Der Genius Act von Donald Trump

Der Genius Act des Präsidenten Donald Trump
Der US-Genius Act versus Europas MiCAR. Foto: Natilyn Hicks - Unsplash.com

Wie genial ist der Krypto-Plan wirklich?

Werbung – Gladbeck – 04.08.2025 – Genius Act – Ein Präsident mit Hang zur Selbstinszenierung, ein Gesetz mit dem Namen „GENIUS“ und eine Branche, die schneller wächst, als so mancher das Wort Blockchain aussprechen kann. Das sind die Zutaten für eines der aufsehenerregendsten Finanzgesetze der vergangenen Jahre. Die USA haben sich ein Herz gefasst und den Genius Act auf den Weg gebracht, einen umfassenden regulatorischen Rahmen für Stablecoins.

Genius Act: Ein Gesetz als Gamechanger

Am 18. Juli 2025 hat Donald Trump das Gesetz unterzeichnet, das zuvor in beiden Kammern des US-Kongresses grünes Licht bekommen hatte. Der Titel ist eine kleine Provokation in sich: „Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins“, kurz GENIUS. Die Abkürzung sitzt wie ein Maßanzug, der zwischen Patriotismus und Selbstbeweihräucherung balanciert. Doch hinter dem knackigen Namen steckt ein echtes Schwergewicht.

Der Genius Act will mehr sein als nur ein Regelwerk. Er versteht sich als wirtschaftspolitische Weichenstellung, die Stablecoins aus dem Wildwuchs der Schattenfinanz befreit und in einen verlässlichen Rechtsrahmen bringt. Dabei setzt das Gesetz nicht auf kleinteilige Verbotspolitik, sondern auf einen pragmatischen Ansatz: fördern, aber fordern. Eine Art Vertrag mit der Branche, bei dem Transparenz und Verantwortung die Eintrittskarte ins System sind.

Alle Reserven, die zur Absicherung eines Stablecoins dienen, müssen in klar definierte, liquide Vermögenswerte wie Bargeld oder kurzfristige US-Staatsanleihen fließen. Und das Ganze, wie könnte es anders sein, unter der Schirmherrschaft eines Präsidenten, der gerne den Eindruck erweckt, er allein könne das Land in die digitale Zukunft führen.


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Stablecoins als Dreh- und Angelpunkt

Wer beim Stichwort Krypto sofort an Bitcoin denkt, liegt nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Denn Stablecoins spielen in einer anderen Liga. Sie wollen nicht hoch und runter springen wie ein nervöser Aktienkurs, sondern ruhig und verlässlich im Windschatten des US-Dollars auf Wallets gespeichert werden.

Der Unterschied zu Bitcoin ist fundamental. Während der eine als begrenztes Spekulationsobjekt gehandelt wird, soll der andere vor allem eines sein, stabil. Der Clou liegt in der Kopplung an eine feste Reserve, meist an den US-Dollar. Für jede digitale Einheit gibt es im Idealfall einen realen Dollar auf einem Bankkonto oder in Form von Staatsanleihen. Das schafft Vertrauen, zumindest theoretisch.

Und dann wäre da noch der große Bruder mit dem schlechten Ruf: Die algorithmischen Stablecoins, die sich selbst regulieren sollten, bis sie sich selbst zerlegten. Terra lässt grüßen. Genau solche Konstruktionen sind im Genius Act nun ausdrücklich verboten. Was zählt, ist echte Deckung, kein digitales Voodoo.

Genius Act: Strenge Regeln, große Hoffnungen

Der Genius Act macht kurzen Prozess mit Intransparenz. Jede Stablecoin, die unter das Gesetz fällt, muss vollständig gedeckt sein. Keine Spielchen mit Derivaten, kein Jonglieren mit obskuren Vermögenswerten. Was ausgegeben wird, muss in bar oder in sicheren US-Staatsanleihen hinterlegt sein.

Emittenten werden zu Finanzinstituten mit allen Konsequenzen: Sie müssen sich einer Lizenzierung unterziehen, entweder bundesstaatlich oder national, und sie unterliegen denselben Pflichten wie Banken beim Thema Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Die Zeiten, in denen ein Start-up mit ein paar Codeschnipseln Milliarden verschieben konnte, sind vorbei.

Politisches Kalkül oder echter Fortschritt?

Kaum ein Gesetz dieser Größenordnung lässt sich ohne politische Reibung durchsetzen, erst recht nicht in den USA. Doch Donald Trump hat mit dem Genius Act ein Projekt durchgedrückt, das ihm gleich doppelt nützt. Einerseits kann er sich als Wirtschaftsvisionär inszenieren, der den digitalen Dollar auf Kurs bringt. Andererseits bedient er eine Krypto-affine Wählerschaft, die ihn schon länger als protektionistischen Heilsbringer sieht.

Trumps Nähe zu Investoren und Unternehmern im Krypto-Sektor sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Offiziell gibt es keine Verbindungen, inoffiziell ist das Geflecht aus persönlichen Kontakten und wirtschaftlichen Interessen dicht genug, um Raum für Spekulationen zu bieten. Das ist nicht verboten, aber auffällig.

Was Trump versteht und gekonnt ausspielt, ist die politische Wucht digitaler Währungen. Der Genius Act ist nicht nur Finanzregulierung, sondern eine geopolitische Strategie. Wer den digitalen Dollar kontrolliert, kontrolliert nicht nur den Zahlungsverkehr, sondern auch ein Stück globaler Ordnung. Und da überlässt man ungern dem Gegner das Spielfeld.

Dollar gegen den Rest der Welt

Stablecoins, so langweilig der Begriff klingen mag, sind ein scharfes Schwert in der globalen Währungsarena. Denn je mehr digitale Dollars in Umlauf sind, desto mehr Menschen, Unternehmen und Staaten hängen am Tropf der amerikanischen Geldpolitik, auch dann, wenn sie das gar nicht wollen.

Der Genius Act nutzt diesen Hebel. Denn wer Stablecoins ausgibt, muss seine Reserven in US-Staatsanleihen parken. Das kurbelt die Nachfrage an und senkt ganz nebenbei die Refinanzierungskosten der USA. Kein Wunder, dass die Regierung wenig Interesse daran hat, diesen Markt kampflos China oder Europa zu überlassen.

Besonders clever: Während Europa am digitalen Euro bastelt und China seinen E-Yuan testet, lassen die USA private Unternehmen vorpreschen. Reguliert, aber nicht ausgebremst. So entsteht ein hybrides Modell, das Geschwindigkeit mit Kontrolle verbindet. Ein strategisches Manöver, das durchaus Charme hat.

Chancen und Risiken für Wirtschaft und Nutzer

Auf der Habenseite verspricht der Genius Act mehr Sicherheit, klare Regeln und einen Innovationsschub für die Branche. Transaktionen könnten günstiger, schneller und global zugänglicher werden. Gerade für Menschen ohne Bankzugang oder für Geschäftsmodelle, die auf grenzüberschreitende Zahlungen angewiesen sind, ist das ein Quantensprung.

Doch die Risiken bleiben und sie sind nicht zu unterschätzen. Sollte ein großer Emittent in Schieflage geraten, könnte das ganze System ins Wanken geraten. Ein digitaler Bankrun, bei dem Millionen Nutzer gleichzeitig ihre Coins einlösen wollen, ist kein theoretisches Szenario, sondern eine reale Gefahr.

Hinzu kommt die Frage nach der Machtverteilung. Wenn Konzerne wie Meta, Visa oder Walmart eigene Stablecoins herausgeben, verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen öffentlicher Kontrolle und privater Marktmacht. Auch wenn der Genius Act versucht, gegenzusteuern. Die Tür zur nächsten Finanzkrise bleibt einen Spalt offen.

Europa schaut zu: Genius Act versus MiCAR

Während in Washington der Gesetzeshammer geschwungen wird, schaut die Politik in Brüssel lieber doppelt hin. Die EU hat mit MiCAR ein eigenes Regelwerk geschaffen, das allerdings zögerlicher wirkt. Zwar gelten auch hier Regeln zur Reservehaltung und Lizenzierung, doch der Fokus liegt stärker auf Verbraucherschutz und Marktstabilität.

MiCAR verlangt eine strikte Trennung von Unternehmens- und Kundengeldern und schreibt eine Drittverwahrung der Reserven vor. Das schützt die Nutzer im Insolvenzfall besser, dämpft aber auch das Wachstumspotenzial der Anbieter. Der europäische Ansatz ist vorsichtiger, der amerikanische dafür wirtschaftsfreundlicher und aggressiver.

Statt auf private Stablecoins setzt die EU vor allem auf die Entwicklung eines digitalen Euro. Damit steht man in direkter Konkurrenz zum Genius-Ansatz, der auf private Initiative mit staatlichem Rahmen setzt. Wer am Ende die Nase vorn hat, wird sich erst zeigen, wenn die digitale Infrastruktur steht und genutzt wird.

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