
Radfahren auf der Buerschen Straße – gefährlich ohne Ende
Gladbeck – 29.03.2025 – Radfahr-Drama – Die fast endlose Geschichte um die Herstellung eines sicheren Radverkehrs auf der Buerschen Straße dauert jetzt schon über fünf Jahre. Im Frühjahr 2020 schrieb der Bundestag neue Schutzmaßnahmen ins Gesetz, weil Radfahrer überdimensional in tödliche Kollisionen mit Kfz verwickelt waren. Im Juni 2020 reagierte der ADFC. Seine Gladbecker Vorsitzende forderte in einem Bürgerantrag die Beseitigung der auf der für einen gemeinsamen Verkehr von Radlern und Autos zu engen Buerschen Straße in Gladbeck. Die gemeinsamen Fahrspuren mit dem Autoverkehr waren nicht mehr hinnehmbar.
Die Verwaltung reagierte. Sie berichtete Jahr für Jahr den Ausschüssen über ihre Bemühungen zur Neuregelung des Verkehrs, die durch die neue Rechtslage unabwendbar geworden waren. In einem mit vielen Argumenten abwägenden, auf hohem Niveau geführten Diskurs stießen ihre zusammen mit externen Experten erarbeiteten Vorschläge immer wieder auf die mehrheitliche Zustimmung der Politik.
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2023 besiegelte der Rat das Ende der Gefahren für Radfahrer auf der Buerschen Straße. Könnte man meinen. Das Radfahr-Drama begann aber erst richtig.
Im Frühjahr 2023 beschloss der Planungsausschuss auf der Grundlage eines gut vorbereiteten Antrages der Verwaltung, den Mischverkehr auf der gesamten Straßenlänge der Buerschen, insbesondere auf der viel zu engen sog. Asienbrücke zu beseitigen. Und zwar unter dem dafür nicht zu vermeidendem Verzicht auf die kostenlosen Parkplätze auf der Fahrbahn und zu Gunsten einer breiten eigenen Spur für den Radverkehr, einer „Protected Bike Line“. Der parlamentarische Kompromiss sah zunächst einen auf ein Jahr begrenzten Verkehrsversuch vor. Die Verwaltung legte dem Beschluss indessen ausdrücklich zu Grunde, dass eine rechtskonforme Rückkehr zum Mischverkehr angesichts der veränderten Rechtslage nicht mehr möglich sei.
Im Sommer 2023 wurde die Versuchsanordnung vor Ort installiert. Sie wurde von den Radfahrenden einhellig begrüßt. Für die Parker wurden in Citynähe ausreichend Ersatzparkplätze ausgewiesen bzw. neu geschaffen.
Beendigung des Verkehrsversuchs: eine hastige Verzweiflungstat
Im März 2024 beantragten dann aber die SPD, die CDU und die FDP gemeinsam die „schnellstmögliche“ Beendigung des ohnehin kurz vor seinem Ende stehenden Verkehrsversuchs. Ihr einziges Ziel: Die Wiederherstellung der alten Parkplätze. Dazu forderten sie unter Berufung auf eine angeblich von der Verwaltung vorgesehene „Rückfallebene“ die Wiedereinführung des alten Mischverkehrs. Niemand aus den Reihen unserer gewählten Politiker und der gut bezahlten Mitarbeiter der Stadtverwaltung machte sich die Mühe eines Faktenchecks.
Tatsache ist: Die behauptete „Rückfallebene““ gab es nicht. Im Gegenteil: der Ausschuss hatte sie ausdrücklich ausgeschlossen. Dennoch monierte niemand, dass der Antrag auf einer leicht durchschaubaren Unwahrheit basierte. Auch nicht die Bürgermeisterin, die den Mehrparteienantrag schon am Tag seines Eingangs im Rathaus faktenfrei öffentlich lobte. Eigentlich wäre sie nach den Regeln der Gemeindeordnung verpflichtet gewesen, der Beschlussfassung zu widersprechen und den Beschluss zu beanstanden. Zumal da alle Stellungnahmen von städtischen Ämtern und Experten externer Stellen einhellig zu dem Ergebnis kamen: der Rat darf nicht wie beantragt beschließen. Denn die Wiedereinführung der alten Mischverkehr-Situation war nicht nur gefährlich und schon deshalb nicht zulässig. Sie war rechtswidrig und unzulässig, weil sie den neuen Verkehrsvorschriften von 2020 eindeutig widersprach.
Die Gladbecker Parteien treibt die Angst das führte zum Radfahr-Drama
Wer die blitzschnelle Heckenschützen-Aktion der Gladbecker Fraktionen (nur fünf Wochen vom Antrag zum Beschluss, trotz Osterferien) zur „schnellstmöglichen“ Beendigung des Verkehrsversuchs nicht verstehen konnte, sucht bis heute vergeblich nach tragfähigen Erkenntnissen oder Geistesblitzen, die einen schlüssigen Grund für den politischen „Sofortismus“ gewesen sein könnten. Die Erklärung ist indessen recht einfach: Triebfeder war die nackte Angst. Es hat sich herumgesprochen, dass die AfD in der bei ihr üblichen, sachlich falschen, aber einfachen Methode in vielen Städten punktet. Sie versucht die Lufthoheit über den Stammtischen zu erobern, indem sie für innerstädtische Parkplätze kämpft.
Das wollten die Gladbecker Strategen von CDU und SPD den Rechten in Gladbeck nicht gönnen. Deshalb feuerten sie den gemeinsamen Schnellschuss ab. Ohne Rücksicht auf Recht und konkrete Gefahren, ohne Lektüre der sehr lesenswerten Unterlagen, die ihre Verwaltung seit 2020 für sie produziert hatte. Als müssten sie einen Großbrand in der City löschen. Und: bis heute verstecken sie sich. Sie lassen ihre nicht durchdachte Panikaktion von der Verwaltung mit Klauen und Zähnen verteidigen. Gefahren und Schäden durch das verwirrende Durcheinander im Verkehr: ihnen egal. Ihr Verhalten ist jedenfalls falsch und alles andere als eine vertrauensbildende Maßnahme. Sie treiben denen, die sie übertölpeln wollten, eher neue Wähler zu.
Verfahren der Kommunalaufsicht gegen die Gladbecker Bürgermeisterin
Da Frau Weist trotz mehrfacher Aufforderung ihrer Verpflichtung zum Eingreifen nicht nachkam, musste logischerweise die Kommunalaufsicht beim Kreis Recklinghausen einschreiten. Die dort zuständigen Beamten bemühen sich jetzt seit Sommer 2024, also seit zehn Monaten, die Stadt zu besseren Einsichten zu bringen. Erfolglos. Sie wollen vermeiden, der Bürgermeisterin mit einem klaren „Stopp“ in den Arm zu fallen. Das mag löblich erscheinen, ist aber angesichts der konkreten Gefahren auf der Strecke vor Ort aber fahrlässig und falsch.
Jedenfalls: Hinter den Kulissen begann ein handfester Streit zwischen Stadt und Kreis. Zur Debatte stehen die Beseitigung einer gefährlichen und rechtswidrigen Verkehrssituation gegen das starrsinnige Beharren auf dem im Gladbecker Planungsausschuss einhellig gefassten Beschluss.
Streit zwischen Kreis und Stadt zur Buerschen Straße: Chefsache ohne Frau Weist
Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen den Kreis verlangt jetzt eine Gladbecker Fraktion, endlich zu entscheiden. Unter dem Druck des Gerichtsverfahrens übernahm vor wenigen Tagen CDU-Landrat Bodo Klimpel persönlich die Federführung in der Auseinandersetzung mit der Stadt. Zu seinem Versuch einer persönlichen Klärung im Kreishaus liefen die Gladbecker – wie so oft in sachlich anspruchsvollen Lagen – nicht mit ihrer Chefin, sondern mit dem Beigeordneten Dr. Kreuzer auf. Während der noch in der Ausschusssitzung vom 18. April in Wort und Schrift und mit guten Argumenten für die Ablehnung des Antrags, gegen die Parkplätze und für den Erhalt der getrennten Fahrspuren plädierte, kämpft er jetzt offenbar für kostenfreien Parkraum und gefährlichen Mischverkehr. Das ist, gelinde gesagt, verwirrend. Aufrechte Haltung und glaubhafte Politik eines Wahlbeamten gehen anders.
Verwirrend sind auch die ziemlich neben der Sache liegenden, aktuellen Aktionen der Stadt. Man beharrt nach wie vor auf Rad- und Kfz-Verkehr auf einer gemeinsamen Spur auf der besonders gefährlichen Brücke, streicht aber publikumswirksam die wenigen Parkplätze vor den Supermärkten im nördlichen Bereich der Straße. Das sieht nur auf den ersten Blick wie ein Kompromissangebot aus, ist aber nur ein fadenscheiniges Ablenkungsmanöver. Denn die von Herrn Dr. Kreuzer in seiner Ausschussvorlage zum 21.03.2025 mit „Verkehrssicherheit“ gelieferte Begründung ist scheinheilig. Sie lenkt von der weiterhin unbedingt gewollten Beibehaltung der freien Parkplätze auf den Fahrbahnen der Brücke ab. Die führt nämlich an erster Stelle und weiterhin zu gefährlichen Verkehrssituationen. Nach wie vor: Rechtslage hin, Gefahrenlage her: Stur heil, kein Eingestehen von Fehlern. Dies könnte von den falschen Leuten ausgeschlachtet werden.
Wie soll das enden?
Wenn die Parkplätze in naher Zukunft auf der Brücke nicht beseitigt werden und der getrennte Verkehr für Radfahrer und Kraftfahrzeuge nicht wieder eingeführt wird, wird das Radfahr-Drama weitergehen. Jetzt überlegen Bürger, auch die Stadt zu verklagen, damit sie endlich eine rechtmäßige Verkehrsführung einführt. Die grundlegende Frage ist, mit welchen Mitteln und wie lange noch sich betroffene Radfahrer wehren müssen, bis die für das Desaster Verantwortlichen endlich umkehren. Sowohl die Frontleute der CDU- und der SPD-Fraktion im Rat als auch die Bürgermeisterin hüllen sich seit einem Jahr in Schweigen, so, als ginge sie die Sicherheit des Radverkehrs in der Stadt und die Abwendung von Gefahren für Radfahrer nichts an. Das können wir ändern.
Am 15. September 2025 steigt die Wahl von Rat und Bürgermeister.
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In dem Artikel zur Fahrradtragödie auf der Buerschen Straße heißt es, die Frontleute der CDU- und der SPD-Fraktion im Rat wie auch die Bürgermeisterin hüllten sich seit einem Jahr in Schweigen, so als ginge sie die Sicherheit des Radverkehrs in der Stadt nichts an.
Diese Feststellung ist aus meiner Wahrnehmung richtig.
Gestern war ich, wie fast täglich, wieder per Rad auf der Asienbrücke unterwegs. Stadteinwärts fuhren zwei PKWs hinter mir. Kurz vor dem Scheitelpunkt der Brückenstrecke begann zunächst der hintere Wagen ein Hupkonzert, dem schloss sich dann mit verkürztem Abstand zu mir auch der erste hinter mir fahrende Autofahrer an. Beide verfolgten mich mit ihrem Getöse über mehrere hundert Meter bis zum Kreisverkehr Schillerstraße. Ihr Signal war eindeutig: „Hau ab von unserer Fahrbahn. Wir wollen schneller fahren, als du kannst.“ Einer der beiden verfolgte mich hupend weiter, bis ich mein Fahrrad am Rand der Fußgängerzone abstellte. Auch diese Botschaft ist angekommen: „Wir sind stärker als du. Sieh dich vor!“
Solche und ähnliche Szenen erlebe ich fast täglich. Dennoch schlage ich den Rat von Verwandten und Freunden in den Wind, auf der Buerschen Straße nicht mehr Rad zu fahren. Vor einem geschrotteten Fahrrad und einer Behandlung im nahen Krankenhaus habe ich zwar Angst, so viel Zivilcourage zeige ich aber, auch als Radfahrer in Gladbeck.
Am 10. Februar des Jahres habe ich Frau Bürgermeisterin Weist um dringende Abhilfe der nicht nachlassenden Gefahrensituation für Radfahrende auf der Asienbrücke gebeten. Ich zitiere aus meinem Schreiben:
„Ich benutze die Brücke praktisch täglich mit dem Fahrrad und erlebe häufig, wie Autofahrer versuchen, mich zur Seite zu drängen oder rücksichtslos zu überholen. Das ist beängstigend und gefährlich“. …. „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Parkplätze auf der Brücke noch vor Frühlingsbeginn beseitigen lassen, wenn also nicht nur ich, sondern immer mehr Radfahrer den von Ihnen geschaffenen Gefahren ausgesetzt werden. Richten Sie bitte auf der Brücke eine Protected Bike Line ein“.
Die Antwort der Bürgermeisterin vom 11. Februar hat mich zunächst amüsiert, dann aber entrüstet, weil ich entgegen ihrer schriftlichen Ankündigung bis heute keine sachliche Antwort erhalten habe.
Ich zitiere:
„Ihre Email … habe ich sehr aufmerksam gelesen. Ich werde mich hierzu mit meinen Kolleginnen vom Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Verkehr austauschen. Sobald ich mehr weiß, werde ich Sie informieren“.
Der Vorgang zeigt ein eklatantes Verwaltungsversagen und deutet auf eine Überforderung der Bürgermeisterin und ihres Umfeldes hin.
Wieso behauptet die Verwaltungschefin, sie werde sich an das Planungsamt wenden, obwohl doch das Ordnungsamt als Straßenverkehrsbehörde für die Gestaltung des innerstädtischen Verkehrs zuständig ist? Wieso hat mir Frau Weist bis heute nicht geantwortet, obwohl sie schon vor mehr als sechs Wochen an-gekündigt hat, sie werde sich melden, nachdem sie sich mit ein paar Leuten aus ihrer Verwaltung „ausgetauscht“ hat? Warum dauert ein verwaltungsinterner „Austausch“ so lange? Wieso meint sie, sie müsse „noch mehr wissen“, obwohl sie doch schon am 09. März 2024, also vor über einem Jahr, den gefährlichen Mischverkehr ausdrücklich begrüßt hat? Gehen alle veröffentlichten Berichte über die untragbaren Zustände auf der Buerschen Straße und die eindeutigen Inhalte der Akten im Rathaus an ihr vorbei?
Ich frage mich: sind die Hauptverwaltungsbeamtin und ihre Mitarbeiter mit dem Management des täglichen Posierens für Pressefotos so belastet, dass sie sich nicht mehr um das Wohl gefährdeter Bürger kümmern können? Betrachtet die Bürgermeisterin, die bis zu ihrer Wahl subalterne Mitarbeiterin im Rathaus war, die Mitglieder des Rates und ihres Verwaltungsvorstandes immer noch als ihre Vorgesetzten? Warum ist sie nicht in der Lage, Fehlleistungen dieser Damen und Herren zu steuern und erforderlichenfalls zu korrigieren?
Ich kann nicht anders, als den Inhalt des Weist-Schreibens kurz so zu verstehen: „Ich nehme Sie nicht ernst. Ich halte Sie hin, solange ich will. Sie können mich mal …“
Ich habe nachgerechnet: bis zur Kommunalwahl (danke der NGZ für den Hinweis) sind es nur noch knapp sechs Monate hin. Ich weiß schon jetzt, wenn ich nicht wählen werde.