Europabrücke vor dem Aus? Was kommt auf Gladbeck zu?

Anzeige

Grabmalle Mecking Terminvereinbarung
Europabrücke vor dem Aus?
Stellungnahme eines international renommierten Betonsachverständigen. Foto: Neue Gladbecker Zeitung

Was uns die Strategen im Rathaus verschweigen!

Gladbeck – 23.10.2025 – Europabrücke – Ob die Europabrücke weiterhin einen dichten, vierspurigen Verkehr sicher tragen kann, ist keineswegs sicher. Seit dem Jahresanfang ist das Bauwerk in beiden Fahrtrichtungen halbseitig gesperrt.

Die offene Frage ist, ob die Brücke wieder ohne größere Schäden vollständig geöffnet, oder ob man sie grundlegend sanieren oder gar abreißen und neu bauen muss.

Fest steht nur eins: Sollte die Brücke über längere Zeit ausfallen, wäre dies eine Katastrophe für die Menschen und die Wirtschaft in Gladbeck.


Die NGZ-News aus Gladbeck immer sofort auf das Handy?
Dann abonniere kostenlos den WhatsApp-Kanal
Die Gladbecker Zusammenfassung des Tages der NGZ?
Dann abonniere den kostenlosen Newsletter
Folgen Sie uns auf Facebook: NeueGladbeckerZeitung

Die Brückensituation in Gladbeck ist katastrophal!

Wir konnten den erfahrenen und international anerkannten Betontechnologen Dipl. Ing. Andreas Titze, den wir während eines Einsatzes in Tokio erreicht haben, für eine Einschätzung gewinnen. Anhand der bislang veröffentlichten Unterlagen hat er sich wie folgt geäußert:

Andreas Titze: Die von der Stadt Gladbeck zur Begründung ihrer Maßnahmen herangezogene Vergleichbarkeit der Europabrücke mit der Carolabrücke in Dresden, die ebenfalls Ende der Sechzigerjahre fertiggestellt worden war, ist für mich nicht ohne weiteres nachvollziehbar.

Die Betone und Spannstähle, die in der damaligen DDR verwendet worden sind, haben sich von den westdeutschen Materialien deutlich unterschieden. Dementsprechend schrieben auch die amtlichen Vorschriften für ihre Verwendung im Osten andere Rahmenbedingungen vor als im Westen. Der von der Stadtverwaltung Dresden mit der Erkundung der Ursachen des Zusammenbruchs beauftragte Sachverständige, Herr Prof. Steffen Marx von der TU Dresden, hat das unter anderem anhaltend schlechte Wetter zur Bauzeit maßgeblich den Einsturz der Brücke verantwortlich gemacht. Diese für mich einleuchtende Argumentation aus dem mehr als 500 km entfernten Dresden dürfte aber Gladbeck keine Argumente liefern.

Europabrücke ist offensichtlich nicht für weitere 40 Jahre verkehrstauglich

Die Hoffnungen, die sich an die angebliche Totalsanierung der Europabrücke im Jahr 2010-2012 geknüpft haben, haben sich zerschlagen. Die Brücke ist, anders als damals verkündet, offensichtlich nicht für weitere 40 Jahre verkehrstauglich gemacht worden. Im Gegenteil: Sie ist schon nach gut zehn Jahren erneut ein potentieller Sanierungsfall. Die Berichterstattung der lokalen Presse von 2012 kann die damalige Langfristperspektive aus technischer Sicht nicht begründen.

Auch die aktuellen Verlautbarungen der Stadtverwaltung auf ihrer Website sind aus meiner Sicht eher nicht plausibel.

Die mir vorliegenden Bilder zeigen, dass die ordnungsgemäße Betondeckung beim Bau der Brücke nicht eingehalten worden ist. Die Stadt Gladbeck hat als Betreiber der Brücke alle 6 Jahre nach DIN 1076 eine intensive Prüfung durch eine dafür anerkannte Institution durchführen zu lassen. Das Schadensbild kann aber nicht innerhalb von 6 Jahren entstehen. Damit liegt nahe, dass auch Jahre des Nichtstuns zum jetzigen Zustand der Brücke beigetragen haben.

Empfehlenswert wäre jetzt, die Karbonatisierungstiefe und den pH -Wert des Betons zu untersuchen. Beide Prüfungen geben Auskunft über die im Laufe der Zeit angegriffene Stahlkonstruktion. Die Bilder zeigen einen kausalen Zusammenhang mit den erwähnten Auffälligkeiten. Eine Festigkeitsprüfung des vorhandenen Betons könnte erste Schlüsse zum Zustand der Konstruktion gewähren. Entsprechende Bohrungen oder vergleichbare Eingriffe in den Brückenkörper sind aber nach meinen Materialien nirgendwo zu erkennen.

Im positiven Fall könnten die mir anhand der Bilder und Materialien partiell aufgezeigten Mängel durch Fachfirmen saniert werden. Sie nutzen dazu eine Karbonbewehrung mit Spezialmörtel.

Zu dieser Einschätzung meint die Redaktion:

Nur bedingt verständlich ist für uns, dass man einen Bochumer Lehrstuhlinhaber mit der technischen Analyse der mutmaßlichen Mängel betraut hat. Wenn der im Frühjahr 2025 aufgetauchte Verdacht wirklich durch das Desaster der Dresdner Brücke verursacht worden wäre, hätte es nahegelegen, den Dresdner Professor, der der sich ja bereits intensiv mit der Sache befasst hat, auch für Gladbeck einzuschalten.

Man kann nur hoffen, dass die Anfang der 1960er Jahre geplante Brücke bauartbedingt nicht so schwach dimensioniert ist, dass sie den heutigen Verkehr nach Dichte, Achslasten und Geschwindigkeit nicht mehr tragen kann. Wäre es so, könnte (mindestens) die über Gebühr lange, mit einer gezielten Überprüfung nicht mehr begründbare Teilsperrung zum Dauerzustand werden. Warum der aus der Not heraus wie eine Feuerwehr eingeschaltete Bochumer Experte für die Lieferung seiner Ergebnisse monatelang braucht, ist zurzeit noch das Geheimnis der Gladbecker Verwaltung.

Angesichts der besonderen Bedeutung der Brücke für Gladbeck ist es notwendig, die Öffentlichkeit und den Rat, anhand der im Rathaus vorhandenen Dokumente umfassend zu informieren.

Sollte die Brücke gesperrt werden müssen und sollte gleichzeitig irgendjemand immer noch meinen, die Autobahn A 52 auf Gladbecker Stadtgebiet müsse gebaut werden, wäre dies endgültig der Niedergang für Lebensqualität und wirtschaftliches Gedeihen der Stadt auf lange Zeit.

Zur Startseite


Polizeibericht aus Gladbeck Mitteilungen der Stadt Gladbeck

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*