Demokratie weiterhin schmerzvoll sein wird. Hinter den Kulissen versucht nämlich die Verwaltung. Trotz Altlasten im Untergrund will man den Bau weiterer 80 Parkplätze durchführen lassen, verteilt über den gesamten Mittelstreifenbereich. Kosten: mindestens 600 – 800.000 Euro. Bislang ohne die gesetzlich vorgeschriebene Ausschreibung.
Dabei versucht die Politik mit ein paar Haushaltstricks über die wirtschaftliche Situation der Stadt hinwegzutäuschen. Die hat die Bürgermeisterin in ihrer Antrittsrede öffentlich, unkommentiert und ohne weitere Begründung als „desaströs“ in den Raum gestellt. Dies quasi als Stopp-Faktor für alle nicht unbedingt notwendigen Vorhaben. Der weitere Umbau der Buerschen wäre ein Musterbeispiel dafür. Die Parkplätze, um die es hier geht, sind nicht erforderlich. Dies haben die Zeit des Verkehrsversuchs von mehr als einem Jahr und die jetzige Situation, die noch mindestens ein zweites Jahr dauern wird, gezeigt. Ersatzparkplätze sind geschaffen worden. Die für zusätzliche Plätze zusammengekratzten Mittel sollte die Stadt für wirklich Dringendes verwenden.
Die kommende Verkehrssituation ist gefährlich
Wichtiger ist indessen: Die Vermischung von Parkverkehr auf dem Grünstreifen, Durchgangsverkehr auf der linken und Radverkehr auf der rechten Fahrspur ist unübersichtlich. Dies gilt insbesondere dann, wenn man die Situation auf mehr als 600 Meter verlängert. Unfälle schwerer Art beim Ausparken sind vorprogrammiert. Daher wird der Radstreifen von Autofahrern beim Warten auf freiwerdende Parklücken genutzt. Dann müssen Radfahrer entweder anhalten oder in den motorisierten Verkehr auszuweichen. Früher oder später wird es heftig krachen.
Es kommt noch dicker: die sog. Asienbrücke ist ein Betonbauwerk aus den 1960er Jahren. Nach fachlicher Einschätzung muss sie, wie so viele marode Brücken ihres Alters, in 6-10 Jahren abgerissen und neu gebaut werden. Politiker, die die Straße im kommenden Jahr noch für einen Millionenbetrag ausgestalten wollen, verzocken damit das ihnen anvertraute Geld der Gladbecker Steuerzahler. Die Straßentechniker haben deshalb schon heute ein Mahnzeichen für den drohenden Abriss der Bahnbrücke in die neue Radspur eingebaut. Sie haben sich geweigert, im Brückenbereich den grauen Asphalt zu beseitigen und roten Asphalt zu verlegen. Weil dies die ohnehin schon kritische Haltbarkeit der Brücke zusätzlich gefährden könnte.
Ich appelliere an alle Verantwortlichen: stoppt den Unsinn. Gesucht sind mutige Ratsmitglieder, die der Tragödie der Buerschen ein Ende bereiten. Von der Bürgermeisterin und ihren Genossen in Verwaltung und Rat ist das nicht zu erwarten.
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