Polizeipräsidium Recklinghausen veröffentlicht Kriminalitätsbericht 2022
21.02.2023 – Kriminalitätsbericht – Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Häusler stellen den Kriminalitätsbericht 2022 vor. Die nachfolgenden Zahlen geben die objektive Kriminalitätsentwicklung wieder. Nachdem in den Corona-Jahren 2020 und 2021 die tiefsten Stände seit 40 Jahren feststellbar waren, sind im vergangenen Jahr die Straftaten wieder angestiegen. „Genau wie in ganz Nordrhein-Westfalen sind auch bei uns die Fallzahlen gestiegen. Gemessen an der Häufigkeitszahl liegen wir aber auch in diesem Jahr wieder unterhalb des Landeswertes“, erläutert die Polizeipräsidentin.
„Einen deutlichen Zuwachs gab es zum Beispiel beim „Tatmittel Internet“. Waren es im Jahr 2019 – also vor Corona – noch etwa 2.470 Fälle, wurden jetzt über doppelt so viele Fälle registriert.“ Dazu kommen über 2.600 Fälle, die im Zusammenhang mit „falschen Impfausweisen oder gefälschten Gesundheitszeugnissen“ stehen.
„Die Bekämpfung der Kriminalität ist vielschichtig und facettenreich. Sie fängt an bei den Ursachen für Kriminalität, geht weiter über die Verhinderung von Kriminalität, z.B. durch Präsenz und Präventionsprojekte bis hin zur Aufklärung
von Straftaten und der justiziellen Ahndung – Kriminalitätsbekämpfung ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch im Rahmen der Sicherheitskonferenz mit den kommunalen Führungsspitzen Mitte Februar stand die
Netzwerkarbeit im besonderen Fokus“, betont Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
„Neben den Zahlen ist für mich aber auch das Sicherheitsempfinden der Menschen von Bedeutung“, so die Polizeipräsidentin weiter. „Wichtig ist, dass die Polizei, auch zusammen mit dem kommunalen Ordnungsdienst, vor Ort präsent und ansprechbar ist.“
Aufklärungsquote:
Im Jahr 2022 konnten im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop mehr Straftaten aufgeklärt werden als im Vorjahr. „Das spricht für eine gute Ermittlungsarbeit der Polizei Recklinghausen“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Häusler. „Aber auch das größte Engagement und der beste Ermittlerspürsinn führen leider nicht immer zum Erfolg. Manchmal kommt der entscheidende Hinweis aus der Bevölkerung. Deshalb setzen wir weiterhin auf Zeugenaufrufe – und auf aufmerksame Menschen, die mit ihren Angaben zu Tatklärungen beitragen können. An dieser Stelle auch ein Dank an alle Hinweisgeber“, betont Häusler. Die Aufklärungsquote liegt insgesamt bei 52 Prozent.
Ermittlungserfolge:
Für das vergangene Jahr kann die Polizei Recklinghausen mehrere große Ermittlungserfolge aufweisen. Erwähnenswert ist unter anderem die EK Vakzin mit rund 1800 Fällen. Ein Ermittlungsverfahren gegen einen Arzt aus Recklinghausen, der reihenweise Impf-Bescheinigungen ausgestellt haben soll – ohne den angegebenen Impfstoff verabreicht zu haben. Das Verfahren wird derzeit vor Gericht verhandelt. Weitere Informationen zur EK Vakzin und zu anderen Ermittlungserfolgen sind im Kriminalitätsbericht 2022 enthalten.
Einbrüche und Taschendiebstahl:
„Für die Menschen ist der Wegfall der meisten Corona-Einschränkungen positiv, er hat aber auch eine Kehrseite: Mehr Tatgelegenheiten für Einbrecher und Taschendiebe“, stellt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen fest. „Die potentiellen Opfer sind wieder vermehrt unterwegs – und gleichzeitig weniger zu Hause, was zum Beispiel Einbrechern in die Karten spielt“, so Zurhausen. Im vergangenen Jahr wurden 1.146 Wohnungseinbrüche angezeigt. Das sind zwar 267 mehr als im Jahr davor, im Vergleich zum Jahr 2019 – also „vor Corona“ – aber auf ähnlichem Niveau. „Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs bleibt ein Schwerpunkt der Polizei Recklinghausen. Das Eindringen von Tätern in den persönlichsten Bereich führt auch zu einer erheblichen seelischen Belastung.
Auch deshalb nimmt, neben der Ermittlungsarbeit, die Opferbetreuung einen hohen Stellenwert ein“, so die Polizeipräsidentin weiter. „Nur im Dreiklang – aufmerksame Anwohner, persönlicher Einbruchschutz und die Präventions- und Ermittlungsarbeit der Polizei – kann den Einbrechern „ein Riegel vorgeschoben werden“, ergänzt Zurhausen.
Körperverletzungen:
Im Jahr 2022 sind wieder mehr Körperverletzungen (5.479) angezeigt worden – aber auch die Steigerung ist erklärbar: Wenn wieder mehr Menschen aufeinander treffen, gibt es auch mehr Reibungspunkte und Konfliktpotential. Wenn dann vielleicht noch Alkohol im Spiel ist, kann ein Wortgefecht schnell in einer Rangelei oder Prügelei enden. „Wir stellen bei den Menschen ein erhöhtes Aggressionspotenzial fest. Zwar sind die Fälle, bei denen eine Stichwaffe eingesetzt wurde, erfreulicherweise deutlich zurückgegangen. Erschreckend ist aber, dass offensichtlich immer mehr der Meinung sind, ihre Fäuste als Problemlösung einsetzen zu müssen. Wir nehmen diese Entwicklung zum Anlass,
unsere Präsenzkonzepte anzupassen und diese sowohl örtlich als auch zeitlich anzupassen“, betont Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Widerstand und tätlicher Angriff:
Gestiegen ist leider auch die Zahl der Angriffe auf Vollstreckungsbeamtinnen und -beamte. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 556 Polizistinnen und Polizisten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen Opfer eines Widerstandes oder tätlichen Angriffs. Dazu kommen noch weitere Delikte, wie zum Beispiel Bedrohungen und Beleidigungen, die nicht unter die Widerstandsdelikte fallen.
„Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste haben zunehmend mit Respektlosigkeit und Angriffen zu kämpfen und setzen bei ihrer Arbeit ihre eigene Gesundheit aufs Spiel“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. „So ist für viele offenbar die blaue Uniform der Polizei zum roten Tuch geworden. Die Bilder, die wir aus der Silvesternacht – aus ganz Deutschland – gesehen haben, sind mehr als erschreckend“, ergänzt Zurhausen. Auch in Bottrop hatte ein 19-Jähriger
Widerstand geleistet, nachdem er zuvor aus einer Gruppe heraus Polizisten beleidigt und mit Feuerwerk und einer Flasche beworfen hatte. Die Polizeibeamten blieben glücklicherweise unverletzt. „Doch egal ob an Silvester oder an anderen Tagen: Tätliche Angriffe und Beleidigungen sind nicht hinzunehmen“, fasst die Polizeipräsidentin zusammen. „In Fällen von Gewalt gegen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stelle ich als Behördenleiterin zusätzlich Strafanträge, um die Bedeutung der Strafverfolgung zu unterstreichen.“ Insgesamt wurden 604 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im Jahr 2022 Opfer einer Straftat – und damit 17 mehr als im Jahr zuvor.
Raubtaten:
Die Zahl der Raubüberfälle ist grundsätzlich gestiegen. Das betrifft sowohl den Straßenraub als auch den Raub auf Geschäfte, Kioske, Tankstellen oder Spielhallen. 2022 wurden 147 Straßenraube angezeigt, im Jahr davor waren es 89.
Im vergangenen Jahr wurden 34 Raubüberfälle auf Geschäfte, Kioske, Tankstellen oder Spielhallen registriert – und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (16 Taten). Die Polizei hat bereits auf die steigende Zahl reagiert – und eine strategischen Fahndung eingesetzt. Seitdem wurden weniger Raubtaten verübt. Die strategische Fahndung ermöglicht es den Beamten, bei Straftaten von erheblicher Bedeutung anlasslos und ohne konkreten Verdacht Personen im öffentlichen Verkehrsraum anzuhalten und zu überprüfen sowie Fahrzeuge und mitgeführte Sachen in Augenschein zu nehmen, um diese Straftaten zu verhindern. „Durch die verstärkten Kontrollen sollen potentielle Straftäter abgeschreckt und weitere Raubüberfälle verhindert werden“, betont noch einmal Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. „Die Menschen im Kreis Recklinghausen und Bottrop können sicher sein, dass wir als Polizei alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um permanent Druck auf Täter auszuüben.“
Jugendkriminalität:
Im Jahr 2022 war etwa jeder fünfte Tatverdächtige unter 21 Jahre alt. Der Anteil liegt bei 21,3 Prozent und ist damit – im Vergleich zum Vorjahr – leicht gestiegen (von 19,46% im Jahr 2021). Die gute Nachricht ist aber: Die Zahlen liegen unter dem Niveau von „vor Corona“. Und sogar deutlich unter dem Niveau von 2007, da lag der Wert noch bei über 30 Prozent. „Uns wäre es natürlich lieber, wenn der Wert maximal einstellig wäre – aber Wunsch und Wirklichkeit sind leider nicht das gleiche“, stellt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen fest. „Wir setzen weiter auf die gute Zusammenarbeit mit anderen Behörden, wie beispielsweise dem Jugendamt.
Bei der Polizei arbeiten außerdem extra geschulte Jugendsachbearbeiter, die individuell auf die einzelnen Tatverdächtigen eingehen können. Grundsätzlich steht im Jugendstrafrecht der Erziehungsgedanke im Vordergrund.“ Auffällig ist leider, dass die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen beim Straßenraub deutlich nach oben gegangen ist: Im Jahr 2022 wurden insgesamt 125 Tatverdächtige nach Raubüberfälle auf Straßen Wegen oder Plätzen ermittelt – 91 davon waren unter 21 Jahre alt. Die NRW-Initiative „Kurve kriegen“ hilft Mehrfachtatverdächtigen Kindern und jungen Jugendlichen und ihren Familien aus der Kriminalität, bevor der Weg in eine „kriminelle Karriere“ führt. Kurve kriegen wurde bereits vor einigen Jahren im Polizeipräsidium Recklinghausen eingeführt. Weitere Infos zu der NRW-Initiative sind auf der Internetseite www.kurvekriegen.nrw.de enthalten.
Kindesmissbrauch:
Ein wichtiges Thema bleibt der Kampf gegen Kindesmissbrauch. Die Zahlen aus 2022 zeigen: „Es ist eine Mammutaufgabe, aber wir werden in der Bekämpfung nicht nachlassen“, verspricht der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Häusler. Im vergangenen Jahr gab es 174 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern, das sind nochmal zwölf Prozent mehr als 2021. „Die Polizei unternimmt mehr – deshalb tauchen auch zusätzliche Fälle auf. Und jeder geklärte Fall führt leider oft zu neuen Fällen. Die Dimension des Dunkelfeldes ist erschreckend. Aber gleichzeitig bedeutet jeder neue Fall auch, dass damit der Leidensweg eines weiteren Kindes beendet ist“, so Zurhausen. Die Aufklärungsquote bei Kindesmissbrauch lag zuletzt im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop bei über 72 Prozent.
Betrugsfälle zum Nachteil älterer Menschen:
Es vergeht leider kaum eine Woche im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop, in der niemand auf Trickbetrüger hereinfällt. Und manchmal sind es sogar mehrere „erfolgreiche“ Fälle an nur einem Tag. Jeder Fall ist einer zu viel, aber leider schaffen es die Betrüger immer wieder, vor allem ältere Menschen zu täuschen bzw. deren Hilfsbereitschaft auszunutzen, um sie um ihre Ersparnisse zu bringen. Die Geschichten variieren und die Betrüger passen sie oft aktuellen Begebenheiten an. Im Kern sind sie alle ähnlich: Es wird eine Notlage vorgetäuscht – und es wird dringend Geld benötigt.
1.202 bekannte Betrugsfälle – in 72 Fällen verliefen sie erfolgreich für die Täter
Im vergangenen Jahr gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen insgesamt 1.202 bekannte Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen. Beim Großteil der Fälle blieb es beim versuchten Betrug und es kam zu keinem finanziellen Schaden. Leider war das aber nicht immer der Fall. In 72 Fällen konnten die Betrüger Wertsachen und/oder Geld erbeuten. Die Täter gaben sich meistens als falsche Amtsträger, zum Beispiel als falsche Polizeibeamte, aus. Ähnlich oft versuchten es die Betrüger mit Schockanrufen oder dem Enkeltrick an die Ersparnisse fremder Menschen zu kommen.
Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 sind insgesamt 1475 Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen registriert. Die bekannt gewordenen Taten stellen nur einen Teil der tatsächlich begangenen Betrugstaten dar. Viele Fälle melden die Geschädigten nicht und sind der Polizei daher gar nicht bekannt. „Jeder Fall, in dem ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht werden, geht auch den Ermittlerinnen und Ermittlern nah. Wir dürfen bei der Warnung vor den perfiden Maschen nicht nachlassen“, stellt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen klar.
„Bei unserem Präventionsprojekt „Next Generation“ steht die Achtsamkeit von Angehörigen bzw. Pflegepersonal im Mittelpunkt. Selbst wenn wir nur einen einzigen Betrug durch unsere Präventionsarbeit verhindern können, weil die Seniorin oder der Senior dadurch gewarnt war, ist das schon ein Erfolg“, ergänzt Zurhausen. Weitere Einzelheiten zum Präventionsprojekt „Next Generation“ sind im Kriminalitätsbericht enthalten.
Tötungsdelikte:
Der Kriminalitätsbericht gibt auch einen Überblick über die Tötungsdelikte, die im vergangenen Jahr passiert sind. Insgesamt gab es 20 solcher Taten im Jahr 2022 – und damit drei mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Acht Menschen verloren dadurch ihr Leben. Bei Tötungsdelikten handelt es sich in den allermeisten Fällen um Beziehungstaten, so dass die Anzahl polizeilich kaum zu beeinflussen ist und sich Fallzahlenschwankungen dadurch erklären lassen.
Anmerkung zum Kriminalitätsbericht 2022:
Der vorstehende Pressetext der Polizei gibt nur einen kleinen Überblick aus dem ausführlichen und umfangreichen Kriminalitätsbericht 2022. In dem Bericht selbst befinden sich Statistiken und Entwicklungen der einzelnen Deliktsfelder – auch heruntergebrochen auf die einzelnen Städte im Zuständigkeitsbereich der Polizei Recklinghausen. Den gesamten Kriminalitätsbericht finden Sie auf der Internetseite der Polizei: https://recklinghausen.polizei.nrw/
Polizeibericht aus Gladbeck | Mitteilungen der Stadt Gladbeck |
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